Bernhard Seuffert (1853 – 1938)

Biographie

Bernhard Seuffert ist in der Germanistik als Herausgeber von Neudrucken, als Wielandforscher und Zeitschriftengründer bekannt. Seine Publikationstätigkeit konzentrierte sich – im Gegensatz zu der von August Sauer – beinahe ganz auf das wissenschaftliche Feld. Trotz seiner wichtigen Leistungen, vor allem auf dem Gebiet der Edition, wurde Seuffert bislang durch die wissenschaftsgeschichtliche Forschung wenig gewürdigt.

Seuffert wurde am 23. Mai 1853 in Würzburg (D) geboren, wo er Klassische Philologie, Geschichte und Germanistik studierte. Nach einem Forschungsaufenthalt bei Wilhelm Scherer in Straßburg (1875/76) wurde er 1876 bei Erich Schmidt in Würzburg mit einer Studie über Maler Müller promoviert. 1877 habilitierte er sich dort im Fach Deutsche Sprache und Literatur. Während seiner Lehrtätigkeit als Privatdozent in Würzburg gründete er 1881 die Reihe Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts in Neudrucken (DLD), in der bis 1890 unter seiner Herausgeberschaft 38 Bände erschienen. 1891 übergab er die Reihe an August Sauer.

Nach fast neunjähriger Tätigkeit als Privatdozent in Würzburg trat Seuffert 1886 die Nachfolge Sauers als Extraordinarius für Neuere deutsche Sprache und Literatur in Graz an, wo er 1892 eine ordentliche Professur erhielt und bis 1927 lehrte. Die im Jahr 1913 an ihn ergangenen Rufe an die Universitäten Berlin und Wien lehnte er ab.

1886 war Seuffert kurzzeitig als Generalkorrektor, danach als Mitglied im Redaktionskollegium der Weimarer Goethe-Ausgabe tätig, die von 1887 bis 1919 im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen in vier Abteilungen mit insgesamt 143 Bänden erschien. Während er anfangs noch großen Respekt vor dieser schwierigen editionswissenschaftlichen Aufgabe hatte, sah er das Projekt später zunehmend kritisch. Seine eigene editorische Leistung bei der Erstellung des wissenschaftlichen Apparats zu den Leiden des jungen Werther (1899) gilt jedoch heute noch als eines der Glanzstücke der Ausgabe.

Seufferts Forschungsschwerpunkt lag bei dem deutschen Dichter Christoph Martin Wieland. Seuffert veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze zu Leben und Werk Wielands, seine geplante Wieland-Biographie konnte er jedoch nicht realisieren. 1903 wurde Seuffert von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin mit der Planung und Leitung zu einer kritischen Gesamtausgabe von Wielands Werken und Briefen beauftragt. Die Wieland-Ausgabe steht in der Tradition der großen nationalpolitischen Editionsprojekte zu Lessing, Goethe, Herder, Schiller und Hölderlin. Von 1904 bis zu seinem Tode erarbeitete Seuffert neun Teile Prolegomena zu einer Wielandausgabe (gedruckt 1904–1941), welche die Grundlagen der Edition beschreiben. Die umfangreichen Verzeichnisse der Drucke und Briefe Wielands, die in die Prolegomena einflossen, hatte Seuffert seit Beginn der 1880er Jahre auf ausgedehnten Archivreisen in Deutschland und der Schweiz zusammengetragen. Aufgrund finanzieller, methodischer und zeithistorischer Schwierigkeiten wurde die Wieland-Ausgabe der Preußischen Akademie, die ab 1948 in der DDR und ab 1989 in der neuen Bundesrepublik weitergeführt wurde, niemals abgeschlossen und im Jahr 2003 endgültig abgebrochen.

Neben der akademischen Lehre setzte sich Seuffert dafür ein, die wissenschaftliche Forschung der fachlichen Gemeinschaft zugänglich zu machen. 1888 gründete er die Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte, eine der ersten neugermanistischen Fachzeitschriften, die Forschungsarbeiten aus verschiedenen Ländern publizierte. Obwohl die Zeitschrift aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schon 1893, nach nur sechs Jahrgängen, eingestellt werden musste, ebnete sie den Weg für August Sauers moderneres Nachfolgeunternehmen, den Euphorion . Seufferts Hauptinteresse galt der literaturhistorischen und editorischen Erschließung von Autoren und Werken des 17. bis 19. Jahrhunderts. In kleinerem Umfang, vor allem in mehreren Aufsätzen mit Beobachtungen zur dichterischen Komposition (1909–1911), widmete er sich auch literaturtheoretischen Problemen.

Seuffert bildete an der Universität Graz zahlreiche Doktoranden aus. 1913/14 amtierte er als Rektor der Universität Graz, die ihm 1927 die Ehrendoktorwürde verlieh. Seit 1914 war er korrespondierendes Mitglied sowohl der Wiener wie der Berliner Akademie der Wissenschaften. Die Wiener Akademie wählte ihn 1921 zum wirklichen Mitglied. Seuffert, der seit 1886 mit Anna Rothenhöfer verheiratet war, starb am 15. Mai 1938 in Graz.

Bibliographie

Personalbibliographie Bernhard Seuffert (1853–1938)

Unter Mitarbeit von Ines Marx

Vorbemerkung

Die vorliegende Personalbibliographie wurde im Rahmen des DFG/FWF-Projektes „Kommentierte Auswahlausgabe zum Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert (1880–1926)“ erarbeitet. Die umfangreichste gedruckte bibliographische Übersicht lag bisher im Artikel Seuffert zum Internationalen Germanistenlexikon (2003) vor. Als hilfreich erwiesen sich verschiedene eigenhändige Schriftenverzeichnisse von Seuffert, die sich in seinem Nachlass im Staatsarchiv Würzburg und bei seinen Personalakten bei den Universitäten Würzburg und Graz befinden. Ausgewertet wurden außerdem bibliographische Kompendien wie die Jahresberichte für Neuere deutsche Literaturgeschichte (1892 ff.) und die Weimarer Wieland-Bibliographie (1983) von G. Günther und H. Zeilinger, die einen Großteil der von Seuffert zu Wieland verfassten Arbeiten verzeichnet; außerdem der auch für fachgeschichtliche Recherchen ergiebige Katalog der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar. Zudem wurden diverse wissenschaftliche Zeitschriften sowie eine Reihe Zeitungen, in denen Seuffert veröffentlichte, für die entsprechenden Jahrgänge systematisch durchgesehen. Die Titelaufnahme erfolgte, wo immer möglich, autoptisch, bei den unselbständig erschienenen Aufsätzen und Rezensionen gegebenenfalls nach Scans oder Fotokopien, die für das Projektarchiv angefertigt wurden, oder über Digitalisate auf online zugänglichen Dokumentenarchiven wie archive.org oder Austrian Newspapers Online (ANNO).

Die Bibliographie ist in zwei Abteilungen gegliedert: I. verzeichnet die von Seuffert herausgegebenen, geleiteten und redigierten Editionen, Schriftenreihen und Zeitschriften – II. listet die von Seuffert verfassten verfassten und herausgegebenen Schriften chronologisch innerhalb einzelner Jahrgänge von 1876 bis 1940, gegliedert nach (sofern vorhanden) Monographien, Herausgeber, Aufsätze und Rezensionen. Editionen von Briefen und Dokumenten, die Seuffert nicht in Buchform herausgegeben, sondern in Zeitschriften oder Zeitungen mitgeteilt hat, werden unter die Aufsätze eingereiht, zumal diese Mitteilungen oft mehr oder weniger aufwendig eingeleitet oder kommentiert sind. Für gedruckte Referate von Vorträgen und Akademie-Berichte, an denen Seuffert beteiligt war, wurden bei Bedarf innerhalb des Jahrgangs eigene Rubriken eingerichtet.

Mirko Nottscheid, im Juli 2015

Bibliographie Bernhard Seuffert

Fotos und Dokumente

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Zitiervorschlag
Fetz, Bernhard, Müller, Hans-Harald, Illetschko, Marcel, Nottscheid, Mirko und Hebenstreit, Desiree: Bernhard Seuffert. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.red-seuffert/methods/sdef:TEI/get