Würzbg. 4 II 83.
Herzogeng. 5.
Geehrter herr kollege,
Ihre freundliche karte bringt mich in doppelte verlegenheit.
Dass Sie an meine neugierige frage, ob Sie allein alle hefte der WND herausgeben wollen, eine einladung zur mitarbeit, an mich gerichtet, knüpfen, schlage ich zwar hoch an und danke bestens dafür. Aber Sie dürfen nicht glauben, dass ich jene antwort durch meine frage hätte herausfordern wollen: eine solche unterstellung verbietet sich schon dadurch, dass ich Ihrer einladung nicht folgen darf, weil ich kontraktlich gebunden bin, an keinem meinen DLD ähnlichen unternehmen teil zu nehmen. Wer hätte gedacht, als ich jenen kontrakt unterschrieb, dass ‚ähnliche‘ sammlungen sich mehrfach einstellen würden! Aber nun rächt sich dieser mangel an voraussicht und ich muss Ihnen weigern, was zu bieten ich stolz wäre.
Die andere verlegenheit! h. Minor für den Gustav Wasa – ja daran hab ich auch schon gedacht; auch für das andere angekündigte romantische heft – A W Schlegel – wüsste ich keinen, der mir anständiger wäre. ‚Er wird es gern übernehmen‘ schreiben Sie? wissen Sie das gewiss? er hat s. z. in dem Litbl. Behaghel – Neumann – Bartsch die DLD so schlecht gemacht und neuerdings in der N fr. presse das dort vorgetragene nochmal aufgewärmt – wenn auch unter beigabe einiger geschmacksverdeckender saucen – dass ich unmöglich in der lage bin, auf seine beihilfe zu rechnen. Sie werden begreifen, dass wenn ich ihn anwerbe, das den anschein erwecken wird, als wolle ich sein urteil zum schweigen bringen. Das odium würde ich nicht auf mich nehmen, auch wenn ich ein viel, viel schlechteres redaktionsgewissen hätte.
Ein anderes aber wäre es, wenn h. Minor selbst sich dazu mir anböte oder die übertragung der romantiker verlangte. Er hat s. z. an mich ein recht brüskes kategorisches briefchen geschrieben, ich solle seinem Friedr. Schlegel nicht konkurrenz machen; ich gestand dies in seinem interesse sofort zu. Seit jener zeit hörte ich und sah ich nichts von ihm. Und ich habe keinen anlass aufdringlich zu sein.
Glauben oder wissen Sie aber, dass h. Minor wirklich gerne mitarbeiter der DLD wird, so werde ich es mit grosser freude begrüssen, wenn Sie ihn bestimmen können, sich selbst – so gut wie das viele andere z. b. auch prof. Geiger in Berlin getan haben – bei mir anzumelden.
Dank für Ihre sonstigen mitteilungen und nochmal glück auf zu den neuen unternehmungen.
Vom Messias ist der 1. bogen gesetzt, von den Frkf. der letzte im reindruck. das register ist eine niederträchtige arbeit.
Treuen gruss von Ihrem
ergebenen
BSeuffert.
Würzbg. 4 II 83.
Herzogeng. 5.
Geehrter herr kollege,
Ihre freundliche karte bringt mich in doppelte verlegenheit.
Dass Sie an meine neugierige frage, ob Sie allein alle hefte der WND herausgeben wollen, eine einladung zur mitarbeit, an mich gerichtet, knüpfen, schlage ich zwar hoch an und danke bestens dafür. Aber Sie dürfen nicht glauben, dass ich jene antwort durch meine frage hätte herausfordern wollen: eine solche unterstellung verbietet sich schon dadurch, dass ich Ihrer einladung nicht folgen darf, weil ich kontraktlich gebunden bin, an keinem meinen DLD ähnlichen unternehmen teil zu nehmen. Wer hätte gedacht, als ich jenen kontrakt unterschrieb, dass ‚ähnliche‘ sammlungen sich mehrfach einstellen würden! Aber nun rächt sich dieser mangel an voraussicht und ich muss Ihnen weigern, was zu bieten ich stolz wäre.
Die andere verlegenheit! h. Minor für den Gustav Wasa – ja daran hab ich auch schon gedacht; auch für das andere angekündigte romantische heft – A W Schlegel – wüsste ich keinen, der mir anständiger wäre. ‚Er wird es gern übernehmen‘ schreiben Sie? wissen Sie das gewiss? er hat s. z. in dem Litbl. Behaghel – Neumann – Bartsch die DLD so schlecht gemacht und neuerdings in der N fr. presse das dort vorgetragene nochmal aufgewärmt – wenn auch unter beigabe einiger geschmacksverdeckender saucen – dass ich unmöglich in der lage bin, auf seine beihilfe zu rechnen. Sie werden begreifen, dass wenn ich ihn anwerbe, das den anschein erwecken wird, als wolle ich sein urteil zum schweigen bringen. Das odium würde ich nicht auf mich nehmen, auch wenn ich ein viel, viel schlechteres redaktionsgewissen hätte.
Ein anderes aber wäre es, wenn h. Minor selbst sich dazu mir anböte oder die übertragung der romantiker verlangte. Er hat s. z. an mich ein recht brüskes kategorisches briefchen geschrieben, ich solle seinem Friedr. Schlegel nicht konkurrenz machen; ich gestand dies in seinem interesse sofort zu. Seit jener zeit hörte ich und sah ich nichts von ihm. Und ich habe keinen anlass aufdringlich zu sein.
Glauben oder wissen Sie aber, dass h. Minor wirklich gerne mitarbeiter der DLD wird, so werde ich es mit grosser freude begrüssen, wenn Sie ihn bestimmen können, sich selbst – so gut wie das viele andere z. b. auch prof. Geiger in Berlin getan haben – bei mir anzumelden.
Dank für Ihre sonstigen mitteilungen und nochmal glück auf zu den neuen unternehmungen.
Vom Messias ist der 1. bogen gesetzt, von den Frkf. der letzte im reindruck. das register ist eine niederträchtige arbeit.
Treuen gruss von Ihrem
ergebenen
BSeuffert.
Dass Sie an meine neugierige frage, ob Sie allein alle hefte der WND herausgeben wollen, eine einladung zur mitarbeit, an mich gerichtet, knüpfen, schlage ich zwar hoch an und danke bestens dafür. Aber Sie dürfen nicht glauben, dass ich jene antwort durch meine frage hätte herausfordern wollen: eine solche unterstellung verbietet sich schon dadurch, dass ich Ihrer einladung nicht folgen darf, weil ich kontraktlich gebunden bin, an keinem meinen DLD ähnlichen unternehmen teil zu nehmen. Wer hätte gedacht, als ich jenen kontrakt unterschrieb, dass ‚ähnliche‘ sammlungen sich mehrfach einstellen würden! Aber nun rächt sich dieser mangel an voraussicht und ich muss Ihnen weigern, was zu bieten ich stolz wäre.
Seuffert bedauerte, dass er durch den Vertrag mit dem Heilbronner Verlag Gebrüder Henninger, wo seine eigene Neudruckreihe DLD erschien, gebunden war.
Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Lemberg
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8255. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8255/methods/sdef:TEI/get
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