Prag 29.10.93.
Smichow 586

Lieber Freund! Ihr Brief mit dem energischen Vorschlag hatte mich überzeugt, daß ich keineswegs mit meiner Lust und mit der Überzeugung von meiner Tauglichkeit zu diesem Geschäfte so weit im Reinen war, um mich rasch dazu zu entschließen. Ich mußte den Plan noch eine Zeit lang mit mir tragen. Dann schrieb ich an Göschen, der lehnte ab. Jetzt schwebt eine andre Antwort. Aber sollte es zu weiteren Verhandlungen kommen, so müßte ich doch noch etwas genauer informirt sein. Wollten Sie also die Güte haben mir mit ein paar Worten zu sagen, wie hoch die Auflage war, wie groß der Absatz, wie groß das Honorar für Sie und die Mitarbeiter, ob das erstere auch erst am Ende des Bandes zahlbar war. Natürlich nur so viel als Sie ohne Geschäftsgeheimni[sse] zu verletzen sagen dürfen und nur zu meiner privaten Information, damit ich nicht ganz ins Blaue hinein operiere. Dürfen Sie mir auch etwas sagen über eine eventuelle Subvention, die Sie von der Großherzogin erhielten? Hatten Sie mehrere Freiexemplare?
Wahrscheinlich mache ich, falls der zweite fehlschlägt, noch einen dritten Versuch. Aber dann ist mein Latein zu Ende. Mit Cottas fange ich nicht an. Es steht dort niemand an der Spitze, zu dem ich Vertrauen oder überhaupt nur ein persönliches Verh[ä]ltnis habe, seitdem mein Freund Rudolf Koch weg ist. Auch will ich mir von Cotta nicht gern einen Korb holen. Ich könnte sie doch noch mal zu was andrem brauchen.
Und nun noch etwas, was ich auf dem Herzen habe. Ich kann Ihnen keinen ganzen Grillparzer schenken. Ich habe nur 4 Exemplare; wovon einige [ M]exemplare rasch abgiengen. Schönbach hatte allerdings die vierte Auflage; aber aus vielen Gründen konnte ich mich nicht entschließen, ihm die fünfte zu entziehen. Er hätte mirs wahrscheinlich doch übelgenommen, was ich bei Ihnen nicht voraussetze. Auch kommen Sie doch nicht leicht auf dieses Arbeitsgebiet herüber. Mein großes Buch und anderes soll den Schaden wieder [gu]t machen.
Ich muß ins Colleg.

Treulichst
Ihr
dankbar Ergeb
AS

Prag 29.10.93.
Smichow 586

Lieber Freund! Ihr Brief mit dem energischen Vorschlag hatte mich überzeugt, daß ich keineswegs mit meiner Lust und mit der Überzeugung von meiner Tauglichkeit zu diesem Geschäfte so weit im Reinen war, um mich rasch dazu zu entschließen. Ich mußte den Plan noch eine Zeit lang mit mir tragen. Dann schrieb ich an Göschen, der lehnte ab. Jetzt schwebt eine andre Antwort. Aber sollte es zu weiteren Verhandlungen kommen, so müßte ich doch noch etwas genauer informirt sein. Wollten Sie also die Güte haben mir mit ein paar Worten zu sagen, wie hoch die Auflage war, wie groß der Absatz, wie groß das Honorar für Sie und die Mitarbeiter, ob das erstere auch erst am Ende des Bandes zahlbar war. Natürlich nur so viel als Sie ohne Geschäftsgeheimni[sse] zu verletzen sagen dürfen und nur zu meiner privaten Information, damit ich nicht ganz ins Blaue hinein operiere. Dürfen Sie mir auch etwas sagen über eine eventuelle Subvention, die Sie von der Großherzogin erhielten? Hatten Sie mehrere Freiexemplare?
Wahrscheinlich mache ich, falls der zweite fehlschlägt, noch einen dritten Versuch. Aber dann ist mein Latein zu Ende. Mit Cottas fange ich nicht an. Es steht dort niemand an der Spitze, zu dem ich Vertrauen oder überhaupt nur ein persönliches Verh[ä]ltnis habe, seitdem mein Freund Rudolf Koch weg ist. Auch will ich mir von Cotta nicht gern einen Korb holen. Ich könnte sie doch noch mal zu was andrem brauchen.
Und nun noch etwas, was ich auf dem Herzen habe. Ich kann Ihnen keinen ganzen Grillparzer schenken. Ich habe nur 4 Exemplare; wovon einige [ M]exemplare rasch abgiengen. Schönbach hatte allerdings die vierte Auflage; aber aus vielen Gründen konnte ich mich nicht entschließen, ihm die fünfte zu entziehen. Er hätte mirs wahrscheinlich doch übelgenommen, was ich bei Ihnen nicht voraussetze. Auch kommen Sie doch nicht leicht auf dieses Arbeitsgebiet herüber. Mein großes Buch und anderes soll den Schaden wieder [gu]t machen.
Ich muß ins Colleg.

Treulichst
Ihr
dankbar Ergeb
AS

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-227
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8632 [Druckausgabe Nr. 126]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8632/methods/sdef:TEI/get

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