Ich will Ihnen l. F. ein paar zwanglose Worte über das Gelesene sagen. Am meisten interessirten mich die Schildbürgersachen wie ganz natürlich. Es ist für die Zs. ein Gewinn, daß [sich] gleich in ihrem ersten Bande eine Frage [a]ufgethan hat, die da weiter erörtert wird. Ich finde aber doch, daß Sie eigentlich den Vf. des 1. u. 3. Aufs. hätten Mittheilung von dem 2. thun müßen; denn dann hätten diese offenbar ihre Bemerkungen zurückgezogen: auch kann ich es nicht billigen, daß Sie Schneiders Spott über ‚S. S.‘ nicht gestrichen haben. Heine ist schlecht geschrieben u. hat Ihnen wol viel Mühe gemacht. Weilen ist recht gut; Werner zu breit in beiden Beiträgen; Burckhardt abgeschmackt. Unter den Erklärungen der Heineschen Gedichte manches feine; überhaupt die kleineren Beiträge sehr ergiebig u. voll. Im Ganzen können Sie zufrieden sein, so viele Namen im Anfange gleich friedlich oder sich bekämpfend zu vereinigen. Es ist ohne Zweifel ein vielverheißender Beginn. Aber jetzt nachdem ich das was Ihren Aufsatz umgiebt wol alles kenne, darf ich auch sagen, daß Sie damit den Vogel abschießen u. daß das andere nicht an Ihre Arbeit hinanreicht. – Ich habe in diesen Tagen zur Erholung Harnack Goethe in der Epoche s. Vollendung gelesen, ein Buch von seltener Reife; der Mann ist erst 31 Jahre alt; dann Jodls zweiten Band, der fast eine Gesamtgeschichte der Philos. des 19. Jh. enthält; es hat mich geglückt u gekräftigt, daß ich nun wieder gerne in das Gehäuse meines täglichen Kleingewerbes zurückkehre. Herzlichst Ihr AS.

Ich will Ihnen l. F. ein paar zwanglose Worte über das Gelesene sagen. Am meisten interessirten mich die Schildbürgersachen wie ganz natürlich. Es ist für die Zs. ein Gewinn, daß [sich] gleich in ihrem ersten Bande eine Frage [a]ufgethan hat, die da weiter erörtert wird. Ich finde aber doch, daß Sie eigentlich den Vf. des 1. u. 3. Aufs. hätten Mittheilung von dem 2. thun müßen; denn dann hätten diese offenbar ihre Bemerkungen zurückgezogen: auch kann ich es nicht billigen, daß Sie Schneiders Spott über ‚S. S.‘ nicht gestrichen haben. Heine ist schlecht geschrieben u. hat Ihnen wol viel Mühe gemacht. Weilen ist recht gut; Werner zu breit in beiden Beiträgen; Burckhardt abgeschmackt. Unter den Erklärungen der Heineschen Gedichte manches feine; überhaupt die kleineren Beiträge sehr ergiebig u. voll. Im Ganzen können Sie zufrieden sein, so viele Namen im Anfange gleich friedlich oder sich bekämpfend zu vereinigen. Es ist ohne Zweifel ein vielverheißender Beginn. Aber jetzt nachdem ich das was Ihren Aufsatz umgiebt wol alles kenne, darf ich auch sagen, daß Sie damit den Vogel abschießen u. daß das andere nicht an Ihre Arbeit hinanreicht. – Ich habe in diesen Tagen zur Erholung Harnack Goethe in der Epoche s. Vollendung gelesen, ein Buch von seltener Reife; der Mann ist erst 31 Jahre alt; dann Jodls zweiten Band, der fast eine Gesamtgeschichte der Philos. des 19. Jh. enthält; es hat mich geglückt u gekräftigt, daß ich nun wieder gerne in das Gehäuse meines täglichen Kleingewerbes zurückkehre. Herzlichst Ihr AS.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-138
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8458. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8458/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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