6. Dec. Nikolo.
Lieber Freund!
Das Blatt hat sich gänzlich gewendet. Der Brief, in welchem ich Koch-Buchner abschrieb, zündete erst [be]i ihm; er hat die Verhandlungen in neuer Form wieder aufgenommen, hat Zugeständnisse gemacht, die auch mir einige entlockten und wenn nichts mehr dazwischen kommt, so ist die
‚Neue Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte‘
[u]nter meiner Redaction gegründet. Er giebt 5 Sonderabzüge umsonst; zahlt M. 20 für etwas kleineren Druck der Untersuchungen und Recensionen. Jedes Heft soll aber einen größer gedruckten Artikel wo möglich allgemeineren Inhalts enthalten, der mit M. 30 per Bogen honorirt wird. Dagegen habe ich Fractur zugestanden und einiges andere. Fürchten Sie nicht, daß eine pop[ulä]re Zeitschrift draus wird; aber in der Art der Vierteljahrsschrift giengs absolut nicht. Böhlau hat nur mehr 265 Abbonenten !. Koch ist sehr rührig und vertriebsam. Es stehen seiner Firma die bayerischen Gymnasien und Realschulen zu Dienste und er wird alles dransetzen, daß die Zeitschrift geht. Er zahlt mir auch Honorar, nicht viel; aber doch genug für den Anfang. Ich warte jetzt nur seine Antwort ab, dann schreib ich an Schmidt u. Minor, an Haym und Bernays und noch an einige. Schönbach und Sie werden dann auch gleich aufs energischeste gebeten. Ich muß noch erwähnen, [da]ß vierteljährlich 10 Bogen erscheinen sollen, 6 Bogen Untersuchungen (davon 2–3 Bogen wenn es geht ein allgemeinerer Aufsatz) und 4 Bogen Recensionen nach Art der Zs. Verschiebungen vorbehalten.
Können Sie mir Rathschläge über den Correcturenlauf geben. Um Adressen der Mitarbeiter, die ich nicht selbst finde, werde ich Sie gleichfalls bitten.
Mit Beck bin ich jetzt in großer Verlegenheit. Ich will aber doch seinen Brief abwarten, vielleicht lehnt er ab. Wäre er bereit; dann muß ich ihm die Wahrheit sagen. Ich bin an der scheinbaren Doppelzüngigkeit unschuldig; denn Koch beharrte so hartnäckig auf der Verweigerung der Sonderabdrücke, daß ich an e[in]e Sinnesänderung nicht mehr glauben konnte.
Lieber Freund! Wird aus der Zeitschrift etwas Tüchtiges, so gebührt Ihnen allein das Verdienst; denn Sie haben mir den Gedanken nahe gelegt und haben mich ermuntert. Ich danke Ihnen herzlich und vielmals. Bleiben Sie mir ein treuer Berather und Mitarb[ei]ter. Ich werde oft an Ihre Güte appelieren ! müssen. Theilen Sie Schönbach das Resultat mit.
Hoffentlich wirds kein Krampus, sondern ein guter segensreicher Nicolo.
Treulichst Ihr dankbarer
AS.