Lieber freund, Ich danke Ihnen sehr für Fürsts „Erzähler“, aus denen ich fast lauter fremdes lernen werde. Möchten Sie in dem nächsten Euphorion als erscheinend ankündigen: Dr. Johann Ranftl, Tiecks Genoveva, Grazer Studien Heft 6.?
Also Sie bekommen Wukadinovič u. ich beneide Sie darum. Ich habe noch keinen gehabt, mit dem ich so gerne über meine u. seine arbeiten fast allwöchentlich sprach; er versteht zuzuhören u. mitzuteilen. Ob seine langsamkeit nur von seiner genauigkeit, seine schwerfälligkeit, vom fund zum niederschreiben überzugehen, lediglich von seiner notlage herrühren, oder ob es an temperament mangelt, wird sich zeigen, wenn er nicht mehr für das tägliche brot besorgt sein muss. Ich bitte Sie, ziehen Sie den schwer zugänglichen u. leicht niedergedrückten recht menschlch nahe an sich heran, es tut ihm ein aufrichtender not und Sie werden an seiner hingabe auch selbst freude haben. Mir wird er schmerzlich fehlen. Er wird Ihnen nirgends schande machen, wohin Sie ihn auch stellen. Ich schreibe es, obwol Sie ihn kennen, weil ich ihn doch noch genauer kenne u. so wie er jetzt ist. Mir surrt der kopf von arbeiten. Das kolleg frisst die tage.
Herzlich Ihr sehr ergebener
BSfft.

24 XI 97

Lieber freund, Ich danke Ihnen sehr für Fürsts „Erzähler“, aus denen ich fast lauter fremdes lernen werde. Möchten Sie in dem nächsten Euphorion als erscheinend ankündigen: Dr. Johann Ranftl, Tiecks Genoveva, Grazer Studien Heft 6.?
Also Sie bekommen Wukadinovič u. ich beneide Sie darum. Ich habe noch keinen gehabt, mit dem ich so gerne über meine u. seine arbeiten fast allwöchentlich sprach; er versteht zuzuhören u. mitzuteilen. Ob seine langsamkeit nur von seiner genauigkeit, seine schwerfälligkeit, vom fund zum niederschreiben überzugehen, lediglich von seiner notlage herrühren, oder ob es an temperament mangelt, wird sich zeigen, wenn er nicht mehr für das tägliche brot besorgt sein muss. Ich bitte Sie, ziehen Sie den schwer zugänglichen u. leicht niedergedrückten recht menschlch nahe an sich heran, es tut ihm ein aufrichtender not und Sie werden an seiner hingabe auch selbst freude haben. Mir wird er schmerzlich fehlen. Er wird Ihnen nirgends schande machen, wohin Sie ihn auch stellen. Ich schreibe es, obwol Sie ihn kennen, weil ich ihn doch noch genauer kenne u. so wie er jetzt ist. Mir surrt der kopf von arbeiten. Das kolleg frisst die tage.
Herzlich Ihr sehr ergebener
BSfft.

24 XI 97

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8867. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8867/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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