Prag 28 / 2 03
Smichow 586

Lieber Freund! Von Tag zu Tag wartete ich auf das Erscheinen meines Buchs und auf die Antwort aus Weimar. Das erstere kam endlich gestern, die letztere erst heute. In welchen Formen das ersehen Sie aus den Beilagen. (Den zweiten Brief von Ruland behalte ich zurück, er betrifft ein Referat über das Buch in der Deutschen Arbeit, das durch die Verschleppung in Weimar früher erschienen ist als das Buch selbst. Ich hatte Hauffen in ganz loyaler Weise am 14. Jan., da ich glaubte, das Buch werde sofort erscheinen, die Aushängebogen g[ege]ben, weil die Hefte Mitte des Monats erscheinen.) Die Einsichtslosigkeit Rulands und das Formalitätenwesen Suphans spottet jeder Vorstellung.
Aber die Hauptsache ist erreicht: Wir haben Ihre Abhandlung frei bekommen und wenn ich auch mit g[ros]ser Trauer von ihr Abschied nehme, so ist mir das Ergebnis doch um Ihretwillen lieb. Wir werden hier in Böhmen für möglichste Verbreitung Ihrer kleinen Schrift sorgen. Ich sende Ihnen auch die von Ihnen imprimierten Bogen hierbei zurück.
Was den Vorwurf wegen meines Vortrags betrifft, so scheint er auf einer misverständlichen Auffassung meines Wiener Vortrags zu beruhen. Da dieser in freier Rede, ohne Citate, gehalten wurde u. nur einen allgemeinen Überblick über alle Beziehungen Gs zu Ö. gab und theilweise auf meinen älteren Vorträgen – noch vor meinen Archivstudien – beruhte, so ist er geradezu lächerlich. – Sie können sich aber denken, mit was für Gefühlen ich meinen nächsten Weimarer Aufenthalten entgegensehe. Ich will am 16. März abreisen.
In Wien habe ich Glossy meine Me[in]ung über die Euph.-Subvention mitgeteilt; er will die Zs. um jeden Preis halten.
Glauben Sie nicht, dass man, um die DLD noch zu retten, einen Verein gründen sollte? Ich trete unter allen Umständen zurück; aber damit die Sache gerettet werde.
Bewahren Sie mir Ihre Fre[un]dschaft und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem
treu erg.
AS.

Auf beigelegtem Zettel:
Aus Ihrer soeben erhaltenen Karte ersehe ich, daß Sie besorgt sind. Ich erschrecke auch darüber, daß soviel Zeit verflossen ist. Ich wartete eben von einem Tag zum andern. Auch war ich in Wien u. bin durch den Hebbelcyclus, dessen Programm ich beilege, in Athem gehalten; aber auf Ihren Brief hätte ich Ihnen damals eine rasche Antwort geben sollen; ja, ich war sogar der Meinung, ich hätte es gethan.

Prag 28 / 2 03
Smichow 586

Lieber Freund! Von Tag zu Tag wartete ich auf das Erscheinen meines Buchs und auf die Antwort aus Weimar. Das erstere kam endlich gestern, die letztere erst heute. In welchen Formen das ersehen Sie aus den Beilagen. (Den zweiten Brief von Ruland behalte ich zurück, er betrifft ein Referat über das Buch in der Deutschen Arbeit, das durch die Verschleppung in Weimar früher erschienen ist als das Buch selbst. Ich hatte Hauffen in ganz loyaler Weise am 14. Jan., da ich glaubte, das Buch werde sofort erscheinen, die Aushängebogen g[ege]ben, weil die Hefte Mitte des Monats erscheinen.) Die Einsichtslosigkeit Rulands und das Formalitätenwesen Suphans spottet jeder Vorstellung.
Aber die Hauptsache ist erreicht: Wir haben Ihre Abhandlung frei bekommen und wenn ich auch mit g[ros]ser Trauer von ihr Abschied nehme, so ist mir das Ergebnis doch um Ihretwillen lieb. Wir werden hier in Böhmen für möglichste Verbreitung Ihrer kleinen Schrift sorgen. Ich sende Ihnen auch die von Ihnen imprimierten Bogen hierbei zurück.
Was den Vorwurf wegen meines Vortrags betrifft, so scheint er auf einer misverständlichen Auffassung meines Wiener Vortrags zu beruhen. Da dieser in freier Rede, ohne Citate, gehalten wurde u. nur einen allgemeinen Überblick über alle Beziehungen Gs zu Ö. gab und theilweise auf meinen älteren Vorträgen – noch vor meinen Archivstudien – beruhte, so ist er geradezu lächerlich. – Sie können sich aber denken, mit was für Gefühlen ich meinen nächsten Weimarer Aufenthalten entgegensehe. Ich will am 16. März abreisen.
In Wien habe ich Glossy meine Me[in]ung über die Euph.-Subvention mitgeteilt; er will die Zs. um jeden Preis halten.
Glauben Sie nicht, dass man, um die DLD noch zu retten, einen Verein gründen sollte? Ich trete unter allen Umständen zurück; aber damit die Sache gerettet werde.
Bewahren Sie mir Ihre Fre[un]dschaft und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem
treu erg.
AS.

Auf beigelegtem Zettel:
Aus Ihrer soeben erhaltenen Karte ersehe ich, daß Sie besorgt sind. Ich erschrecke auch darüber, daß soviel Zeit verflossen ist. Ich wartete eben von einem Tag zum andern. Auch war ich in Wien u. bin durch den Hebbelcyclus, dessen Programm ich beilege, in Athem gehalten; aber auf Ihren Brief hätte ich Ihnen damals eine rasche Antwort geben sollen; ja, ich war sogar der Meinung, ich hätte es gethan.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 423/1-452
Umfang: 5 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9071. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9071/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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