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Korrespondenz | Zitat | Kommentar |
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August Sauer an Bernhard Seuffert in Würzburg Lemberg, 31. Dezember 1880 (Freitag) | Dass wir alle Ihre Neudrucke sehnlichst erwarten und freudig begrüßen werden, brauche ich Ihnen nicht zu versichern; bes. wir an den Grenzen der Civilisation postirten ‚Pionniere‘. | Die Neudruckprojekte zeigen den editorischen Pioniergeist gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie entstanden aber auch aus dem Bedürfnis, schwer erreichbare und zugleich bedeutende Primärliteratur für den Gebrauch an Gymnasien sowie als Studienmaterial für die Übungen in den germanistischen Universitätsseminaren zugänglich zu machen. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg Würzburg, 20. Januar 1882 (Freitag) | Ich kann beim abschluss dieser berührung den wunsch u. die bitte nicht unterdrücken, sie möge sich als andauernde verbindung bewähren. | Sauer rezensierte nicht nur die ersten fünf Bände der DLD, sondern bearbeitete auch mehrere Bände der Reihe. Seuffert hoffte auf eine weitere Zusammenarbeit. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Wien Würzburg, 10. April 1882 (Montag) | Umgehend beantworte ich Ihre fragen dahin, dass ich kaum schon im nächsten jahre etwas österr. in meinen DLD bringen werde, es müsste denn sein, dass Sie durch Ihre genauere kenntnis dieses mir schwer zugänglichen gebietes mir ein dringend des neudrucks wertes werk nachweisen. Später aber kommen sicher auch Austriaca u. es wäre mir offen gestanden sehr fatal und würde meine verleger in verzweiflung setzen, wenn Sie wie ich zwischen Ihren zeilen zu lesen glaube, ein eigenes österr. unternehmen der art gründen wollten. | August Sauer erkundigte sich, ob in der von Bernhard Seuffert herausgegebenen Neudruckreihe Deutsche Litteraturdenkmale (DLD) auch österreichische Texte erscheinen würden. Hintergrund von Sauers Anfrage war die geplante Reihe Wiener Neudrucke, in der Sauer Texte der österreichischen Literaturgeschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts publizierte. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg Würzburg, 10. Juni 1882 (Samstag) | Ihre vertrauliche mitteilung nehme ich gar nicht tragisch. Selbst mit Ihnen als mitarbeiter wird die Spemannsche bibliothek den DLD nicht gefährlich werden können; | Sauer übernahm mehrere Ausgaben in Joseph Kürschners Editionsreihe Deutsche Nationallitteratur, die deutsche Texte von den Anfängen bis zur Goethezeit für ein größeres Publikum aufbereitete. Zwischen 1882 und 1899 erschienen 164 Bände im Stuttgarter Verlag W. Spemann sowie der Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Sauer fürchtete, Seuffert durch die Mitarbeit zu verärgern. Dieser fürchtete die Konkurrenz der Nationallitteratur jedoch nicht. |
August Sauer an Bernhard Seuffert in Würzburg Lemberg, 13. Juni 1882 (Dienstag) | Dass Speemannsche Sammlungen Ihrem Unternehmen nicht schaden, ist auch meine Überzeugung. […] Wenn der Ton meines letzten Briefes mehr entschuldigend als blos mitteilend war, so wollte ich auch den Schein vermeiden oder beseitigen, als ob ich Ihnen ins Handwerk pfuschen möchte. | Auch Sauer sah keine Konkurrenz zwischen den beiden Projekten. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg Würzburg, 6. April 1883 (Freitag) | Scherer, mein berater, sprach sich sehr entschieden gegen den neudr. aus, u. so ward er zurückgestellt, obwol ich nicht ganz abgeneigt war. | Wilhelm Scherer nahm lebhaften Anteil an der Konzeption und inhaltlichen Ausrichtung von Seufferts Neudruckreihe DLD. Er befürwortete den Neudruck von Texten, die sowohl selten als auch literaturgeschichtlich bedeutsam waren. Zugleich waren Seuffert und er um ein abwechslungsreiches Programm bemüht, das den Absatz sichern sollte. Scherer hatte Seuffert davon abgeraten, einen Neudruck der anonymen Posse Ollapatrida Fuchsmundi (1711) herauszugeben, die damals noch dem Schauspieler Joseph Anton Stranitzky zugeschrieben wurde. August Sauer brachte den Band jedoch 1886 in seiner Neudruckreihe WND heraus. |
August Sauer an Bernhard Seuffert in Würzburg Prag, 14. Juni 1886 (Montag) | Sie opfern so viele Zeit der Sammlung Ihrer Neudrucke, Zeit, die Ihnen (wie mir bei der meinigen) doch eigentlich für die eigene Arbeit entgeht, wenn Sie diese auch noch so energisch fördern. Wollen Sie beides bewältigen? Wenigstens sollen Sie sich für die DLD inzwischen eine Hilfskraft nehmen[;] ich komme immer mehr zur Einsicht, daß man mechanische Arbeiten wie Abschriften etc. ganz von sich abwälzen soll und auch bei dem Correcturlesen sich so viel als möglich helfen lassen soll. | Sauer versuchte Seuffert zu motivieren, sich für die Arbeit an den DLD eine Hilfskraft zu nehmen. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Prag Würzburg, 21. Juni 1886 (Montag) | Ihren rat einen teil der arbeit abzuwälzen kann ich auch nicht befolgen. Statt meine aufsicht einzuschränken, habe ich sie von heft zu heft gesteigert, wenigstens neuen mitarbeitern gegenüber, habe die vorreden stark beeinflusst, den druck mit den originalen verglichen und gesehen, wie dringend notwendig das war. Danken wird mirs niemand, als die sache selbst. Nach diesen erfahrungen, die für die methodische bildung mancher männer guten namens recht betrübend sind, kann ich mich erst recht nicht entschliessen, einen hilfsarbeiter anzunehmen, selbst wenn sich einer fände, der mir verlässig genug schiene. Auch halte ich es für verdammte pflicht und schuldigkeit, wenn ich als herausgeber der sammlung figuriere, es auch zu sein. | Seuffert hatte jedoch als Herausgeber der DLD ein hohes Arbeitsethos. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Prag Graz, 7. Februar 1891 (Samstag) | Und auf Sie als nachfolger habe ich es abgesehen. Ich möchte nicht, dass die sammlung in schlechte hände gerät. Sie haben die grösste herausgebererfahrung; Sie kennen speciell die bisherige führung der DLD genau genug um zu wissen, wo sie zu bessern wo sie beizubehalten ist; Sie können Ihre Wiener neudrucke damit verbinden, die doch an Konegen keinen förderer haben; in jedem betracht würde es der sache am nützlichsten und mir am tröstlichsten sein, wenn Sie die sammlung übernehmen. Man hat doch eine gewisse liebe zu so einem langjährigen pflegling und möchte ihn nur dem besten vater übergeben. […] Was soll ich weiter sagen? bitte, bitte, sagen Sie nicht nein. | Seuffert wünschte sich Sauer als Nachfolger, der 1891 tatsächlich die Herausgabe der DLD übernahm. Es kam auch zu einem Verlagswechsel: Von 1891 bis 1899 erschien die Reihe im Verlag G. J. Göschen (Stuttgart und Leipzig). |
August Sauer an Bernhard Seuffert in Graz Prag, 14. Februar 1891 (Samstag) | Sie sollen sich in [m]ir nicht geteuscht haben, ich werde mich Ihres Vertrauens würdig zu beweisen trachten und werde Ihr Kind pflegen, so gut ich kann. | Sauer versicherte, dass er sich als Nachfolger der DLD würdig erweisen werde. |
Bernhard Seuffert an August Sauer in Prag Graz, 24. Mai 1895 (Freitag) | Ich verstehe mich aufs geschäftliche nicht, wie die VJS u. die DLD beweisen. | Nachdem Seuffert zwei seiner Projekte als Herausgeber beendet hatte, kam er zu dem Schluss, dass er für die geschäftliche Seite der Redaktionstätigkeit nicht geeignet sei. |
August Sauer an Bernhard Seuffert in Graz Prag, 28. Februar 1899 (Dienstag) | Daß die DLD mit dem Göschenschen Verlag in den von Behr in Berlin übergegangen sind, wissen S[ie] wahrscheinlich schon. Es ist eine einsilbige Firma: E. Behrs Verlag (A. Bock), Besitzer Dr. Bloch. Nach Elias’ Versicherung soll der gegenwärtige Besitzer sehr anständig und verständig sein. Er will die Samml. fortsetzen; | Ab 1900 erschienen die DLD im Berliner Verlag B. Behr, wo sie Sauer noch bis 1904 herausgab. Nach seinem Ausscheiden wurde auf den Titelblättern der DLD kein verantwortlicher Herausgeber mehr ausgewiesen. Insgesamt erschienen zwischen 1881 und 1924, als B. Behr die Reihe einstellte 128 Nummern in 85 Bänden. |
Person | Zeitraum | Werdegang |
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1871 - 1874 | Studium Klassische Philologie, Geschichte und Germanistik an der Universität Würzburg | |
1873 - 1877 | Studium Deutsche Philologie, Geschichte und Klassische Philologie an der Universität Wien | |
1875 - 1876 | Studium an der Universität Straßburg bei Wilhelm Scherer | |
1876 | Promotion an der Universität Würzburg | |
1877 | Habilitation an der Universität Würzburg | |
1877 - 1878 | Studienaufenthalt an der Universität Berlin bei Wilhelm Scherer | |
1877 - 1886 | Priv.-Doz. für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Würzburg | |
1878 | Promotion an der Universität Wien | |
1879 | Habilitation an der Universität Wien | |
1879 - 1883 | Supplent an der Universität Lemberg | |
1881 - 1890 | Herausgabe der Neudruckreihe "Deutsche Literaturdenkmale" (DLD) | |
1883 - 1886 | Herausgabe der Neudruckreihe "Wiener Neudrucke" (WND) | |
1883 - 1884 | Herausgabe der "Beiträge zur Geschichte der deutschen Litteratur und des geistigen Lebens in Österreich" | |
1883 - 1886 | ao. Prof. für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Graz | |
1886 - 1887 | Generalkorrektor der Weimarer Goetheausgabe | |
18.1.1886 | Tod von Seufferts Mutter | |
1886 - 1892 | ao. Prof. für Neuere Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Graz | |
14.10.1886 | Heirat mit Anna Rothenhöfer | |
1886 - 1891 | ao. Prof. für Deutsche Sprache und Literatur an der Deutschen Universität Prag | |
1887 - 1919 | Mitglied im Redaktionskommitte der Weimarer Goetheausgabe | |
1888 - 1893 | Herausgabe der "Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte" | |
25.03.1888 | Geburt der Tochter Gertraud | |
19.07.1890 | Tod der Tochter Gertraud | |
1891 - 1926 | Mitglied der "Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ | |
1891 - 1904 | Übernahme und Herausgabe der Neudruckreihe DLD | |
23.07.1891 | Geburt des Sohnes Lothar | |
1892 - 1926 | o. Prof. für Deutsche Sprache und Literatur an der Deutschen Universität Prag | |
1892 - 1924 | o. Prof. für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Graz | |
08.09.1892 | Heirat mit Hedda Rzach | |
1894 - 1926 | Herausgabe der Zeitschrift "Euphorion" | |
27.05.1894 | Geburt des Sohnes Burkhard | |
1896 - 1897 | Dekan an der Universität Graz | |
1897 - 1898 | Dekan an der Deutschen Universität Prag | |
1898 | Tod von Sauers Vater | |
1901 - 1918 | Herausgeber der Zeitschrift "Deutsche Arbeit" | |
03.08.1903 | Aufnahme in die Österreichische Akademie der Wissenschaften | |
August 1904 | Reise in die USA | |
1904 - 1938 | Mitarbeit an der Wielandausgabe | |
1907 - 1908 | Rektor der Deutschen Universität Prag | |
18.11.1907 | Rektoratsrede "Literaturgeschichte und Volkskunde" | |
1908 - 1909 | Prorektor der Deutschen Universität Prag | |
Juli 1908 | Tod des jüngeren Bruders | |
Mai 1911 | Tod von Julius Sauer (Bruder) | |
1913 - 1914 | Rektor der Universität Graz | |
19./20.12.1916 | Tod von Lothar Seuffert (Sohn) | |
17.09.1926 | August Sauer stirbt in Prag | |
15.05.1938 | Bernhard Seuffert stirbt in Graz |