Wien, 14. April 1890.
bei Dr Glossy, VI. Getreidemarkt 3
Lieber Freund! Es thut mir herzlich leid, daß Sie mit den DLD so viele Sorgen haben; es thut mir aber auch leid um die hübsche Sammlung selbst und nicht zum mindesten um meinen Uz, der das Ganze todschlägt und selbst dabei ums Leben kommt. Hätte ich eine Ahnung davon gehabt, daß die Dinge so stehen, ich wäre der Erste [g]ewesen, Ihnen von diesem Wälzer abzurathen; wie die Dinge jetzt liegen, halte ich es aber noch immer für das Beste, daß Sie die Einleitung dazu fertig in den Händen haben, ohne die ja doch niemand den Text erscheinen laßen kann. Ich will also um den Verlust der letzten vier Wochen nicht trauern, so sehr sie mir beim Grillparzer abgehen werden und schon jetzt ab[g]ehen.
Über das was jetzt zu thun ist, habe ich mit einem Juristen gesprochen und dessen Ansicht ist die, daß ich zu Henningers in gar keinem rechtlichen Verhältniße stehe, von ihnen also auch nichts zu fordern habe und es eine Verschiebung des Verhältnisses bedeutete, wenn ich ihnen schriebe. Rechtliche Ansprüche könnte [ich] nur an Sie als Herausgeber der DLD und mittelbar durch Sie an die Verlagshandlung erheben. Ich halte es daher für das Beste, daß auch Sie vertraulich mit einem Juristen sprechen und sich dann für Sie selbst und für uns eventuell [an] einen Advocaten wenden. Ich glaube, daß es zu unsern Gunsten spricht, daß zwei Hefte in Betracht kommen und das eine vollständig ausgedruckt ist. Wird das anerkannt oder übernommen, dan ! kann der Uz nicht eingestampft werden und daß die Einleitung nicht rechtzeitig fertig war wird jetzt zu einer cause celebre nicht mehr gemacht werden können, weil die Henninger diese Thatsache dadurch daß sie den Druck begannen, billigten.
Was endlich mein dringendes Bedürfnis Geld zu bekommen betrifft, so halte ich es für vernünftiger, wenn ich momentan mir andere Schleusen eröffne und die Action gegen Henninger unabhängig von rascher Abschlagszahlung eröffne: Es ist wichtiger das Ganze sicher, als viell[eic]ht einen kleinen Theil rasch und nur diesen allein zu bekommen. –
Ich weiß meine Sache bei Ihnen sehr wohl geborgen und werde also zunächst nichts in dieser Angelegenheit thun: werde Herrn v. Weilen, falls ich ihn sehe, dasselbe sagen. Ändert sich die Situation, dann bin auch ich zu anderer Taktik ger[n] bereit. Halten Sie mich auf dem Laufenden.
Mit herzlichen Grüßen
treulichst
Ihr
Sauer.
Wien, 14. April 1890.
bei Dr Glossy, VI. Getreidemarkt 3
Lieber Freund! Es thut mir herzlich leid, daß Sie mit den DLD so viele Sorgen haben; es thut mir aber auch leid um die hübsche Sammlung selbst und nicht zum mindesten um meinen Uz, der das Ganze todschlägt und selbst dabei ums Leben kommt. Hätte ich eine Ahnung davon gehabt, daß die Dinge so stehen, ich wäre der Erste [g]ewesen, Ihnen von diesem Wälzer abzurathen; wie die Dinge jetzt liegen, halte ich es aber noch immer für das Beste, daß Sie die Einleitung dazu fertig in den Händen haben, ohne die ja doch niemand den Text erscheinen laßen kann. Ich will also um den Verlust der letzten vier Wochen nicht trauern, so sehr sie mir beim Grillparzer abgehen werden und schon jetzt ab[g]ehen.
Über das was jetzt zu thun ist, habe ich mit einem Juristen gesprochen und dessen Ansicht ist die, daß ich zu Henningers in gar keinem rechtlichen Verhältniße stehe, von ihnen also auch nichts zu fordern habe und es eine Verschiebung des Verhältnisses bedeutete, wenn ich ihnen schriebe. Rechtliche Ansprüche könnte [ich] nur an Sie als Herausgeber der DLD und mittelbar durch Sie an die Verlagshandlung erheben. Ich halte es daher für das Beste, daß auch Sie vertraulich mit einem Juristen sprechen und sich dann für Sie selbst und für uns eventuell [an] einen Advocaten wenden. Ich glaube, daß es zu unsern Gunsten spricht, daß zwei Hefte in Betracht kommen und das eine vollständig ausgedruckt ist. Wird das anerkannt oder übernommen, dan ! kann der Uz nicht eingestampft werden und daß die Einleitung nicht rechtzeitig fertig war wird jetzt zu einer cause celebre nicht mehr gemacht werden können, weil die Henninger diese Thatsache dadurch daß sie den Druck begannen, billigten.
Was endlich mein dringendes Bedürfnis Geld zu bekommen betrifft, so halte ich es für vernünftiger, wenn ich momentan mir andere Schleusen eröffne und die Action gegen Henninger unabhängig von rascher Abschlagszahlung eröffne: Es ist wichtiger das Ganze sicher, als viell[eic]ht einen kleinen Theil rasch und nur diesen allein zu bekommen. –
Ich weiß meine Sache bei Ihnen sehr wohl geborgen und werde also zunächst nichts in dieser Angelegenheit thun: werde Herrn v. Weilen, falls ich ihn sehe, dasselbe sagen. Ändert sich die Situation, dann bin auch ich zu anderer Taktik ger[n] bereit. Halten Sie mich auf dem Laufenden.
Mit herzlichen Grüßen
treulichst
Ihr
Sauer.
Schreibort: Wien
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-180
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8535 [Druckausgabe Nr. 103]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8535/methods/sdef:TEI/get
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