Herrn Professor Dr. August Sauer
Prag-Weinberge
Hawlitschekgasse 62
Lfr. Länger hätt ich Ihnen gerne geantwortet, aber semesterabschluss u. anderes drängte. Auch heute finde ich angesichts der sommerarbeiten die ich schleunig durchsehen muss keine briefzeit. Doch möcht ich Ihnen melden, dass Ihre letzte überraschende aufklärung über die sachlage der Götzausg. mir anlass gegeben hat, Suphan gelegentlich zu schreiben: ich hätte durch Sie, mit dem ich alleweil korrespondenz pflege, jetzt private nachrichten erhalten, welche mein urteil umbildeten; hätte das Suphansche rundschreiben diese gründe nicht verschwiegen, so würde ich schon damals anders gestimmt haben, bezw. überhaupt eine definitive meinung haben äussern können. Suph. nahm, wie ein soeben eingelaufner brief zeigt, das gut auf u. entschuldigt sein verschweigen der gründe mit seiner rücksicht auf das übereilte votum des ältesten redactionscomités. In meinen augen war solche rücksicht nicht am platze, durch sie blieben wir vier mitredactores blind. Ich habe aus Ihrem briefe auch die überzeugung gewonnen, dass Sie die umarbeitung im interesse der sache selbst wünschen. Seien Sie überzeugt, dass ich Ihren verdruss vollkommen billige; gerade nachdem Sie die herrn vorher aufmerksam gemacht hatten auf die bedenken, durfte Ihnen die arbeit nicht zurückgeschickt werden. Sie müssen in der höflichsten weise gebeten werden, jeder druck auf Sie wäre ein grobes unrecht. Ich hoffe, dass der centralleiter das auch begreift. Ich habe das meinige dazu getan, dass er das verschulden bei sich suche, das kann ich Sie versichern. Nach einer dunkeln andeutung Suphans scheint übrigens die angelegenheit bereinigt, der Götz im druck. Er habe an Sie geschrieben, was auch für mich gelte: ein sonderbarer umweg. Treulich und herzlich Ihr BSfft. Bernays wird Goethefestredner!
30 III 89
Herrn Professor Dr. August Sauer
Prag-Weinberge
Hawlitschekgasse 62
Lfr. Länger hätt ich Ihnen gerne geantwortet, aber semesterabschluss u. anderes drängte. Auch heute finde ich angesichts der sommerarbeiten die ich schleunig durchsehen muss keine briefzeit. Doch möcht ich Ihnen melden, dass Ihre letzte überraschende aufklärung über die sachlage der Götzausg. mir anlass gegeben hat, Suphan gelegentlich zu schreiben: ich hätte durch Sie, mit dem ich alleweil korrespondenz pflege, jetzt private nachrichten erhalten, welche mein urteil umbildeten; hätte das Suphansche rundschreiben diese gründe nicht verschwiegen, so würde ich schon damals anders gestimmt haben, bezw. überhaupt eine definitive meinung haben äussern können. Suph. nahm, wie ein soeben eingelaufner brief zeigt, das gut auf u. entschuldigt sein verschweigen der gründe mit seiner rücksicht auf das übereilte votum des ältesten redactionscomités. In meinen augen war solche rücksicht nicht am platze, durch sie blieben wir vier mitredactores blind. Ich habe aus Ihrem briefe auch die überzeugung gewonnen, dass Sie die umarbeitung im interesse der sache selbst wünschen. Seien Sie überzeugt, dass ich Ihren verdruss vollkommen billige; gerade nachdem Sie die herrn vorher aufmerksam gemacht hatten auf die bedenken, durfte Ihnen die arbeit nicht zurückgeschickt werden. Sie müssen in der höflichsten weise gebeten werden, jeder druck auf Sie wäre ein grobes unrecht. Ich hoffe, dass der centralleiter das auch begreift. Ich habe das meinige dazu getan, dass er das verschulden bei sich suche, das kann ich Sie versichern. Nach einer dunkeln andeutung Suphans scheint übrigens die angelegenheit bereinigt, der Götz im druck. Er habe an Sie geschrieben, was auch für mich gelte: ein sonderbarer umweg. Treulich und herzlich Ihr BSfft. Bernays wird Goethefestredner!
30 III 89
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8473 [Druckausgabe Nr. 91]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8473/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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