Tagebuch von Andreas Okopenko, 01.03.1952-18.04.1952 - Digitale Edition Okopenko Andreas Tezarek Laura Herberth Arno Hebenstreit Desiree Englerth Holger Digitalisierung Tezarek Laura Transkription Tezarek Laura Formale Codierung Tezarek Laura Semantische Codierung Englerth Holger Stellenkommentar Englerth Holger Korrektur Hebenstreit Desiree Transkription Stenographie Österreichischer Verband für Stenografie und Textverarbeitung Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF P 28344 Einzelprojekte Innerhofer Roland Version 2.0 Austrian National Library
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o:oko.tb-19520301-19520418
Vienna Austrian National Library Literary Archive 399/W155 AC14414192 Z148514006 Papier 102 Blatt Tagebuchheft mit Beilagen Von Andreas Okopenko mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Andreas Okopenko mit der Hand geschriebener Text. Von Andreas Okopenko in Stenografie geschriebener Text. Von unbekannter Hand handschriftlich geschriebener Text. Von unbekannter Hand mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Brigitte Kahr mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Brigitte Kahr mit der Hand geschriebener Text. Von H. C. Artmann mit der Hand geschriebener Text.
1.60

Tagebuch

Sa 1 März -

Fr 18 April

1952

Sa 1 März 1952:

Märztag, kein Schnee mehr.

Nm. kamen Artmann, Kein.

Gut unterhalten.

So 2 März:

Früh meine alten Gedichte überprüft (1949, 50). Müßte sie bald herausbringen.

Bücherordnung und ausgeruht. Nm. versuchsweise begonnen, Französisch zu lernen.

Lektüre der Gedichte von damals wirkt für heute sehr demütigend und reinigend.

Mo 3 März:

Abends langer Dienst.

Wahnsinnige Arbeit.

Di 4 März:

Frühlinghafter Morgen.

Schönere Stimmung.

Abends kam Post.

Tod des Physikers Prof. Ehrenhaft 6 3 52 Rückseite des Zeitungsartikels
Mi 5 März:

Winter. (Schnee, -5°.)

Revolutionsstimmung im Büro. Zeitiger frei.

Jirgalszene abends geschrieben.

Do 6 März:

Freundlicher Tagesbeginn. Zwar winterlich (-9° früh), aber irgendwie liegt Frühling in der Luft. Blauer Himmel.

Briggi getroffen.

Nm. zu Artmann gefahren Abends Art Club.

Mathes-Gespräch (Intellek-tualismus usw.).

Wien, 7. März 1952.

Lieber Andreas Okopenko,

Ihr so von Herzen lieber Brief hat mich wirklich gefreut und m o i r sehr, sehr viel geholfen. Und ich nehme Ihren so freundlichen Vorschla g zu einer Aus-sprache einmal an einem Sonntag gerne an. Ich bin nur momentan - wie das um diese Jahreszeit zu sein pflegt - mit meiner Gesundheit nicht ganz in Ordnung, habe dadurch wertvolle Arbeitszeit verloren und muss zusehen, dass ich das Verlorene einbringe. Aber sobald ich Zeit habe - von Herzen gern.

Ihr Glaube und Ihr Vertrauen in mich ehren mich mehr als Sie denken mögen. Und vor allem Ihre Über-zeugung, dass ich, trotz Anders Überzeugter, ein ver-trau s e nswürdiger Mensch bin. Hinzu kommt nun meine seltsame Veranlagung, immer in unangenehme Situationen zu geraten und mir Gegner zu schaffen. Wahrscheinlich ist das auch meine S v c huld. Sollten Sie etwas Böses über mich hören, so bitte ich Sie - selbstverständlich ohne Quellenangabe - mich davon zu benachrichtigen. Ich möchte gerne in mich gehen und nachsehen, ob ich nicht auch Schuld trage. Denn ich bin der Überzeugung, dass Sie mich viel, viel liebenswerter sehen, als ich wirklich bin.

Ich werde mir grosse Mühe geben, doch noch etwas Brauchbares für Ihre schönen Publikationen zu schreiben. Leider schlägt mir der Alltag über dem Kopf zusammen und ich sehe und höre nichts mehr. Haben Sie also bitte, sowohl in Bezug auf Zeit - für eine Aussprache - als auch in Bezug auf publikationen noch einmal Geduld mit

Ihrer

Brigittekahr.

gek. 10 3 52
Fr 7 März:

Gestern bis abends war ein schöner Tag.

Heute trüb, kalt, winterlich. Ich stehe leer da.

Sa 8 März:

Früh -11°.

Blauer Frostmorgen.

Nm. ausgeruht.

Sehr angenehm den Tag verbracht.

So 8 9 März:

Hatte das Bedürfnis, auszulaufen: Fuhr im Vorfrühlingswetter nach Breitensee.

Polakovics besucht, mit ihm einen möglichst il-literarischen Spazier-gang unternommen.

Kein brachte während meiner Abwesenheit die Nachricht, daß Fritsch an einem neuen Platz wohne; sie haben ein Kind bekommen.

Mo 10 März:

abends angenehme Post ( Brigitte Kahr , RAVAG).

ich möchte aus meiner haut fahren wie die wiener sagen.

aber nicht über mich reden!

das wetter ist wieder trübgeworden und ich hänge von der frühjahrswärme und den sonnenstrahlen ab.

ich sitze allein im büro und weiß nichts t z u tun als auf den tisch zu trommeln.

und das ist alles ganz fruchtlos.

es müßte etwas ganz unerwartetes geschehen, aber das ist vielleicht sowieso nah.

in vier tagen habe ich meinen 22. geburtstag. ich möchte momentan bei eisenreich in oberneukirchen sein. oder mit weißenborn druch durch die stadt laufen, an einem freien w r e rktag.

11 mä 52 (di)
Di 11 März:

Früh Briggi Falkingers "come back"?

Bei diesem Wetter möchte ich in der Stadt herum-zigeunern.

Nachmittag 15h schon aus. Zu Artmann , den aber nicht ange-troffen, hinterließ ihm nur ein Zetterl u nd fuhr heim.

Zuhause infolge meiner Stimmung weniger gemütlich als erwartet.

Schrieb an der Maschine ein Gedicht, das ich wieder wegwarf.

Mi 1 2 März:

Obwohl ich 10 Minuten früher fuhr, Briggi in der Straßenbahn getroffen.

Aufgewiegelte Stimmung der Leute gegen die Herren im Büro.

Trüber, kalter Morgen ohne Vorfrühlingsluft.

Nm. besserte sich das Wetter.

Es regnete dann am Abend.

Do 13 März:

Briggi getroffen, obwohl ich 10 Minuten später mit der Straßenbahn fuhr.

Viel Arbeit im Büro n v m.

Abends Zahnarzt und Art Club:

Beim Zahnarzt schöner-weise nicht zu behandeln.

Das müssen wir den Se-kretär sagen Bei der er sein wird Du sekkierst meine Straßenbahn O Mädchenhändler Oh = Null Heringen und Lebenden abholen Apollinaire William! O du M... X.X.T.T.T.T.T. Meine deine. Absolutismus ist nicht Absolutheit So relativ sind unsere "Wahr-heiten" die wir wie "Weisheiten" aussprechen. Eitelkeiten Durnyj a prečo ty žweš slovenské chaty I remember villages Denk Duff - too Mailéne Mailéne Mailéne ()

P arduren viten mit Darmol Du sagst die bildhauer wären vagabunden aber die kalligramme von Apollinaire sind keineswegs kakophonien wie schon der grosse helvetische feldobrist sagte als er die stadt Schwyz am horizont auftauchen sah. koka Bola stand in den ba r bierladen auf allen waschmuscheln zu lesen. Da versagte Okopenko seiner ehemaligen klostermelissengeist sekretärin die g ü u nst kaubon-bons zu prägen. O tempora o mores (eccl. II. i S 5 i.)

Lasst die lebenden brieftauben züchten und die toten ice-cream plantagen (Plautus: Menächme I./15) ¡That's the rub!

1 Mayer

1 Aigner

1 Trenks

53 S3

-2-
13 3 52 im Art Club
Schales Schier Gleichsam genial con-genial Kau-Bonbon Cow-Girl Cow-LiLiLi Lethargie Lethe Leviathan Fremdwörtersucht Lüge Lohnlos Lautréamont Links Links Links Altmannsches Revoluzzertum Besonnenheit dagegenhalten Produziere dich nicht mit dem Ausschütten deiner simplen mit den Aussschnitten deiner simpelsten Gedanken Du musst notieren: Wir beziehen uns auf unser Schreiben vom 7. Februar, mit dem wir Ihnen mitteilen, dass Sie ein widerlicher Idiot sind. 76.588.17.1
Von Okopenko und anderen beschriebene Seite

Nachher in der Adams-gasse. Viel über die vergangenen Monate gesprochen.

In den Art Club gefahren, einen sehr schön lebhaften Abend dort verbracht. (Ein Mädchen, das mich irgendwie an Brigitte Kahr erinnerte, Artmann, Kein, Mathes ...)

Spät heim.

Uns wurde die Wohnung gekündigt.

Fr 14 Mä:

Früh mit überraschter Freude Erich Kästner gelesen, auch Gedichte von Mathes aus allerletzter Zeit.

Es ist Schnee gefallen, früh -7°, aber herrlich blauer Himmel. Briggi früh nicht getroffen.

Im Büro leicht gereizt. Mittags Schneegestöber.

Nachmittag war schöner.

Sehr freundlicher Abend (Geburtstags-Vorabend).

Ein Brief von Diem kam auch.

Sa 15 Mä: -7° früh, aber schön blau.

Angenehmer Tagesbeginn. Nachmittag Geburtstag halbwegs gefeiert.

Ich schrieb.

Abends getollt.

So 16 März:

Anregender Spaziergang mit Artmann: Neuwaldegg bei herrlichem Wetter.

Nachmittags frische Sachen geschrieben.

Nm. schon +6° in der Sonne.

Mo 17 März:

Früh noch -3°. Strahlend blau. Korrespondenzen erledigt.

Steger in Salzburg, gelockerter Betrieb.

Abends: muß morgen aufs Wohnungsamt.

Di 18 März:

Vormittag auf dem Wohnungsamt aufge-rieben. Dann ins Büro. Saumüde.

Mi 19 März:

Früh Erhebungsbeamter in der Wohnung. Postweg fürs Büro. Sonniger Morgen, aber kalt.

Wieder ziemlich müde. Abends etwas Wein getrunken.

Die entzückenden Zeichnungen von Klee und Post von Hofmann und Weigel kamen.

Do 20 Mä:

Früh Matrizen besorgt, Weigel angerufen.

Nachmittag zu Artmann (in ungünstiger Stimmung). Art Club (Kein, Mathes). Ich lernte Ferra, den Bruder der Vera Ferra, näher kennen. (Ähnlich stelle ich mir Toman vor.)

Abends gut unterhalten.

Fr 21 Mä:

Fr ühlingsbeginn bei Morgenregen.

Etwas müde nach gestern.

Vormittags schlecht gefühlt.

Erste 4 Matrizen geschrieben. Abends Post von der RAVAG.

Wein.

Sa 22 März:

Wieder trübes Wetter. Briggi die ganze Woche nicht getroffen.

Sehr froh übers Wochenende.

Schönen Nachmittag verbracht und Abend.

So 23 März:

Zu Kein gefahren. (Das Wetter war reizvoll, wennauch wenn auch windig.)

Versuchten vergebens Eisenreich anzu-treffen.

Unterhielten uns sodann ganz gut ohne ihn.

Nachmittag mit Säuberungen für die kommende Über-siedlung verbracht.

Ich bin überzeugt davon, daß ich nichts Anständiges schreiben werde, bis sich in meinem Privat-leben etwas ändert.

Mo 24 März:

Trüber Tag.

RAVAG Honorar geholt.

Huber wieder krank.

Im Büro gefährliche Stimmung gegen sie.

Abends frühlinghafter Regen.

Post von Mayröcker und Wittmann.

Di 25 März:

Wieder trüb und verregnet. Im Büro grauenhafte Stimmung. Huber noch nicht hinausgeworfen.

Korrespondenzen erledigt. Abends bis 19h geblieben.

Mi 26 März:

Wieder trüb. Recht müde.

19 Orangen. Viel Arbeit und Aufruhr im Büro. 4 Matrizen geschrieben.

Abends kalt.

Do 27 März:

Nervosität im Büro steigt und steigt.

Schneefall.

Bauer meldete sich gestern krank.

Vorletzte Matrizen geschrieben.

Abends konnte ich zeitiger fort. Wein und Schnitzel.

Fr 28 März:

Kaltes klares Wetter (-4°).

Tante nun auch vom Büro fort.

Letzte Seiten matriziert. Viele Arbeit, vor allem am Abend.

S a 29 März:

Verregnet, kalt.

Besondere Eile.

Kein Winter und Frühlings-anfang war so trüb wie dieser.

Im Büro Krach zwischen Dr. Mj und Huber. Nachmittag publ. abgezogen (mit Kein).

Abends gutes Essen.

So 30 März:

Wetter hält mich vom Schreiben ab.

10h publ.-Arbeit am Bierhäuselberg fort-gesetzt. (Mit Artmann.) N ä chsten Samstag noch 6 Seiten herzustellen

Abends fast schon Frühlingsregen.

Mo 31 März:

Früh erstmals sonnig und wärmer. Frühlingstimmung unter den Leuten.

Auch Briggi nun verweht.

Kürzerer Dienst im Büro. Bauer kam erstmals wieder. Tante geht es sehr schlecht.

Abends Schnaps.

Di 1 April:

Frühlingswetter.

Gegen Abend wieder kalter Wind. Kein schöner Abend.

Mittags schickte ich Jirgal in den April. (Als Louis Aragon.)

Mi 2 April:

Schneefall über Nacht. -3° früh, Regenschnee. Seelischer Tiefpunkt. Krank.

Ich höre, daß mein Gehalt erhöht werden soll.

Viel Arbeit vm.

Sehr müde.

Abends sehr gute Laune. Schnaps. Briefe von Ophir und Matejka kamen.

Do 3 April:

Aufheiterung.

Blauer Himmel, wärmer. Briggi erstmals wieder getroffen. Sie war auf Skiurlaub gewesen.

Tante wieder im Büro. Hitchman in Wien. Bewegter Vormittag. Gegen mittags wieder schlechtes Wetter. Angenehmer Abend.

Fr 4 April:

Schönes Wetter morgens. Briggi nur gesehen.

Es gibt schon Veilchen.

Dr. L wird nach Italien und Argentinien fahren. Viel Arbeit.

Abends daheim ausgeruht.

Sa 5 April:

Frühlingshafter, wenn auch noch etwas kühler, Morgen.

Nm. Bierhäuselberg, letzte Vervielfältigung der publ. 5.

Zeitig heim, mit Artmann noch gearbeitet.

So 6 April:

Publ.-Arbeit (um 10h kam Kein).

6 4 52

Liebe Brigitte Kahr,

da ich Sie nicht stören will, überbring' ich Ihnen die "publikationen" Wieder nur so.

Ich freue habe mich über Ihren Brief gefreut. Ich werde im Interesse Ihrer Konspiration Geduld haben. Bitte schreiben Sie, dass Sie kommen können. Ich möchte Sie sehr gerne sehen. Oder haben Sie sich unser Zusammensein mittlerweile aus dem Kopf geschlagen?

Mit aller Liebe

Ihr Andreas

S chon frühlingshafte Luft, im Schatten wieder kalt.

Abends bei mildem Wetter zu Brigitte Kahr .

Publikationen abgegeben mit Brieflein.

Daheim noch eine Weile bei offenem Fenster.

Mo 7 April:

Milderes Wetter.

Dr. L und Hitchman verreist. Angenehmeres Büro.

Publ.-Versand.

Abends Diem, Polakovics (Maja war dort), angenehmer Abend.

Briggi getroffen abends.

Di 8 April:

Früh wieder mit Briggi gefahren. Publ.-Versand.

Abends lange gearbeitet im Büro.

Größtenteils schon warm.

Mi 9 April:

F rühlingswetter.

Briggi, die heute schon frühlinghaft geht, wieder getroffen. Angenehmer Morgen.

Mittags Briggi angerufen, sie soll Eliot übersetzen.

Do 10 April:

Früh mit Briggi gefahren. Ich hatte heute meinen ersten Tag die leichten Sachen an.

Wieder Postweg. Früh schon +7°, strahlendes Frühlings-wetter. Ich möchte jetzt anderswo, anderswie sein.

Fr 11 April: Sehr warmer Tag schon. Fe ie rtagstimmung im Büro.

In den Art Club. Dort Mikl-Ausstellung; Kein, später Ebner, R. Ferra, Esther, Artmann ...

Gehalt ab nun net t o 1120.-

Sehr angenehmer Abend.

Karfreitag, 11. April:

Mit Briggi gefahren.

Frühlingswärme.

Eliot -Übersetzung.

Abendbesuch (tags blüh e nde Bäume gesehen)

Erster warmer Tag. Auf dem Rasen spielen die Kinder.

Ein Mädchen mi r t roter Bluse.

Hinter dem Park die Dächer der Stadt sichtbar /hinter den Büschen des Parks/.

Himmel hellblau, leicht weiss bewölkt; bis mittags konnte man sich sonnen, bis nachmittags. Ich habe heute den ersten Tag etwas braune Farbe bekommen.

Jetzt geht ein Wind. In de n r Tannen und den Büschen, um die ein Motorrad eben scharf gefahren ist. Ein anderes.

Es gehen ein Vater und ein Kind.

Die aufgeschichtete Stadt, ihr Panorama, mit einem bräunlichen Schornstein vorn. Mehrere Lichter werfen die Sonne zurück, sehr viele weisse Fassaden. Die braunlila Dächer.

Unsere Laterne vorn erwartet den ersten Abend. Lastauto vom Brauhaus der Stadt Wien. Zwei Töffsignale. Ein Mädchen mit Dynamik im Rock. Die rote Strassenbahn fährt vorbei mit den drei Zeilen im gelblichen Schild "Ottakring Maroltingergasse Steinhof 2 " .

Ein Glanzlicht in der Latern e . Die Luft weht kühl.

Bezüge schon wieder zum Juni .

12 4 52 Notiz fürs Tagebuch

bei Matejka .

Warme Stadtnacht. Schöne r s Tagesende für mich.

Karsamstag 12.4.52

Der blaue Tag, ein Feiertag wie selten, begann.

Sonne und Leute auf der Straße. Erstmals in diesem Jahr am Fenster gesessen und besonnt.

Post (der Amen-Song) von Jirgal.

Tante kam nachmittags.

+20° beim Schattenfenster um 16 Uhr.

Das Buch von Makarenko zu lesen begonnen.

Froher Abend.

Fenster nachts offen gelassen.

Ostersonntag 13.4.52:

Tante mit Paul kamen.

Besonnt. Eliots Prufrock fertigübertragen.

Fruchtlos im Frühling, vor allem im Abend, an B. K. gedacht.

Ostermontag Morgen.

Nach dem Erwachen zum offenen Fenster.

Es wehte Wasserluft (wie über Auen) und die Sonne stand schon ohne Aufgangs-Erscheinungen klar im Osten. Noch fast keine Leute.

Die Bäume blühten gegenüber unseren Fenstern rosa. Der schönste Ausblick die lange Straße entlang. Vogelrufe erwachten.

Gedanken über die Unerfülltheit von so vielem, das hoffnungsvoll beginnt. (Ich hatte rückschauende Träume. Zwei Träume in der Nacht von B. F.)

Diese Notizen abgebrochen. Zu Polakovics gefahren. Wollte ihn nach Ober-Laa verführen, er lenkte aber nach Floridsdorf.

Schön am Wasserpark. Maja angetroffen.

Man hätte aber um 8 und nicht erst um 11,10 erst dortsein müssen.

So nur knapp dort aufgehalten und im Amerikaner wieder heim.

Nachmittag publikationen fertiggemacht. Nirgendwohin aus gegangen.

Hielt auch den leichten Wettermantel heute nicht mehr aus.

Drei mit Linien verbundene Punkte.

Kä-kä-ka' Selbstgespräch

14 4 52
15 4 52

Osterdienstag.

Nun wieder ins Büro. Es sind einige Feiertage dieses Frühjahr noch in Aussicht, und manchmal leichterer Dienst.

Im Großen aber wird wieder an den knospenden und blühenden Bäumen vorbeigesegelt. Morgen und Abend habe ich die Fahrt auf den Straßenbahnen, von wo man immerhin ein wenig vom Frühling sieht.

Feststellung zum zwölften Mal: Briggi F. ist also nun verweht. Bei dieser Notiz ist mir flüchtig Hertha Kräftner eingefallen, die im eigentlichen Sinn "verweht", nämlich tot, ist.

Ich wollte diese Tage, als das Fenster abends offen war, Gedichte machen. Nichts g G eeignetes war da, obwohl dieses Jahr wie 1950 so schön wird.

Mittwoch 16.4.52:

Gestern war wieder ein Bürotag. Langer Dienst. Abends beim Fenster. Baumblüte, und die Kastanien knospen.

Jetzt stehe ich morgens immer zeitiger auf.

Ich kann hinausschauen (Arbeiter, Schülerinnen und i n der Luft die Singvögel).

Steger verreiste. Gelockerter Betrieb, für mich aller-dings viel Arbeit.

Abends am offenen Fenster.

Donnerstag 17.4.52:

Früh Regen, leichter Regen bei zehn Grad. Forsythien blühen schon.

Nachmittags überraschend bürofrei. Zu Artmann gefahren. Dort Versuche unternommen, wie früher.

Ich werde die Rhapsody of a Windy Night von Eliot übersetzen.

Freitag 18.4.52:

Morgen wieder bürofrei. Ich werde photographieren gehen.

Heute nach kühler Nacht wieder strahlend schön.

Briggi auf der Straßen-bahn getroffen.