Lfr. Es ist gewiss sehr ärgerlich, dass die druckerei Ihr säcularbuch nicht für weihnachten fertigstellte; es tut mir für Sie leid. Aber man ist eben den tücken des objekts ausgesetzt, sagt Vischer. Holzhausen sah ich nicht; Schönbach fand das in der Allg. ztg. zu uninteressant, um es zu ende zu lesen; Sie sehen also, H. kann Ihrem buche das beste nicht weggenommen haben. – Der tod des Carl Alexander betrübt mich, bei ihm war Weimarische tradition nicht nur lieblingswort, sie war in ihm verkörpert. Nun wird B. S. vollends einschlafen. Wie wichtig war die letzte Goethegesellschaftsschrift! Beinah wär es ihr gelungen, die Wiener Denkmalsfestschrift noch zu unterbieten. Facsimile, bilder, bilder, facsimile. Und was dazu?
Pietsch habe ich heute in der bibl. gelesen. Dass bei der Lutherausgabe vieles im argen liegt, dass Pietsch beim besten eifer die unfähigen mitarbeiter (woher sollen denn die theol. philol. sein?) nicht erziehen kann, weiss man. Vielleicht sollten da noch ein paar bände mehr eingestampft werden als von der Weimarer G.-ausgabe. Aber auch zu Pietsch hab ich kein unbeschränktes zutrauen, er kommt mir sehr auf enges gebiet eingeschränkt vor. U. so verarg ichs ihm ganz u. gar nicht, dass er von arbeiten übers 18. jh. nichts erfährt. Die hauptsache ist, dass auch er durch erfahrung klug werde; wenn er nur dabei bleibt! u. der erfahrung prakt. folge gibt.
Lassen Sie sich die saeculararbeit nicht verdriessen! ich stelle mir ohnedies sie nicht zu erquicklich vor, freue mich aber bekehrt zu werden. Treulich Ihr BSfft.

Lfr. Es ist gewiss sehr ärgerlich, dass die druckerei Ihr säcularbuch nicht für weihnachten fertigstellte; es tut mir für Sie leid. Aber man ist eben den tücken des objekts ausgesetzt, sagt Vischer. Holzhausen sah ich nicht; Schönbach fand das in der Allg. ztg. zu uninteressant, um es zu ende zu lesen; Sie sehen also, H. kann Ihrem buche das beste nicht weggenommen haben. – Der tod des Carl Alexander betrübt mich, bei ihm war Weimarische tradition nicht nur lieblingswort, sie war in ihm verkörpert. Nun wird B. S. vollends einschlafen. Wie wichtig war die letzte Goethegesellschaftsschrift! Beinah wär es ihr gelungen, die Wiener Denkmalsfestschrift noch zu unterbieten. Facsimile, bilder, bilder, facsimile. Und was dazu?
Pietsch habe ich heute in der bibl. gelesen. Dass bei der Lutherausgabe vieles im argen liegt, dass Pietsch beim besten eifer die unfähigen mitarbeiter (woher sollen denn die theol. philol. sein?) nicht erziehen kann, weiss man. Vielleicht sollten da noch ein paar bände mehr eingestampft werden als von der Weimarer G.-ausgabe. Aber auch zu Pietsch hab ich kein unbeschränktes zutrauen, er kommt mir sehr auf enges gebiet eingeschränkt vor. U. so verarg ichs ihm ganz u. gar nicht, dass er von arbeiten übers 18. jh. nichts erfährt. Die hauptsache ist, dass auch er durch erfahrung klug werde; wenn er nur dabei bleibt! u. der erfahrung prakt. folge gibt.
Lassen Sie sich die saeculararbeit nicht verdriessen! ich stelle mir ohnedies sie nicht zu erquicklich vor, freue mich aber bekehrt zu werden. Treulich Ihr BSfft.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8989. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8989/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.