Briefwechsel Sauer-Seuffert, Digitale Edition August Sauer an Bernhard Seuffert in Graz Prag, 10. Juni 1902 (Dienstag) August Sauer Bernhard Fetz Hans-Harald Müller Marcel Illetschko Mirko Nottscheid Desiree Hebenstreit FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) Bernhard Fetz Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
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Transcription by Marcel Illetschko Mirko Nottscheid
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o:bss.9033 26.3.2020

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Österreich Wien Österreichische Nationalbibliothek Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Autogr. 423/1-436 Ihr Teplitzer Bad hat mich so aufgeregt paper archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung

Briefwechsel Sauer-Seuffert, Digitale Edition

Übertragung folgt den Editionsrichtilinien der Druckausgabe

German August Sauer Prag (nach dem 9. Juni 1902) Bernhard Seuffert Graz Rohtranskription, Text teilweise getaggt

L.F. Ihr Teplitzer Bad hat mich so aufgeregt, daß ich gestern Nachts noch den Aufsatz in K u. A. u. die Novelle las. Was die Beziehg. zu Teplitz betrifft, so möchte ich glauben, daß man den Ort in der Stilisierung der fertigen Novelle kaum mehr erkennen würde, wenn man nicht die ????? in der Hand hätte, die sie aufgefunden haben. Trotzdem halte ich den Zusammenhang für richtig. Wukadinovic mit dem ich heute drüber sprach, ist mit mir der Ansicht, ob Goethe nicht etwa den Mont Ligne mit dem Stammburghügel verquickt habe? Eichler sagt ausdrücklich, der Fürst habe den Hügel in Terassen aushauen (abstufen) lassen. W. meint auch, der Passus: „Es wäre schade, wenn sich nicht jemand fände, etc.“ der sich erst in der 5. Aufl. des Führers Teplitz 1823 findet, habe vielleicht G. angeregt. Man müßte nachsehen, ob G. aber diese Auflage besessen hat. Wichtiger ist mir aber etwas Anderes. Für den sicheren Zusammenhang zwischen Novelle u. dem Aufsatz in K u A. haben Sie sich, wie ich glaube gedankliche Parallelen entgehen lassen, die vielleicht zum Grundgedanken der Novelle hinführen. Ich denke an die Stelle: „Alles, was von Frömmigkeit im tiefen Herzen wohnt, entfaltet sich in solchem Augenblick.... Auch ich war nie frömmer als jetzt eben“ und an die spätere „die Umstände sind alle nicht nöthig; Gott und Kunst, Frömmigkeit u. Glück müssen das Beste thun.“ Ferner was G. dort (in K u A.) über Glauben u. Aberglauben sagt, läßt sich auf die Novelle anwenden. Das Kind bezwingt den Löwen durch den sicheren Glauben u. durch seine Frömmigkeit (frommer Sinn, fromme Liebe). Sie werden das besser entwickeln können als ich. Vielleicht sind die Lesarten S. 478 hier zu verwenden: „Und Ihr glaubt also, daß ihr den entsprungenen Löwen wo ihr ihn antrefft durch euren Gesang durch den Gesang dieses Kindes, durch diese Flötentöne beschwichtigen u. ihn unschädlich so wie unbeschädigt in euren Verschluß wieder zurück bringen könntet.“ Doch das heißt Eulen nach Athen tragen. Wissen Sie, ob man schon untersucht hat, ob die Reise d. Herzogs Bernhard nach America auf d. Wanderjahre eingewirkt habe. Ist in den Lesarten der Weimar. Ausg. davon die Rede? Aber vielleicht sind Sie nicht Redactor jener Bände. Einen glücklichen Ferienaufenthalt wünschend, herzlich grüßend Ihr Teplitzer Freund. Gleichzeitig gehen Lichtenbergs Aphorismen Bd. I an Sie ab