Graz 12.2.03

Lieber freund, Mein unglückskindchen jammert mich. Nachdem seine einführung in die welt, die Sie so freundschaftlich besorgen wollten, durch einen definitiven entscheid über Ihre patronatsrechte hinweg hinausgeschoben ist, wird es nun öffentlich genannt und damit der auffindung jedes findigen preis gegeben. Ich bin nicht so reich an produktion, dass es mir gleichgiltig sein kann, wenn wer mir zuvorkommt, dass das thema nun gestellt ist. Das habe ich Ihnen schon neulich geschrieben und dabei auch gesagt, dass ich einen weg suche, das stückchen baldigst zu veröffentlichen. Der sicherste ist der, aus den Schriften es verschwinden zu lassen; die Goethegesellschaft möge Böhlaus Nachf. nicht hindern oder auch nur ungünstig beeinflussen, mit mir über verlag oder kommissionsverlag der studie zu verhandeln, wobei sie die satzkosten zurückerhalten würde. Natürlich müsste ich dann den objektiven tatbestand in einem vorwörtchen, etwa an Sie gerichtet, erzählen, um die sondererscheinung dieser für eine zeitschrift aber nicht als brochure geschriebenen untersuchung zu rechtfertigen.
Sie meinten, es genüge auch, wenn die G.G. mir gleich jetzt eine grössere Anzahl von sonderabdrücken zur verfügung stelle, wodurch ich ja allerdings meine Priorität wahren könnte. Da könnte ich auch daran denken, von der G.G. das recht zu erwirken, das ergebnis einer zeitung oder zeitschrift schon jetzt in einem aufsatz mitteilen zu dürfen. Mir gefällt an diesen beiden wegen nicht, dass Sie dann in bezug auf den umfang des bd. 18 wieder eingeschränkt sind, was ich sachlich für ein unglück halte und persönlich nicht wünsche. Auch bin ich überzeugt, dass die GG. meinen exkurs herzlich gerne los wird.
Nachdem ich mit der GG. über diese sache nie verhandelt habe und nie verhandeln wollte, bitte ich Sie, gerade so wie die briefe an Sie von dort zur einsichtnahme für mich bestimmt worden sind, auch freundlichst diesen meinen brief an Sie in der Ihnen geeigneten form dort zur kenntnis zu bringen. Ich möchte in der sache keinen schritt tun, den der patronus nicht ganz und genau sieht.
Mir ist nur leid, dass die kleine studie, die Ihnen anfangs freude machte, Ihnen so viel ärger bereitet hat und jetzt noch plage machen muss. Sie haben angefangen; also kann ich Ihnen nicht ersparen, Ihre freundschaftliche bemühung fortzusetzen.
Ihr
treu ergebener
BSeuffert.

Graz 12.2.03

Lieber freund, Mein unglückskindchen jammert mich. Nachdem seine einführung in die welt, die Sie so freundschaftlich besorgen wollten, durch einen definitiven entscheid über Ihre patronatsrechte hinweg hinausgeschoben ist, wird es nun öffentlich genannt und damit der auffindung jedes findigen preis gegeben. Ich bin nicht so reich an produktion, dass es mir gleichgiltig sein kann, wenn wer mir zuvorkommt, dass das thema nun gestellt ist. Das habe ich Ihnen schon neulich geschrieben und dabei auch gesagt, dass ich einen weg suche, das stückchen baldigst zu veröffentlichen. Der sicherste ist der, aus den Schriften es verschwinden zu lassen; die Goethegesellschaft möge Böhlaus Nachf. nicht hindern oder auch nur ungünstig beeinflussen, mit mir über verlag oder kommissionsverlag der studie zu verhandeln, wobei sie die satzkosten zurückerhalten würde. Natürlich müsste ich dann den objektiven tatbestand in einem vorwörtchen, etwa an Sie gerichtet, erzählen, um die sondererscheinung dieser für eine zeitschrift aber nicht als brochure geschriebenen untersuchung zu rechtfertigen.
Sie meinten, es genüge auch, wenn die G.G. mir gleich jetzt eine grössere Anzahl von sonderabdrücken zur verfügung stelle, wodurch ich ja allerdings meine Priorität wahren könnte. Da könnte ich auch daran denken, von der G.G. das recht zu erwirken, das ergebnis einer zeitung oder zeitschrift schon jetzt in einem aufsatz mitteilen zu dürfen. Mir gefällt an diesen beiden wegen nicht, dass Sie dann in bezug auf den umfang des bd. 18 wieder eingeschränkt sind, was ich sachlich für ein unglück halte und persönlich nicht wünsche. Auch bin ich überzeugt, dass die GG. meinen exkurs herzlich gerne los wird.
Nachdem ich mit der GG. über diese sache nie verhandelt habe und nie verhandeln wollte, bitte ich Sie, gerade so wie die briefe an Sie von dort zur einsichtnahme für mich bestimmt worden sind, auch freundlichst diesen meinen brief an Sie in der Ihnen geeigneten form dort zur kenntnis zu bringen. Ich möchte in der sache keinen schritt tun, den der patronus nicht ganz und genau sieht.
Mir ist nur leid, dass die kleine studie, die Ihnen anfangs freude machte, Ihnen so viel ärger bereitet hat und jetzt noch plage machen muss. Sie haben angefangen; also kann ich Ihnen nicht ersparen, Ihre freundschaftliche bemühung fortzusetzen.
Ihr
treu ergebener
BSeuffert.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9069. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9069/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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