Tagebuch von Andreas Okopenko, 19.12.1949-04.01.1950 - Digitale Edition Okopenko Andreas Tezarek Laura Herberth Arno Hebenstreit Desiree Englerth Holger Digitalisierung Hebenstreit Desiree Transkription Herberth Arno Formale Codierung Herberth Arno Semantische Codierung Herberth Arno Englerth Holger Stellenkommentar Herberth Arno Korrektur Hebenstreit Desiree Englerth Holger Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF P 28344 Einzelprojekte Innerhofer Roland Version 2.0 Austrian National Library
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o:oko.tb-19491219-19500104
Vienna Austrian National Library Literary Archive 399/W148 AC14414005 Z14851240X Papier 62 Blatt Tagebuch in Form loser Einzelblätter Von Andreas Okopenko mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Andreas Okopenko mit der Hand geschriebener Text. Von unbekannter Hand handschriftlich geschriebener Text. Von Häußler mit mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Häußler mit der Hand geschriebener Text. Zeitungsseiten, -artikel und -ausschnitte. Dokumente. Vorgedruckter Text.

T 1949

Mit blauem Farbstift gezeichneter Zweig mit zwei Verästelungen

T 1950

Tagebuch:

vom ..... Montag, 19. Dezember 1949

bis ..... Mittwoch, 4. Jänner 1950

Montag, 19. Dezember 1949:

Die offiziellen Weihnachtsferien beginnen.

Später aufgestanden.

Mein Artikel ist überraschenderweise in der "Welt am Montag", mit einem treffenden Nachsatz von "Octavian" und Rückenstütze von Manfred Z.

Auch sonst die Zeitung interessant. Meine Idee vom 25.10. ist in Frankreich tatsächlich ausgeführt. Es scheint, als ob manche Gedanken in der Luft lägen und da wie dort aufgenommen würden.

Sehr angenehme Stimmung. Holz gemacht. Linzerstraße zweimal (Schlüssel vergessen), einen Christbaum gekauft von einem zungenfertigen Händler.

Ordnungen. Laufmappe zu behandeln versucht.

Nm. Tante Fini da, unterhaltsamer (besonders für sie) Nachmittag. ↘, ↗.

Abends noch im Bett geschrieben: Neue Übersicht über die partnerschaft-lichen Fragen. Freilich ist die Tätigkeit wegen der Kürze nur von beschränktem Wert.

Dienstag, 20. Dezember:

Riesige Totogewinne standen in der Zeitung; eine Tatsache, über die wir wie verständlich sehr viel den Tag über sprachen.

Holz.Ordnungen.

Mauerspaziergang.

Reinschriften.

Nm. viel geplaudert. Ebert zu Ende gelernt. Weihnachtsbrief an Papa geschrieben.

Angenehme Radiosendungen.

Wechselnde produktive Stimmung. Lyrik eines ADLER-Schülers im Radio. ↗.Viel noch geplaudert

Mittwoch, 21. Dezember:

730 auf. Sehr gemütlich früh. Prachtvoller Sonnenaufgang.

T : . Über fremde Literaturen gelesen.

Eine Fahrt voll traditioneller Stimmung in Zehner und Stadtbahn: in Tantes Büro. Frl. Huber war netter als das letzte Mal, wo ich sie das erste Mal gesehen.

Tante erzählt, mein WaM-Artikel habe Sensation im Büro gemacht. Sie sagt, ich dürfe nicht mehr diesen "elenden" Schal anhaben, ich müsse elegantere Sachen mit der Zeit bekommen, wo ich nun "in der Stadt bekannt" werde (!) So ist Tante .

Ich hatte Weihnachtssachen abzuholen. Morgen muß ich nochmals kommen.

RAVAG hat mir eine Karte gesandt.

Fini war da, schenkte uns eine Gans!

Ein Haneckerpackerl kam an.

Radio schöne Sendungen. T. Tagebuch

Alles in allem ein Tag voll Weihnachtsstimmung.

Donnerstag, 22. Dezember:

Früh gleich zwei Artikel zum Jugendproblem die Tasten herunter polemisiert. Ich halte es allerdings für unzweckmäßig, sie hier in die Debatte zu werfen. Ob das Gewerkschaftsblatt meine Stellungnahme von III. 48 endlich veröffentlicht hat oder veröffentlichen wird?

Arbeiten im Haus.

T Tagebuch sehr viel nachgeholt.

Weihnachtserwartung.

Freitag, 23. Dezember:

Wieder später aufgestanden. Vm. kein Weg. Schönes Radio. Viel T Tagebuch . Gali aus eigener Lust gelernt.

Büro wieder sehr angenehm. Karlsplatz. Nochmals geschleppt. Und Tante selbst wird morgen noch etwas bringen.

Fini war da.

Radio. T Tagebuch .

17h Konsum, auch dort sehr nett.

Das Wetter ist nicht zeitgerecht: Keine Minusgrade, kein Schnee. Dennoch eigentümlich. Die Kiefern rauschen in einem näßlichen Frost, dämmrig ist es schon so zeitig, der Mond so dünn.

Weihnachtsgedicht vergebens zu "machen" versucht.

Stimmung weihnachtlich.

Samstag, 24. Dezember, HEILIGER ABEND.
zwei einander kreuzende Zweige in blau, wobei der waagrechte aus der färbigen Unterstreichung hervorgeht

Blauer Himmel, 0°, aber schön.

SV.

Viele Überschreibungen, die PLauf-Mappe zum Teil liquidiert.

Weihnachtserwartung!

Tante kam um 15h. Sie kam festlich und bepackt. Postweg.

Frl. Huber fand meine Augen so "ausdrucksvoll", wie sie noch nie, u.s.w., und ähnlich Schandhaftes tratschte mir Tante. Frl. Huber "könnte mich in einem fort anschauen".

Pfui, so etwas zu notieren.

Phil. Laufmappe - Ordnungen.

Zeitige Bescherung. Weihnachtsbaum schön aufgeputzt. Tante schenkte mir: Shakespeares Werke aus ihrem Bücherkasten,noch nagelneu! Lyrik der Weltliteratur und einen deutschen weniger bed. Lyrikband .

Briefpapier,

100.- S, die sie für mich im Sparverein gesammelt hatte

100.- S Anzahlung auf einen künftigen neuen Anzug, nachdem ich seit diesem Jahr keinen mehr habe.

Ferner die alle Familienmitglieder angehenden Fressalien, eine Unmenge voll (Tantes Weihnachtsgeld ist nun aber wirklich 'tschü! Sie tut es aber für sich wie für uns gern).

Auch Mama bekam 100.- S außertourlich.

Essen: Filet (Kabeljau) 2 Stunden später: Finis Gans.

Tante ging nach der Bescherung und unserem Dank. Finis halbe Gans machte ihr aber auch Freude, und wir können selbst mit der halben nicht fertigwerden. Trotz unserer theoretischen Not die bisher üppigsten Weihnachten.

Ich genoß die Lyrik der Welt-literatur.

Norbert, pardon: Kapellmeister und Direktorssohn, brachte naserümpfend ein blödes Buch über Statistik.

Sonntag, 25. Dezember, CHRISTFEST:

Blauer Himmel.

Zeitiger auf.

Kirche; T Tagebuch weiter geführt, den Tag über die hinreißende Lyrik gelesen:

Die Franzosen bezaubern mit ihrem Talent fürs Unwägbare, Milieu, Schwüle,

die Engländer mit ihrem Sinn fürs Energische und wo es um Tieferes geht: Verhaltene,

die Amerikaner des Ländlichen mit ihrer Naturhaftigkeit,

die Russen mit ihrem befreiend revolutionären oder sonnigen Realismus.

Alles in mir drängt nach einer Synthese der Stärken und Schönheiten ohne Konzession an die Schwächen.

Im Einzelnen: Rossetti mit seiner Revoluzzer-Braut, Villon der Mörder, die Browning , Kiplings "Mandalay" (langgestreckte Verse und wiederkehrende klangvolle Reime, wie auch im Dschungelbuch und "Licht erlosch", vor allem dessen Mottos). Hingegen gefallen mir Poes Übersetzungen gar nicht, wenn ich sie den mir bekannten gegenüberstelle (Anstalts-bibliothek). Es handelt sich um "Rabe" und "Ulalume".

Tante und Onkel kamen. Schweinsbraten. 3 Flaschen Wein. Gar nicht beschwipst. So recht und schlecht unterhalten.

Dem Klassizismus der Nur-Form kann ich nichts abgewinnen, vor allem neben fluidischen Gedichten kann er nicht bestehen. Auch die reine Reflexion, soweit sie papieren ist, brauchte wegen meiner nicht zu bestehen.

Abends nochmals Schweinsbraten mit Literatur genossen.

Montag, 26. Dezember: STEPHANITAG.

Strahlend blauer Himmel, wie im Vorfrühling. Früh herrlicher Reif, -4°, tags wärmt sehr die Sonne.

Gegen Nachmittags kam Sturm auf, der Wolken mitführte und Wärme bringen soll.

Abends regnet es zart, der bekannte Lichtstreif am Horizont, ein Wind raunt aufrührerisch, als ob es schon Frühling wäre.

Früh ein Gedichtchen intermediären Stils strömen lassen.

Vorbereitung und Vollzug der heiligen Beichte und Kommunion. Spät Frühstück. Überschreibg.

Sonst noch T Tagebuch nachgeholt.

Schöne Radiosendungen.

Es war sehr gemütlich, wie die ganzen Weihnachten überhaupt. Ein schönes Fluidum liegt über allem.

T Tagebuch vollständig nachgeholt.

Es ist das Parlament der Radiohörer eingeführt worden.

Ab. über die Schwierigkeiten der Übersetzung einige Worte notiert.

Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest dieses Jahr!

1949 Was wichtig war - und was uns wichtig schien Rückseite des Zeitungsartikels
Dienstag, 27. Dezember: DAS "TRÜBMONTÄGLEIN"

Sehr windig. Regnerisch.

Es ist wie ein Vorfrühlingstag, aufrührerisch.

"Welt am Montag" wieder sehr nett. Die Jugenddiskussion ist jetzt abgeschlossen.

Konsum. Auf die Linzerstraße Spaz. (M.). Sehr angenehmer Tag, wenn auch die Weihnachten aus sind. Bücherordnung. Frau Direktor Pawlicki besuchte uns, freundlich wie früher!!

Nm. umsonst Bibliothek. Viel zur "Logik der Diskussion" zusammen- und neugeschrieben. Tante Fini kam, lud uns wieder zu Silvester ein (wenn es auch dies Jahr fader sein wird).

Wir zündeten nochmals unseren Christbaum an. Lustig.

P-Einordnung

Ich habe die letzten Wochen über - was sage ich; immer und immer! - solch ein heftiges Verlangen nach dem einen Mädchen, die meine sein wird und - - -

Wozu das aufschreiben.

Zahlungsbeleg des Theaters der Jugend / Wien über 10 Schilling für die Publikation "Prolog zum Weihnachtsfest" Rückseite des Dokuments, Stempel mit Abkürzung PSA und Datum 24.12.49 gek. 28 12 49
Mittwoch, 28. Dezember:

Herrlich blauer Himmel über einer sturmzerzausten klaren Landschaft. +5.5° früh. Frühling schon zu Silvester?

Später auf.

Totozeitung gelesen und frisch getipt getippt .

Spaziergang Steinhofer Mauer (M.). Ein Wetter!

T Tagebuch .Honorar (10.-) für den Prolog Weihnachtsfest von NW. bekommen.

Nm. Lyrik gelesen. Wieder umsonst versucht, zur Bibliothek zu gehen.Friseur, KW. Konsumweg . Ein reizhaftes Wetter!

Lyrik weitergelesen. WB kam. Eine Weihnachtsfeier war von der Klasse, nur er und wie ich nicht uninteressiert feststellen konnte auch ich sind von Niki nicht geladen worden.

Susi hat sich nicht gerührt bei ihm. WB hat seine Braut wieder stehenlassen, es gibt für ihn nichts anderes als Susi. Würde man es ihm sagen, täte er einen erschlagen.

Daheim las ich Mama die trübselige Geschichte "Die Nacht Giorgiones " vor.

Eine Feststellung: Ich habe wohl die Fähigkeit, etwas liter. zu schaffen, dh. d.h. die bestimmende Grundhaltung, Eindrücke, die mich anregen und die stilist. Nebenfertigkeiten vielleicht auch noch dazu, aber - der konkrete Inhalt, den ich gestalten soll fehlt offenbar. Seele ohne Gehirn.

Donnerstag, 29. Dezember:

Wegen der Klarheit der Nacht etwas kühler; wenn keine Eisblumen, so doch Dunst am Fenster niedergeschlagen. Strahlend schöner Morgen.

Früher auf.

Konsum. T Tagebuch .

Wie die Skepsis, die mich in früheren Jahren gelegentlich heimsuchte, bis sie durch Frankls Buch endgültig in mir ausstarb, so hindert mich 1949 die "geistige Krise" nicht unerheblich, die auch im Mangel eine s Einsatzes meiner Ideen mitbegründet liegt. Es sind durchwegs Fragen der Diskussions-technik:

Logik d. Diskussion (Querfrage) Ausdrucksproblem (auch i. d. Kunst) u. Auswirkungen der Querung wie etwa die Frage d. Erotik, die vom ethischen Ende angepackt sonnenklar liegt, vom erot. Gesichtspunkt selbst aus furchtbar komplex ist. Ich muß viel mehr vom eth. Ende wieder anzupacken beginnen, das ist ein erheblich einfacherer und schonenderer Weg, und die Wahrheit ist ja vom Weg unabhängig.

Vm. zur Querfrage weitergearbeitet. Dann überhaupt die Phil.-Laufmappe liquidiert.

Nm. damit zu meiner Erleichterung fertiggeworden.

Ab. zwei Gedichte gegen den Krieg im speziellen und im besonderen aus mir stürmen lassen.

Freitag, 30. Dezember:

Vm. Linzerstraße (M.)" Julia "-Auszug gemacht.

Viel Lyrik gelesen. Indische Liebesgedichte heute noch aktuell. (zum Teil leider)

Bibl. wieder umsonst.

Ab. Konsum (Fleisch geholt). Unterwegs Rückseite Pav. 2 fiel mir ein Chemiegedicht ein, das ich daheim gleich ausführte.

Samstag, 31. Dezember, SILVESTER 1949:
ornamentale Verzierung, die über den Text geht, mit zwei wellenartigen Strichen in die Gegenrichtung

Ziemlich zeitig auf. SVerr. Samstagverrichtungen Gedicht.

Vm. Bernklau Bier. Das literar-kritische Gedicht vom 4.8. ausgeführt als "Liter. Brief an meinen Freund im Mond 1."

ornamentale Verzierung, die über den Text geht

Nm. neue Sprüche für meinen Schreibtisch angefertigt.

Tante kam, brachte einige Fressalien und Wein noch mit.

Nach Tantes Abgang erschien "Tante" Fini. Überm Bunsenbrenner Blei gegossen. Ein

Zeichnung einer Bleigießfigur
kam heraus, daneben viele
eine weitere Zeichnung einer Bleigießfigur
.

Gemütlicher Abend. Gut gegessen, Rohscheiben, schönes Radio.

Christbaum ausbrennen lassen. T Tagebuch . Noch eine Zeichnung angefertigt von unserm Zimmer.

Die Kabarettsendungen im Radio brachten nichts Besonderes. Auch meine Sachen nicht.

Es ist 15 Minuten vor 1950. Eine Jahrhunderthälfte ist bald - in wenigen Minuten - zu Ende. Ich wage es nicht zu sagen: Trete ich über diese Schwelle in die Welt - ?

Zeichnung eines Zimmers/des Wohnzimmers der Familie Okopenko 3112 49 AOk

"Das Volk erwacht aus seinem Schlaf".

Gewalttaten in Graz Wien und Voitsberg 10/12/49
Ein Kaffeehaus völlig demoliert, viele Fenster- und Spiegelscheiben eingeschlagen, Autos umgestürzt 11.
Im Zusammenhang mit der Ueberbrückungshilfe: Krawalle und Steinwürfe auch in Innsbruck
Ordnungsstörungen
Barackenbrand bei der Wiener Radiowerke A. G. 28
Keine aktiven Beamten über 65 Jahre 3/12/49
Das Glück lief ihm nach Wiener Portier gewinnt im Sporttoto 286.000 S 20 über 2.5 Millionen Schilling Gesamteinsatz
Dezember 1949 in Wien
Hietzinger Posträuber 25 12 49
Kostoff hingerichtet
Dezember 1949 in der Weltgeschichte
Der 70. Geburtstag J. W. Stalins 22
Das Heilige Jahr 1950 feierlich eröffnet 25 12 49
Souveränität der Vereinigten Staaten von Indonesien proklamiert Das Ende des holländischen Kolonialreiches 28
Collage mit ausgeschnittenen Zahlen und Buchstaben
Sei Du der Welt ein Engel - und sie wird Dir ein Himmel seinx
Die zwei Sprüche des Jahres: "Sei du ...", ersetzt durch
Rufzeichen mit dreieckigem Flächenkörper, der von einem Pfeil von links unten nach rechts oben zeigend durchbohrt wird; darüber befindet sich eine Tilde
"Wer ehrlich ist ...", ersetzt durch "3x7=23"

Was brachte 1950 (das war ein Punsch-Druckfehler!)

Was brachte 1949?

Österreichs Wahlen. Abbau der Bewirtschaftung. Hebung des möglichen, Senkung des finanziellen Standards.

Toto.

Strauß Jahr, Goethe Jahr.

Uns persönlich: Ging es durch Tantes Hilfe besser. Wir sehen viel besser aus als früher, haben gut zu essen.

Mir: Verdienst 400.- S Wiener Messe. Geistige Krisen: Schatten der Chemie,

Jetzt war es 24 Uhr. Die alten Kalender entfernt, das Schweindl auf den Totoplatz beim Radio gelegt, den fern weilenden Papa vor allem hoch leben hochleben lassen. 1. Jänner 1950 zum erstenmal hingeschrieben.

Ausdruckssuche, Anschaulichkeit, im Theater versagt, "Neue Positivität", Personalrealismus (~).

Mir äußerlich: bei Galinowsky durchgefallen, rein theoretisches 6 5 . Semester.

Schriftstellerei: "N2O" bis Nr. 7; Problemschuster fertig, Amantia und Katy ruhen, Julia und Goldringels-Au neu.

"Neue Wege" bringen meine Arbeiten. Edm. Philipp , Kesselwart, polit. Gedichte; umfangreiche phil. Untersuchungen.

"Welt am Montag" kennt mich bereits als Verfechter der Idee in den Diskussionen. RAVAG - läuft noch.

Mädel hab' ich immer noch keins.

Alles ist im Werden. Ich habe den zweiten Schritt getan, es heißt nun, auch im zweiten neuen Gelände heimlich zu werden.

Ich schließe (um eine Viertelstunde verspätet) das

TAGEBUCH 1949.

AOk

1950
Sonntag, 1. Jänner 1950:

Temperatursturz auf -7°, (früh) Tags -3, -4°. Klar bis leicht bedeckt. Erster echter Wintertag.

Kirche.

Jahresordnungen.

Ich habe nichts nachzuholen mehr, Chemie kann beginnen.

Nur gesammelt innerlich. Radio gehört, noch etwas Lyrik gelesen, dann das Buch aufgegeben.

Tante kam nm.

Den Tag gemütlich und "unbeschrieben" zu Ende geführt.

GUTER JAHRESANFANG! Montag, 2. Jänner:

Klirrender Frost. -9°. Eisblumen. Und doch, als ob der Winter nur eine Komödie wäre, die man sich ein paar Tage anschaut und nicht ernst nimmt.

Wir haben gestern im Toto nichts gewonnen.

Neue Diskussion in der "Welt am Montag" zu meinem Lieblingsthema der Jugendfrage: dem Schund und Schmutz-Problem.

Solche Diskussionsartikel, kleinere philosophische Arbeiten und Gedichte werde ich neben der Chemie gelegentlich noch weiter schreiben.

Konsum. Einige Produktionen der vergangenen Wochen habe ich an die "Neuen Wege" eingesandt. Den " Julia "- Auszug werde ich persönlich einreichen.

T Tagebuch .

Spaziergang Waidhausenstr. (Mama Stoff).

Die "Neuen Wege" schrieben mir sehr freundlich. Die "3 Hüte" und den Thirring haben sie behalten, die "Ethik und ihr Nährgehalt" sandten sie begreiflicherweise zurück. Wie immer große Absichten. Ich stellte allerlei zusammen.

Nm. lernte ich Gali, 81/2 von den 48 Seiten. Sehr angenehm. Gespräche über Lyrik und ihr Verständnis. ↗.

Ab. über religiöse und natur-wissenschaftliche Unvorstellbarkeiten geplaudert. Zus.Stellung über Häußlers Lieblings-Idee: Kunst und Moderne.

WIEN I., 29. Dezember 1949

HOFBURG, BATTHIANYSTIEGE TELEPHON R 20 5 21 R 20 5 22

THEATER DER JUGEND

fz/ma

Lieber Herr Okopenko!

Dank für die neuen Beiträge. Alle sind sehr ge-eignet für uns und ich versichere Sie, daß ich sie gerne bringen würde. Aber da ist während me o i ner Abwesenheit gleich wieder etwas rausgewor g f en worden und im ganzen habe ich nun schon so viele Beiträge, daß wir uns einmal zusammen-setzen und besprechenmüssen, was vor allem in Betracht kommt. Denn der Raum wird ja leider bei uns kleiner statt größer. Ich behalte also jedenfalls "Die drei Hüte" und "Homo nur sapiens" zurück. Über Auf das ep bi ologische Manifest würden wir jedenfalls kaum zurückkommen können. Das retourniere ich daher mit Dank.

Ebenso schönen Dank für die Anregungen, Kritik usw. für die Autorentagung. Selbstverständlich erwarten wir Sie dort. Die Einladung, die in der zweiten Jänner-Woche hinaus-geht, werden Sie noch persönlich erhalten.

Einen Teil dessen, was Sie vorbringen, wird sich dort fruchtbringend vertreten lassen, - ein anderer und leider gerade der, mit dem Sie mir am meisten aus dem Herzen sprec e h en, würde dort unter den Tisch fallen, weil wir ja "Jugend" unter uns sein wollen, auch ich will nicht immer anwesend sein.

Daher müssen wir noch einen weiteren Weg suchen, auch diesen Vorschlag an die richtige Adresse zu bringen. Vielleicht ergibt die Tagung wenigstens diesen Weg.

Bis dahin grüßt Sie herzlich

c Häußler

Dienstag, 3. Jänner:

Glatteis bzw. Tauwetter. ~Nullpunkt. Ein komödienhafter Märztag. Nachts Sturm.

Gleich früh Totoschein (nur 1 Einzahlung) abgegeben. Ich bin diesmal recht sicher.

Spaziergang (M.) bis ein Stück Wientalstraße. Sehr windig. Wienfluß schon schön märzig.

Ich kokettiere mit meinem Lustspiel (um die Filmstadt Goldringels-Au ) die letzten Tage. Freilich muß man die Sache anders angehen als ich es tat: Man muß aus dem Leben schreiben, jede Konstruktion verdammen, intuitiv das fertige Gehirnkonzept aus dem Unbewußten, worin es sich gebildet haben soll, abschreiben. Aus dem Vollen schöpfen, nicht mit kargen Situationskomiken krampfhaft zur rechten Zeit zu kommen versuchen.

T Tagebuch .

Nm. weitere 8 S. für die Zwischenprüfung gelernt.

Fini da. Gemütlich.

Weitergeführt die Zus.stellg. meiner frühesten Lyrik, was davon aufhebenswert od. aufschlußreich ist.

Im Radio Dichterlesung der Danneberg Erika u. einer anderen. Danneberg schreibt kristallklar, das ist das Schöne.

Über die Autorentagung palavert.

Mittwoch, 4. Jänner:

Früh die Illusion eines Schneegestöbers, eine halbe Stunde später Frühling. Äußerst wechselnde Bewölkung.

Später auf. Wir gingen auf die Linzerstraße um Grünzeug. Portier Brandstätter ist rührend um alles besorgt, Gesundheit und Lebensweisheit.

T Tagebuch .

Mein Wunsch nach einem lieben Mädel ist unausdrückbar gewaltig. Er würde aber kraft dieser Gewalt jeder vermeintlichen |Lösung in Ersatzmitteln| eisern entgegentreten.

Die lyrische Zusammenstellung rasch zu einem Ende geführt.

Nm. weitere 8 Seiten gelernt.

Bibliothek: " Pippa ", Franz Resl , .. geholt. Gelesen, abends traditionell die " Pippa " vorgelesen. Man versteht sie von Jahr zu Jahr besser, wenn es hier überhaupt etwas zu "verstehen" gibt.

Anschließend noch allein " Gabriel Schillings Flucht" gelesen.

Fünfzig Jahre Naturwissenschaft Rückseite des Zeitungsartikels