Prag Weinberge
Hawlitschekgasse 62.
7.6.88.
[Li]eber Freund! Dr. Hauffen, der mehrere Tage bei mir war und mich durch die in Berlin gewonnene Reife sehr erfreute, wird Ihnen morgen oder übermorgen Grüße von mir überbringen. Nichtsdestoweniger will ich Ihren Brief unmittelbar beantworten.
Was zunächst Ihren Jenenser Freund betrifft, über den Sie schweigen, so war hier nichts für ihn zu machen. In erster Linie [wer]den 3 Öst. vorgeschlagen: Zallinger, Leischen & Nissel; der 1. u. 3. Innsbrucker, der letzte dürfte die Stelle bekommen. Erst in zweiter Reihe werden Reichsdeutsche vorgeschlagen; darunter der Ordinarius in Jena Franken u. dann ein Schüler von Brunner, Pappenheim, der sich erst kürzlich habilitirt hat oder erst im Begriffe ist dies zu thun. Ich erwähne das nur, damit Sie mein Interesse an Ihrer Theilnahme daraus ersehen.
Das Weimarer Stimmungsbild ist allerdings theilweise unerquicklich. Ich bin ein Feind solcher Veranstaltungen, ohne doch deren Vortheile zu verkennen.
Bin ich einmal unabhängiger, dann erscheine ich auch ab & zu auf der Bildfläche.
Daß Sie Subvention von der öst. Regierung begehren werden, hat mir Schmidt in Weimar schon mitgetheilt; unterschreiben werden das Gesuch gewiß alle, auch Kelle, der sich sogar für die Zs zu interessiren scheint. Er will aus s. Man. über 14/15 Jh. Ihnen sogar einmal etwas senden. Ich werde aber übrigens nicht versäumen, ihm noch außerdem zuzureden. Einen öst. Artikel kann ich Ihnen vorderhand nicht liefern. Wenn es aber so lange Zeit hat, so will ich Ihnen einen Plan mittheilen. Ich arbeite nemlich im Spt. im Wiener Stadtarchiv für den 1. Bd. Grillparzer. Die Nachmittage kann ich für andere Dinge benützen u. da will ich eine meiner zahlreichen angefangenen Arbeiten über öst. Lit. fertig zu machen [su]chen. Ich könnte Ihnen also MitteOctober ein Manuscript versprechen. Worüber wüßte ich allerdings vorderhand nicht zu sagen. Hafner? Perinet? Schreyvogel? Enk? Feuchtersleben? vielleicht sogar Grillparzer? Hier kann ich nichts ähnliches abschließen, denn es geht mir wie Ihnen; es fehlen mir die betreff. Bücher. Sie überschätzen meine Bibl. sehr, wenn Sie d. Wandsbecker Boten darin vermuthen. Ich habe, da die Berliner Bibl. ihr Ex. nicht versendet, das Ex. d. Lübecker Stadtbibliothek für den II. Bd. der Göttinger Monatelang in Lemberg gehabt. Die Ihnen notwendige Stelle findet sich unter meinen Notizen nicht! Selbst Gebler besitze ich nicht ganz; leider d. Minister nicht; die andern beiden Stücke sende ich Ihnen gleichzeitig aus einer Wiener Dramensamml. unter Kreuzband. Ich will morgen übrigens noch in d. Bibl. nachsehen, ob der Minister dort ist. Diarium nur in der Wiener Stadt-Bibliothek zu erreichen. Schreiben Sie doch an Probst! (Übersehen Sie NB. für Riedel Helferts Geschichte der Volksschule, die Werner auch in s. ne[ue]m Buche citirt, nicht; da stehen über Riedels Berufung die merkwürdigsten Dinge.)
Mit Schönbach müßen Sie Mitleid haben. Er ist doch ein kranker Mann, der auf so vieles Verzicht üben muß. Mir geht es erträglich. Gewöhnen muß man sich erst an alles, auch an das bessere. Mit freundlichen Grüßen
Ihr AS.
Prag Weinberge
Hawlitschekgasse 62.
7.6.88.
[Li]eber Freund! Dr. Hauffen, der mehrere Tage bei mir war und mich durch die in Berlin gewonnene Reife sehr erfreute, wird Ihnen morgen oder übermorgen Grüße von mir überbringen. Nichtsdestoweniger will ich Ihren Brief unmittelbar beantworten.
Was zunächst Ihren Jenenser Freund betrifft, über den Sie schweigen, so war hier nichts für ihn zu machen. In erster Linie [wer]den 3 Öst. vorgeschlagen: Zallinger, Leischen & Nissel; der 1. u. 3. Innsbrucker, der letzte dürfte die Stelle bekommen. Erst in zweiter Reihe werden Reichsdeutsche vorgeschlagen; darunter der Ordinarius in Jena Franken u. dann ein Schüler von Brunner, Pappenheim, der sich erst kürzlich habilitirt hat oder erst im Begriffe ist dies zu thun. Ich erwähne das nur, damit Sie mein Interesse an Ihrer Theilnahme daraus ersehen.
Das Weimarer Stimmungsbild ist allerdings theilweise unerquicklich. Ich bin ein Feind solcher Veranstaltungen, ohne doch deren Vortheile zu verkennen.
Bin ich einmal unabhängiger, dann erscheine ich auch ab & zu auf der Bildfläche.
Daß Sie Subvention von der öst. Regierung begehren werden, hat mir Schmidt in Weimar schon mitgetheilt; unterschreiben werden das Gesuch gewiß alle, auch Kelle, der sich sogar für die Zs zu interessiren scheint. Er will aus s. Man. über 14/15 Jh. Ihnen sogar einmal etwas senden. Ich werde aber übrigens nicht versäumen, ihm noch außerdem zuzureden. Einen öst. Artikel kann ich Ihnen vorderhand nicht liefern. Wenn es aber so lange Zeit hat, so will ich Ihnen einen Plan mittheilen. Ich arbeite nemlich im Spt. im Wiener Stadtarchiv für den 1. Bd. Grillparzer. Die Nachmittage kann ich für andere Dinge benützen u. da will ich eine meiner zahlreichen angefangenen Arbeiten über öst. Lit. fertig zu machen [su]chen. Ich könnte Ihnen also MitteOctober ein Manuscript versprechen. Worüber wüßte ich allerdings vorderhand nicht zu sagen. Hafner? Perinet? Schreyvogel? Enk? Feuchtersleben? vielleicht sogar Grillparzer? Hier kann ich nichts ähnliches abschließen, denn es geht mir wie Ihnen; es fehlen mir die betreff. Bücher. Sie überschätzen meine Bibl. sehr, wenn Sie d. Wandsbecker Boten darin vermuthen. Ich habe, da die Berliner Bibl. ihr Ex. nicht versendet, das Ex. d. Lübecker Stadtbibliothek für den II. Bd. der Göttinger Monatelang in Lemberg gehabt. Die Ihnen notwendige Stelle findet sich unter meinen Notizen nicht! Selbst Gebler besitze ich nicht ganz; leider d. Minister nicht; die andern beiden Stücke sende ich Ihnen gleichzeitig aus einer Wiener Dramensamml. unter Kreuzband. Ich will morgen übrigens noch in d. Bibl. nachsehen, ob der Minister dort ist. Diarium nur in der Wiener Stadt-Bibliothek zu erreichen. Schreiben Sie doch an Probst! (Übersehen Sie NB. für Riedel Helferts Geschichte der Volksschule, die Werner auch in s. ne[ue]m Buche citirt, nicht; da stehen über Riedels Berufung die merkwürdigsten Dinge.)
Mit Schönbach müßen Sie Mitleid haben. Er ist doch ein kranker Mann, der auf so vieles Verzicht üben muß. Mir geht es erträglich. Gewöhnen muß man sich erst an alles, auch an das bessere. Mit freundlichen Grüßen
Ihr AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-122
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8429. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8429/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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