L. F. Ich danke Ihnen für Ihre ausführlichen Mitteilungen und hoffe, daß Sie dem Euphorion weiterhin wolgesinnt bleiben. Ich kann die Sache wirklich nicht für so arg halten wie Sie und Ihre Schüler. Ich argumentiere so. Heft 1 steht ganz exceptionell da. Auch Barockes war mir da willkommen; ist Schönbach nicht auch barock? Der Streit mit Strack war eine Folge davon und nicht zu vermeiden. Bleibt also wirklich nur die Seite über KFischer, die doch einen ganzen Band nicht [a]ufwiegt. Momentan liegt gar kein Manuscript Minors bei mir und ist auch keins zu erwarten. Da nun mit Heft 5 ESchmidt auf den Plan tritt, so verschiebt sich vielleicht das Bild um etwas. Hätte Schmidt gleich vom Anfang an was Tüchtiges geliefert, so wäre der Eindruck von Minors Vorherrschaft, die gar nicht vorhanden ist, gewiß nicht entstanden. Ich stehe mit Minor in keinem regelmäßigen, ja überhaupt in keiner Correspondenz. Seit Anfang Spt. hab ich kein Wort von ihm gehört. Seine Art werd ich allerdings nicht ändern und die Zeitschrift kann ich ihm schwerlich verschließen. Gern will ich aber in Zukunft etwas vorsichtiger sein. –
Naumanns Herderrecension ist leider! belanglos. Ich hatte bei ihm eine Rec. von Kühnemanns Buch bestellt (von dem das Sie besprochen haben) und er lieferte mir die Besprechung der Ausgabe. Refüsieren konnte ich es aber nicht; denn ich hatte ihm keine Rec.-Exemplare liefern können. Wendet sich Kühnemann mit der Erwiderung an mich, so will ich Ihnen vom Neuen schreiben. Wahrscheinlich ist das Schriftstück für die Lit. [Zt]g zu lang. An Puls in Altona hatte ich mich gleich auf Ihren ersten Wink im vorigen Jahr brieflich gewendet. Er hatte aber, wenn ich mich nicht irre, die Arbeit bereits an Lyon gesandt. Trösten Sie diejenigen, die 19. Jh. begehren. Es liegen bei mir Aufsätze über Brentano und Mörike. GKeller u. Rückertsachen sind in Sicht. Platz! Platz! Platz! –
Im Register hab ich die Wielandiana nach Ihrem Rath knapp behandelt. – Ihre Einforderung des Apparates zu Hausball nahm ich nicht im mindesten übel; ich wollte Ihnen nur erklären, wie so es kam daß er fehlte; ich fand ihn druckfertig unter meinen Papieren. – Schröer hatte Streit mit Ilg & Genossen wegen des Goethedenkmals (die Wiener Ztg. waren im Frühjahr voll davon) u. trat a[u]s dem Verein aus. R. v. Payer ist ein Schüler Schmidts noch, wenn ich nicht irre. Ein netter Mensch (ich kenne ihn persönlich nicht), Hilfsbeamter im Unterrichtsministerium aus Not; Sectionsrath David schätzte & förderte ihn sehr. Vor einigen Jahren machte er eine gute Arbeit über den Stoff von Grillparzers Traum ein Leben, die gedruckt ist. Ich glaub: Stoffgeschich[te] ist s. Domäne; für ihn dürfte die Preisausschreibung (vide Euphor. I 1) bestimmt sein. Ich glaube, daß die Chronik bei ihm in sehr guten Händen ist (Beiträge zum Diwan stehen von ihm drinnen) u. hab ihm meinerseits meine Mitarbeiterschaft zugesagt. Thun Sie es doch auch. Viele Grüße. Treulichst
Ihr AS.

Wissen Sie mir Jemanden der mir einen kurzen Nekrolog auf Bechstein schriebe?

L. F. Ich danke Ihnen für Ihre ausführlichen Mitteilungen und hoffe, daß Sie dem Euphorion weiterhin wolgesinnt bleiben. Ich kann die Sache wirklich nicht für so arg halten wie Sie und Ihre Schüler. Ich argumentiere so. Heft 1 steht ganz exceptionell da. Auch Barockes war mir da willkommen; ist Schönbach nicht auch barock? Der Streit mit Strack war eine Folge davon und nicht zu vermeiden. Bleibt also wirklich nur die Seite über KFischer, die doch einen ganzen Band nicht [a]ufwiegt. Momentan liegt gar kein Manuscript Minors bei mir und ist auch keins zu erwarten. Da nun mit Heft 5 ESchmidt auf den Plan tritt, so verschiebt sich vielleicht das Bild um etwas. Hätte Schmidt gleich vom Anfang an was Tüchtiges geliefert, so wäre der Eindruck von Minors Vorherrschaft, die gar nicht vorhanden ist, gewiß nicht entstanden. Ich stehe mit Minor in keinem regelmäßigen, ja überhaupt in keiner Correspondenz. Seit Anfang Spt. hab ich kein Wort von ihm gehört. Seine Art werd ich allerdings nicht ändern und die Zeitschrift kann ich ihm schwerlich verschließen. Gern will ich aber in Zukunft etwas vorsichtiger sein. –
Naumanns Herderrecension ist leider! belanglos. Ich hatte bei ihm eine Rec. von Kühnemanns Buch bestellt (von dem das Sie besprochen haben) und er lieferte mir die Besprechung der Ausgabe. Refüsieren konnte ich es aber nicht; denn ich hatte ihm keine Rec.-Exemplare liefern können. Wendet sich Kühnemann mit der Erwiderung an mich, so will ich Ihnen vom Neuen schreiben. Wahrscheinlich ist das Schriftstück für die Lit. [Zt]g zu lang. An Puls in Altona hatte ich mich gleich auf Ihren ersten Wink im vorigen Jahr brieflich gewendet. Er hatte aber, wenn ich mich nicht irre, die Arbeit bereits an Lyon gesandt. Trösten Sie diejenigen, die 19. Jh. begehren. Es liegen bei mir Aufsätze über Brentano und Mörike. GKeller u. Rückertsachen sind in Sicht. Platz! Platz! Platz! –
Im Register hab ich die Wielandiana nach Ihrem Rath knapp behandelt. – Ihre Einforderung des Apparates zu Hausball nahm ich nicht im mindesten übel; ich wollte Ihnen nur erklären, wie so es kam daß er fehlte; ich fand ihn druckfertig unter meinen Papieren. – Schröer hatte Streit mit Ilg & Genossen wegen des Goethedenkmals (die Wiener Ztg. waren im Frühjahr voll davon) u. trat a[u]s dem Verein aus. R. v. Payer ist ein Schüler Schmidts noch, wenn ich nicht irre. Ein netter Mensch (ich kenne ihn persönlich nicht), Hilfsbeamter im Unterrichtsministerium aus Not; Sectionsrath David schätzte & förderte ihn sehr. Vor einigen Jahren machte er eine gute Arbeit über den Stoff von Grillparzers Traum ein Leben, die gedruckt ist. Ich glaub: Stoffgeschich[te] ist s. Domäne; für ihn dürfte die Preisausschreibung (vide Euphor. I 1) bestimmt sein. Ich glaube, daß die Chronik bei ihm in sehr guten Händen ist (Beiträge zum Diwan stehen von ihm drinnen) u. hab ihm meinerseits meine Mitarbeiterschaft zugesagt. Thun Sie es doch auch. Viele Grüße. Treulichst
Ihr AS.

Wissen Sie mir Jemanden der mir einen kurzen Nekrolog auf Bechstein schriebe?

Briefdaten

Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-282
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8728. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8728/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.