Aschermittwoch.

Lieber Freund! Vergelts Gott tausendmal. Die erste gute Recension, die ich habe; Werner hat eine Kleinigkeit gesandt – [Va]ter! Ich sende Ihnen unter Kreuzband Lauchert – Lichtenberg. Es ist mein Ex. (ich hab es für die DLZ recensiert; komisch übrigens, daß Hinneberg die Sachen so zerstückelt!), ich hab es aber eingefordert u. behalte dann das andre. Vielleicht reizt es Sie, ein paar Worte drüber zu sagen. Hassencanz ist heute auch gekommen. Nicht wahr, Sie sind nicht bös, wenn ich ihn aufschneide und hineingucke. Ich komme morgen zu Wieland im Colleg u. muß das Buch citieren, möcht also wissen was drinnen steht. Ich sende es in ein paar Tagen. – Die Wielandiana, die Sie haben, möcht ich mir nicht entgehen lassen; andererseits möchte ich mir den Weg damit nicht verbauen. Fürs erste und zweite Heft hoffe ich so ziemlich gedeckt zu sein (bis auf die Recensionen, die noch ganz fehlen!); haben Sie im Laufe des nächsten halben Jahres einmal Zeit, so richten Sie mir Gedichte und Br[i]efe einmal zu und senden mirs zur gelegentlichen Verwendung. Es brauchte keine eigentliche Erklärung etc. dabei zu sein. Ich scheue mich nicht, Briefe, Gedichte etc. blos zu publicieren; nur laße ich solche Sachen kleiner drucken u. geb womöglich einen gemeinsamen Titel drüber:
Verstreute Briefe
1: Ein Brief Lessings ...
2. Ein Brief Schillers .. –
3. Briefe von Altinger etc. .. an Wieland.
Das sieht nicht prätentiös aus. Gönnen Sie mir die Sachen, so betrachte ich sie gewissermassen als meine Reserve (natürlich nicht zu lange), die man ja, wie Sie am besten wissen, immer haben muß. Meine eigenen Sachen eignen sich leider schlecht dazu, weil es fast nur Austriaca sind. Für alles vielen, vielen Dank, auch für die Adressen und Personsbeschrei[bun]gen.
In meiner letzten Übersicht über die eingelaufenen Manuscripte habe ich 2 vergessen; die Sachen von Steig, die Sie kennen u. Kraus: Möricke ! u. die Politik. In den letzten Tagen wurde viel versprochen: Drescher, Niejahr (Helena!), Schmidt (die Quelle von Heines Bimini; Zu den Xenien; Goethe-Reichardt); Biedermann (Faust I); Bolte sandte 2 Kleinigkeiten: Zu Tobias Stimmers Comedia u. ein Meisterlied vom Doctor Faust. Rubensohn die angekündigten Findlinge (wichtige Nachrichten Ernst Schwabe v. d. Heide). Aber alles wie Sie sehen: Details. Das ist betrübend. Schmidt meinte ich sollte bis October warten. Aber das geht nicht. Da gienge dem Verleger ein ganzes Jahr verloren. Aber solange muß ich warten, bis ich einen brauchbaren Einleitungsartikel habe. Ich habe mit Hildebrandt angeknüpft; das wäre freilich schön. Aber er ist alt und krank. Kann nichts versprechen. Und die versprechen können, können nichts. – Meine Frau hat mi[r b]isher blos geholfen Prospecte zu couvertieren u. Marken aufzukleben. Das war keine schwere Arbeit und kommt auch in dieser Weise nicht mehr wieder. Register zu machen, dazu interessirt sie sich zu wenig für die Sachen; es wäre ihr wirklich ein Frohndienst. Das eine ist vielleicht möglich, daß sie mir manchmal Manuscripte vorliest, wenn ich diese nochmals collationieren müßte; in Fällen wo es auf Bibliographie nicht ankommt. Bisher aber hab ich auch solche Dinge immer allein gemacht. Und es wird wohl auch so bleiben. Alles Schöne an Ihre liebe Frau. Und nochmals vielen Dank.
Ihr herzlich Ergeb AS

Aschermittwoch.

Lieber Freund! Vergelts Gott tausendmal. Die erste gute Recension, die ich habe; Werner hat eine Kleinigkeit gesandt – [Va]ter! Ich sende Ihnen unter Kreuzband Lauchert – Lichtenberg. Es ist mein Ex. (ich hab es für die DLZ recensiert; komisch übrigens, daß Hinneberg die Sachen so zerstückelt!), ich hab es aber eingefordert u. behalte dann das andre. Vielleicht reizt es Sie, ein paar Worte drüber zu sagen. Hassencanz ist heute auch gekommen. Nicht wahr, Sie sind nicht bös, wenn ich ihn aufschneide und hineingucke. Ich komme morgen zu Wieland im Colleg u. muß das Buch citieren, möcht also wissen was drinnen steht. Ich sende es in ein paar Tagen. – Die Wielandiana, die Sie haben, möcht ich mir nicht entgehen lassen; andererseits möchte ich mir den Weg damit nicht verbauen. Fürs erste und zweite Heft hoffe ich so ziemlich gedeckt zu sein (bis auf die Recensionen, die noch ganz fehlen!); haben Sie im Laufe des nächsten halben Jahres einmal Zeit, so richten Sie mir Gedichte und Br[i]efe einmal zu und senden mirs zur gelegentlichen Verwendung. Es brauchte keine eigentliche Erklärung etc. dabei zu sein. Ich scheue mich nicht, Briefe, Gedichte etc. blos zu publicieren; nur laße ich solche Sachen kleiner drucken u. geb womöglich einen gemeinsamen Titel drüber:
Verstreute Briefe
1: Ein Brief Lessings ...
2. Ein Brief Schillers .. –
3. Briefe von Altinger etc. .. an Wieland.
Das sieht nicht prätentiös aus. Gönnen Sie mir die Sachen, so betrachte ich sie gewissermassen als meine Reserve (natürlich nicht zu lange), die man ja, wie Sie am besten wissen, immer haben muß. Meine eigenen Sachen eignen sich leider schlecht dazu, weil es fast nur Austriaca sind. Für alles vielen, vielen Dank, auch für die Adressen und Personsbeschrei[bun]gen.
In meiner letzten Übersicht über die eingelaufenen Manuscripte habe ich 2 vergessen; die Sachen von Steig, die Sie kennen u. Kraus: Möricke ! u. die Politik. In den letzten Tagen wurde viel versprochen: Drescher, Niejahr (Helena!), Schmidt (die Quelle von Heines Bimini; Zu den Xenien; Goethe-Reichardt); Biedermann (Faust I); Bolte sandte 2 Kleinigkeiten: Zu Tobias Stimmers Comedia u. ein Meisterlied vom Doctor Faust. Rubensohn die angekündigten Findlinge (wichtige Nachrichten Ernst Schwabe v. d. Heide). Aber alles wie Sie sehen: Details. Das ist betrübend. Schmidt meinte ich sollte bis October warten. Aber das geht nicht. Da gienge dem Verleger ein ganzes Jahr verloren. Aber solange muß ich warten, bis ich einen brauchbaren Einleitungsartikel habe. Ich habe mit Hildebrandt angeknüpft; das wäre freilich schön. Aber er ist alt und krank. Kann nichts versprechen. Und die versprechen können, können nichts. – Meine Frau hat mi[r b]isher blos geholfen Prospecte zu couvertieren u. Marken aufzukleben. Das war keine schwere Arbeit und kommt auch in dieser Weise nicht mehr wieder. Register zu machen, dazu interessirt sie sich zu wenig für die Sachen; es wäre ihr wirklich ein Frohndienst. Das eine ist vielleicht möglich, daß sie mir manchmal Manuscripte vorliest, wenn ich diese nochmals collationieren müßte; in Fällen wo es auf Bibliographie nicht ankommt. Bisher aber hab ich auch solche Dinge immer allein gemacht. Und es wird wohl auch so bleiben. Alles Schöne an Ihre liebe Frau. Und nochmals vielen Dank.
Ihr herzlich Ergeb AS

Briefdaten

Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-245
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8666. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8666/methods/sdef:TEI/get

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