Die Zahl der Sammelbände im Bestand der Hofbibliothek von 1576 war sehr hoch. Der Sammelband ist in der Frühen Neuzeit angesichts hoher finanzieller Kosten für Buchbindearbeiten äußerst verbreitet. Auch die inkorporierte Bibliothek des Hans Dernschwam von Hradiczin ist durch die hohe Quantität von Sammelbänden gekennzeichnet, zumal der dringliche Zweck des Inventars darin bestand, den Bestand an physischen Bänden, d.h. an manipulierbaren Einheiten zu repräsentieren, blieb die Zusammensetzung der Sammelbände weitgehend unberücksichtigt. Allein durch eine formelhafte Anmerkung in lateinischer oder deutscher Sprache (s. Katalogeintrag) wurde indirekt eine Quantifizierung erreicht. Erst im fünfbändigen alphabetischen Katalog, vermutlich in dessen Vorgänger aus den 1590er Jahren und im Standortrepertorium (Cod. 12541) aus der Hand Tengnagels werden die Sammelbände analytisch ausgewertet. Die Rekonstruktion der Sammelbände gelingt bisweilen vermittels des Standortrepertoriums (Cod. 12541), dem Dernschwam-Katalog (Cod. 12652) und typischen Indizien, so sie noch als Spuren an den Büchern ablesbar sind. Neben den Blotius-Signaturen und Nummerierungen der Teile (s. Kennzeichnung der Bände) sind das für die Bände der Dernschwam-Bibliothek Initialen an Schnitten und der typische Stempel „Iodocus Naß“ am Ende des Impressums des letzten Teiles eines Sammelbandes (s. Bibliothek Dernschwam). Leider sind bei Neubindungen und inbesondere im Zuge der systematischen Auflösung der Sammelbände zwischen 1850 und 1869 (Krickl: 2019) viele Indizien getilgt worden. Originäre Spiegel und Vorsatzblätter wurden entfernt, Buchschnitte neu behobelt, teilweise handschriftliche Marginalien und Notizen als „Beschmutz“ bewertet und gebleicht.