Herrn Dr. August Sauer
Professor an d. deutschen Universität
Prag
Stefang. 3
Lfr. Dadurch dass zu meiner früheren korrespondenz noch die nach Würzburg dazu gekommen ist, komme ich seltner zum schreiben. Sehr spät danke ich Ihnen für Ihren brief. Sie stecken nun ganz im Grillparzer und – ich tue nichts. Ich finde trotz der bequemen wochenteilung in kollegbehaftete und -freie keine zeit zu ruhiger arbeit. Freilich wird wider stark an DLD gdruckt u. ich habe in der letzten zeit mitarbeiter, die mich das 5fache an aufmerksamkeit und zeit kosten als ein Sauer. Geht jetzt gar bald der Goetherummel an, so begraben Sie mich getrost, dann ist mein bischen wissenschaft tot und ich bin nicht mehr als der nächstbeste faktor einer druckerei. Dabei werd ich mich vollends zu grunde richten und niemand wird mirs danken. – Im hörsaal bin ich zufrieden, die studenten haben fleiss u. guten willen und ein paar wirklichen eifer. In die umgegend der stadt habe ich noch sehr wenig geguckt. Dieser tage wider einmal vom Schlossberge aus und da war eine reinheit des abendhimmels zwischen sonne und mond, wie ichs bisher nie hatte. Mein herz sehnte sich in die wunderbare landschaft die ich vor augen sah, noch nicht betrat und ach! wie selten betreten werde.
Ich bin gerne hier, aber wenns draussen krieg gibt, möchte ich doch auch draussen sein. Pax nobiscum, bet ich.
Treulich grüsst Ihr BSeuffert. Harrachg. 1. 9 II 87
Herrn Dr. August Sauer
Professor an d. deutschen Universität
Prag
Stefang. 3
Lfr. Dadurch dass zu meiner früheren korrespondenz noch die nach Würzburg dazu gekommen ist, komme ich seltner zum schreiben. Sehr spät danke ich Ihnen für Ihren brief. Sie stecken nun ganz im Grillparzer und – ich tue nichts. Ich finde trotz der bequemen wochenteilung in kollegbehaftete und -freie keine zeit zu ruhiger arbeit. Freilich wird wider stark an DLD gdruckt u. ich habe in der letzten zeit mitarbeiter, die mich das 5fache an aufmerksamkeit und zeit kosten als ein Sauer. Geht jetzt gar bald der Goetherummel an, so begraben Sie mich getrost, dann ist mein bischen wissenschaft tot und ich bin nicht mehr als der nächstbeste faktor einer druckerei. Dabei werd ich mich vollends zu grunde richten und niemand wird mirs danken. – Im hörsaal bin ich zufrieden, die studenten haben fleiss u. guten willen und ein paar wirklichen eifer. In die umgegend der stadt habe ich noch sehr wenig geguckt. Dieser tage wider einmal vom Schlossberge aus und da war eine reinheit des abendhimmels zwischen sonne und mond, wie ichs bisher nie hatte. Mein herz sehnte sich in die wunderbare landschaft die ich vor augen sah, noch nicht betrat und ach! wie selten betreten werde.
Ich bin gerne hier, aber wenns draussen krieg gibt, möchte ich doch auch draussen sein. Pax nobiscum, bet ich.
Treulich grüsst Ihr BSeuffert. Harrachg. 1. 9 II 87
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8381. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8381/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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