Graz 11.4.90

Da hab ich denn das langersehnte manuscript in händen, freu mich aufs durchlesen, will es ergänzen wenns not sein sollte und alles daran tuen was Sie wünschen l. fr. Möge sein schicksal günstig sein! Vor drei tagen noch hätte ichs guten mutes und freudigen herzens empfangen, denn bis dahin glaubte ich das schicksal der DLD geborgen. Am 8.ten erhielt ich einen brief, der das gegenteil nicht gewiss macht, aber befürchten lässt.

Die lage ist die. Ende november erhielt ich brief von Henninger, sie hofften mir bald eine gute nachricht über den verkauf geben zu können. Darnach schwiegen sie, obwohl ich anfangs januar mahnte. Ich stellte am 17. märz nun dringende fragen: wann das im januar fertig gestellte heft 30 ausgegeben u. das honorar dafür an Weilen und mich gezahlt werde? ob sie bereit seien, Ihre einleitung zu übernehmen und sofort in druck fertig zu stellen? Schliesslich erklärte ich, dass wenn auf diese fragen wider keine antwort komme, ich die firma für aufgelöst halten müsse (wozu ich allen grund hatte durch die wahrnehmung dass 2 andere verleger schon teile des H.schen verlages ankündigten) und Ihre, Weilens und meine ansprüche einem juristen übergeben werde.
Darauf kam nun antwort, wie grob, will ich Ihnen nicht sagen, jedenfalls so, dass ich kaum mehr ohne vermittlung eines advokaten mit den herren correspondieren werde oder doch sollte. Sie erklären darin, es falle ihnen nicht ein, die hefte 30 u. 33 beim drucker auszulösen, das solle der käufer tun.
Antwort: ob sie honorieren wollen, geben sie so wenig wie darauf, ob sie ihre einleitung in empfang nehmen wollen. Sie sehen daraus, dass ich Ihnen keine hoffnung machen kann, von dieser seite honorar zu erhalten.
Ich hätte Ihnen darauf hin telegraphiert: lassen Sie von Uz, wenn sich nicht gleichzeitig ein kauflustiger gemeldet hätte, dessen erster brief ganz fröhlich zuversichtlich lautete, der zweite wurde nachdenklich, der dritte besorglich und der 4., eben der am 8. eingetroffene sagte: ich sehe kaum mehr eine möglichkeit mich mit den hh. Henningern zu einigen.
Mein standpunkt bei den verhandlungen mit dem kauflustigen war der: preis zu geben, was sich preis geben lässt an vorteilen, um das erscheinen der hefte 30 u. 33 in anständigem verlage zu retten, um ein unternehmen zu retten, dessen fortsetzung mir vor der hand noch im interesse unserer wissenschaft zu liegen scheint. Es ward mir um so schwerer, schlechtere honorare für die zukunft (nicht rückwirkend natürlich) zu acceptieren, weil ich nicht herausgeber bleibe (unter uns! bitte dringend). Aber ich sehe ein, dass kein verleger ein unternehmen kaufen kann, das die kosten nicht deckt selbst wenn die ganze auflage verkauft wäre (und von den heften Messias Karl v. Burgund Hagedorn u. Pyra ist ¼ der auflage etwa verkauft!): für so schlechte rechner hätte ich die Henninger nicht gehalten. Bis zum 8. war ich zuversichtlich, dass meine nachgibigkeit den kauflustigen zum abschluss bringt. Aber als heraus kam, dass er die hefte 30 u. 33 beim drucker auslösen und uns honorieren solle (was die hh. gebr. H. ihm offenbar bis dahin verschwiegen hatten), wurde er kopfscheu. Was nun wird, weiss der himmel. U. Sie können sich denken, wie peinlich mich nun die ankuft Ihres manuscriptes trifft. Hätten wirs doch in der druckerei gehabt mit dem text, dann wäre es längst gesetzt, müsste honoriert werden, müsste erscheinen, dass liesse sich alles juristisch durchsetzen.
Nun hoff ich, dass sich doch ein käufer noch finde, ists nicht dieser, ists ein andrer und jedenfalls ist es gut, wenn ich schreiben kann, dass manuskript zur fertigstellung von heft 33 liegt da. Oder wünschen Sie, dass ichs an die Henninger schicke. Concurs haben sie meines wissens nicht angemeldet, es wäre also von dieser seite keine gefahr, es ihnen auszuhändigen. Aber ob sie es nehmen? sie werden mir schreiben: Seuffert ist kontraktbrüchig, weil er das manuskript der einleitung nicht mit dem text einreichte, wir weigern die nachträgliche annahme u. s. f. Die herren sind jetzt reizbar und man versieht sich alles von ihnen. Mögen Sie direkt an die Henninger schreiben, so ists vielleicht auch gut: Sie brauchen ja von der ganzen verkaufsangelegenheit nichts zu wissen, ersuchen um honorar für den text mit dem hinweise darauf dass die einleitung bei mir liegt, die fertigstellung des heftes also ganz in die hand der verleger gegeben sei. Vielleicht sprechen Sie mit Weilen u. sagen auch ihm, dass ich alles tue, seine ansprüche zu erfüllen, ihm aber auch freie hand zu direkter aktion lasse.
Hoffentlich bring ich bald bessere nachricht. Gruss
BSfft

Graz 11.4.90

Da hab ich denn das langersehnte manuscript in händen, freu mich aufs durchlesen, will es ergänzen wenns not sein sollte und alles daran tuen was Sie wünschen l. fr. Möge sein schicksal günstig sein! Vor drei tagen noch hätte ichs guten mutes und freudigen herzens empfangen, denn bis dahin glaubte ich das schicksal der DLD geborgen. Am 8.ten erhielt ich einen brief, der das gegenteil nicht gewiss macht, aber befürchten lässt.

Die lage ist die. Ende november erhielt ich brief von Henninger, sie hofften mir bald eine gute nachricht über den verkauf geben zu können. Darnach schwiegen sie, obwohl ich anfangs januar mahnte. Ich stellte am 17. märz nun dringende fragen: wann das im januar fertig gestellte heft 30 ausgegeben u. das honorar dafür an Weilen und mich gezahlt werde? ob sie bereit seien, Ihre einleitung zu übernehmen und sofort in druck fertig zu stellen? Schliesslich erklärte ich, dass wenn auf diese fragen wider keine antwort komme, ich die firma für aufgelöst halten müsse (wozu ich allen grund hatte durch die wahrnehmung dass 2 andere verleger schon teile des H.schen verlages ankündigten) und Ihre, Weilens und meine ansprüche einem juristen übergeben werde.
Darauf kam nun antwort, wie grob, will ich Ihnen nicht sagen, jedenfalls so, dass ich kaum mehr ohne vermittlung eines advokaten mit den herren correspondieren werde oder doch sollte. Sie erklären darin, es falle ihnen nicht ein, die hefte 30 u. 33 beim drucker auszulösen, das solle der käufer tun.
Antwort: ob sie honorieren wollen, geben sie so wenig wie darauf, ob sie ihre einleitung in empfang nehmen wollen. Sie sehen daraus, dass ich Ihnen keine hoffnung machen kann, von dieser seite honorar zu erhalten.
Ich hätte Ihnen darauf hin telegraphiert: lassen Sie von Uz, wenn sich nicht gleichzeitig ein kauflustiger gemeldet hätte, dessen erster brief ganz fröhlich zuversichtlich lautete, der zweite wurde nachdenklich, der dritte besorglich und der 4., eben der am 8. eingetroffene sagte: ich sehe kaum mehr eine möglichkeit mich mit den hh. Henningern zu einigen.
Mein standpunkt bei den verhandlungen mit dem kauflustigen war der: preis zu geben, was sich preis geben lässt an vorteilen, um das erscheinen der hefte 30 u. 33 in anständigem verlage zu retten, um ein unternehmen zu retten, dessen fortsetzung mir vor der hand noch im interesse unserer wissenschaft zu liegen scheint. Es ward mir um so schwerer, schlechtere honorare für die zukunft (nicht rückwirkend natürlich) zu acceptieren, weil ich nicht herausgeber bleibe (unter uns! bitte dringend). Aber ich sehe ein, dass kein verleger ein unternehmen kaufen kann, das die kosten nicht deckt selbst wenn die ganze auflage verkauft wäre (und von den heften Messias Karl v. Burgund Hagedorn u. Pyra ist ¼ der auflage etwa verkauft!): für so schlechte rechner hätte ich die Henninger nicht gehalten. Bis zum 8. war ich zuversichtlich, dass meine nachgibigkeit den kauflustigen zum abschluss bringt. Aber als heraus kam, dass er die hefte 30 u. 33 beim drucker auslösen und uns honorieren solle (was die hh. gebr. H. ihm offenbar bis dahin verschwiegen hatten), wurde er kopfscheu. Was nun wird, weiss der himmel. U. Sie können sich denken, wie peinlich mich nun die ankuft Ihres manuscriptes trifft. Hätten wirs doch in der druckerei gehabt mit dem text, dann wäre es längst gesetzt, müsste honoriert werden, müsste erscheinen, dass liesse sich alles juristisch durchsetzen.
Nun hoff ich, dass sich doch ein käufer noch finde, ists nicht dieser, ists ein andrer und jedenfalls ist es gut, wenn ich schreiben kann, dass manuskript zur fertigstellung von heft 33 liegt da. Oder wünschen Sie, dass ichs an die Henninger schicke. Concurs haben sie meines wissens nicht angemeldet, es wäre also von dieser seite keine gefahr, es ihnen auszuhändigen. Aber ob sie es nehmen? sie werden mir schreiben: Seuffert ist kontraktbrüchig, weil er das manuskript der einleitung nicht mit dem text einreichte, wir weigern die nachträgliche annahme u. s. f. Die herren sind jetzt reizbar und man versieht sich alles von ihnen. Mögen Sie direkt an die Henninger schreiben, so ists vielleicht auch gut: Sie brauchen ja von der ganzen verkaufsangelegenheit nichts zu wissen, ersuchen um honorar für den text mit dem hinweise darauf dass die einleitung bei mir liegt, die fertigstellung des heftes also ganz in die hand der verleger gegeben sei. Vielleicht sprechen Sie mit Weilen u. sagen auch ihm, dass ich alles tue, seine ansprüche zu erfüllen, ihm aber auch freie hand zu direkter aktion lasse.
Hoffentlich bring ich bald bessere nachricht. Gruss
BSfft

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Wien
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8533 [Druckausgabe Nr. 102]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8533/methods/sdef:TEI/get

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Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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