Prag 9/6 02
Smichow 586

L. F. Ich antworte umgehend! Ihre Stifterdamen haben bisher noch nichts hören [l]assen. Sollte ein Angebot erfolgen, so würden wir nicht knausern.
Was mein Weimarer Buch betrifft, so dürfen Sie nicht glauben, dass es österreich. Localfanatismus geschrieben hat. Ich glaube den Einfluß Östs auf Goethe u. gar umgekehrt Goethes auf Öst. nicht überschätzt zu haben. Ich nehme sogar an, daß Goethe sehr lange zu Östr. als Gegend [ga]r kein Verhältnis hatte. Überhaupt lautet für mich das Thema: „Östr. & G.“ Für österreich. Zustände kommt sehr viel heraus dabei. Für Goethe fast nichts, außer daß man Themen, wie das Ihrige vielleicht in Zukunft leichter wird nachgehen können. Was nun Ihre Vermutg. anbelangt, so spricht wol nichts dagegen. Meine Hauptquelle für die Clarys (die Werner übersehen hat) ist Varnhagen Denkwürdigkeiten sub verbo Töplitz, ganz brauchbare Charakteristiken der einzelnen Familienmitglieder [zu] Goethes Zeit; darauf beruht das Stück aus meinem Töplitzer Vortrag, das in der Töplitzer Ztg. abgedruckt war u. im Euph. oder in den Jbb. verzeichnet sein dürfte (für Sie belanglos). Hat Goethe den Schloßberg nicht gezeichnet? In den Schriften der Goetheges. ist das Biliner & Graupener Schloß reproduziert, das Teplitzer nicht. Fragen Sie doch Ruland? Karpeles Lit. Wanderbuch sende ich Ihnen glei[ch]zeitig unter Kreuzband (eingeschrieben); leider muß ich Sie bitten, es mir in nächster Zeit wiederzusenden, weil ich grade auch bei diesen Dinge stehe. Der Hauptgewährsmann für ältere Teplitzer Dinge ist der Goedeke VI von mir behandelte A. Chr. Eichler. Von seiner Beschreib. v. Töplitz dürfte ich zwar nicht die erste Aufl. 1808 aber die 2. 1815 in Händen gehabt haben, nach meinen Angaben zu schließen; u. dann ist sie wohl auf unsrer Bibl. Im Verein f. d. Gesch. der Deutschen in Böhmen fand ich heute nur „Teplitz, in topograph., pittoresker u. mediz. Hinsicht beschrieben. Aus dem Werke: Böhmens Heilquellen von W. A. Gerle. Prag, 1829. Borrosch’s Buchhandlg.“
Ferner: Der Kur- u. Badeort Teplitz und seine Umgebungen. Ein Wegweiser für Kurgäste und Reisende von Ewald Victorin Dietrich. Pirna 1827.
In keinem eine Abbildg. des Schlossbergs. Beide Schriftreihen stehen Ihnen durch mich kurzer Hand zur Verfügg.
Im Katalog verzeichnet, aber momentan nicht auffindbar; noch:
Badeleben in Teplitz 1827
Hallwich, Z. Gesch. des Teplitzer Thales 1871.
Eine ältere Darstellg. des Schlossbergs war auch in den Werken über Böhmens Burgen (dtsch. u. čechischen) nicht zu finden; doch werd ich unsern Prof. Laube, der ein Teplitzer ist, fragen. Ein Buch: G. u. Tepl. gibt es wol kaum. Am übersichtlichsten Werner: Briefw. mit d. Gräfin O’Do[ne]ll. Mit Titine Ligne stand G. in Briefw.; wie Sie denn in den Briefen & Tageb. am ehesten was finden könnten; ev. auch in den naturw. Schriften. Für unsre Deutsche Arbeit wäre Ihr Aufsatz ausgezeichnet.
Über Horcicka mich öffentl. zu äussern habe ich zunächst keine Veranlassg., da sein Band (der 14.) ganz selbstständig, unter seiner Verantwortg. erschienen ist u. ich nicht einmal als Redactor od[er] etwas ähnliches erscheine. Wichtiger wäre, dass er selbst einsähe, was er kann u. was nicht.
Verzeihen Sie die grosse Flüchtigkeit; es drängt Vieles.
Treu verbunden Ihr AS.

Prag 9/6 02
Smichow 586

L. F. Ich antworte umgehend! Ihre Stifterdamen haben bisher noch nichts hören [l]assen. Sollte ein Angebot erfolgen, so würden wir nicht knausern.
Was mein Weimarer Buch betrifft, so dürfen Sie nicht glauben, dass es österreich. Localfanatismus geschrieben hat. Ich glaube den Einfluß Östs auf Goethe u. gar umgekehrt Goethes auf Öst. nicht überschätzt zu haben. Ich nehme sogar an, daß Goethe sehr lange zu Östr. als Gegend [ga]r kein Verhältnis hatte. Überhaupt lautet für mich das Thema: „Östr. & G.“ Für österreich. Zustände kommt sehr viel heraus dabei. Für Goethe fast nichts, außer daß man Themen, wie das Ihrige vielleicht in Zukunft leichter wird nachgehen können. Was nun Ihre Vermutg. anbelangt, so spricht wol nichts dagegen. Meine Hauptquelle für die Clarys (die Werner übersehen hat) ist Varnhagen Denkwürdigkeiten sub verbo Töplitz, ganz brauchbare Charakteristiken der einzelnen Familienmitglieder [zu] Goethes Zeit; darauf beruht das Stück aus meinem Töplitzer Vortrag, das in der Töplitzer Ztg. abgedruckt war u. im Euph. oder in den Jbb. verzeichnet sein dürfte (für Sie belanglos). Hat Goethe den Schloßberg nicht gezeichnet? In den Schriften der Goetheges. ist das Biliner & Graupener Schloß reproduziert, das Teplitzer nicht. Fragen Sie doch Ruland? Karpeles Lit. Wanderbuch sende ich Ihnen glei[ch]zeitig unter Kreuzband (eingeschrieben); leider muß ich Sie bitten, es mir in nächster Zeit wiederzusenden, weil ich grade auch bei diesen Dinge stehe. Der Hauptgewährsmann für ältere Teplitzer Dinge ist der Goedeke VI von mir behandelte A. Chr. Eichler. Von seiner Beschreib. v. Töplitz dürfte ich zwar nicht die erste Aufl. 1808 aber die 2. 1815 in Händen gehabt haben, nach meinen Angaben zu schließen; u. dann ist sie wohl auf unsrer Bibl. Im Verein f. d. Gesch. der Deutschen in Böhmen fand ich heute nur „Teplitz, in topograph., pittoresker u. mediz. Hinsicht beschrieben. Aus dem Werke: Böhmens Heilquellen von W. A. Gerle. Prag, 1829. Borrosch’s Buchhandlg.“
Ferner: Der Kur- u. Badeort Teplitz und seine Umgebungen. Ein Wegweiser für Kurgäste und Reisende von Ewald Victorin Dietrich. Pirna 1827.
In keinem eine Abbildg. des Schlossbergs. Beide Schriftreihen stehen Ihnen durch mich kurzer Hand zur Verfügg.
Im Katalog verzeichnet, aber momentan nicht auffindbar; noch:
Badeleben in Teplitz 1827
Hallwich, Z. Gesch. des Teplitzer Thales 1871.
Eine ältere Darstellg. des Schlossbergs war auch in den Werken über Böhmens Burgen (dtsch. u. čechischen) nicht zu finden; doch werd ich unsern Prof. Laube, der ein Teplitzer ist, fragen. Ein Buch: G. u. Tepl. gibt es wol kaum. Am übersichtlichsten Werner: Briefw. mit d. Gräfin O’Do[ne]ll. Mit Titine Ligne stand G. in Briefw.; wie Sie denn in den Briefen & Tageb. am ehesten was finden könnten; ev. auch in den naturw. Schriften. Für unsre Deutsche Arbeit wäre Ihr Aufsatz ausgezeichnet.
Über Horcicka mich öffentl. zu äussern habe ich zunächst keine Veranlassg., da sein Band (der 14.) ganz selbstständig, unter seiner Verantwortg. erschienen ist u. ich nicht einmal als Redactor od[er] etwas ähnliches erscheine. Wichtiger wäre, dass er selbst einsähe, was er kann u. was nicht.
Verzeihen Sie die grosse Flüchtigkeit; es drängt Vieles.
Treu verbunden Ihr AS.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 423/1-423
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9032 [Druckausgabe Nr. 205]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9032/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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