Lieber freund, Ich war so sicher der erwartung, dass ich Sie am 2. dezbr. als hofrat ansprechen dürfe, dass ich noch immer glaube, wir Grazer haben also davon nichts gehört. Aber ich möchte doch die adresse nicht mit einem falschen titel behaften. – Um ein rec. ex. der Wielandschriften für den Euphorion hab ich an E Schm. dringlich geschrieben; ob mit erfolg, weiss ich nicht. Aus einer sich kreuzenden äusserung schliesse ich, dass Weidmann nur so eine art komm.-verl. ist, dass die akademie über alle freiex. in einer sitzung beschliesst; das ist mir aber doch nicht völlig klar; rec. ex. sind keine freiex. – Die gütige zusendung des neuesten Euphor. trifft mich zu guter stunde: ich musste wegen katarrhfiebers das kolleg absagen (auch Schönbach ist unwol), so dass ich zeit hatte, gleich das heft durchzufliegen. Am meisten gefesselt hat mich Ottok. Fischer. Zu diesem schüler beglückwünsch ich Sie. Gelegentlich bitt ich mir zu sagen, wer der Paul Hoffmann in Frkft a O. ist; er schrieb an mich wegen Wielands, ohne seinen stand anzugeben. Muss man wissen, dass er privatgelehrter oder bibliophile ist? Dr. scheint er nicht zu sein. Walzels gelehrsamkeit wird mir immer schwerer. Auch in der Rom. schule ist er mir zu breit, obwol er da bestimmter zu ordnen u. zu sprechen sich bemüht als sonst. – Sie haben schwere, schwere tage hinter sich u. haben den rektor tapfer vertreten. Ich fürchte, es bleibt nicht ruhe bei Ihnen. Oder sollten die reichsdeutschen brandversammlungen die regierung aufrütteln? es handelt sich ja um nichts, als dass sie mut zeigt, den herren entgegenzutreten, sie braucht ihn nicht einmal zu haben. Welches prodigium: die sozialdemokratie die retter der regierung Sr Apostol. majestät! – Von Polheim höre ich, dass Sie ihm korrektur für dezbr/janr in aussicht stellten; für dies entgegenkommen bin ich fest in Ihrer schuld u. danke lebhaft. – Ihnen und Ihrer frau wünscht frohes fest Ihr
aufrichtig ergebner BSfft.
16.12.8

Lieber freund, Ich war so sicher der erwartung, dass ich Sie am 2. dezbr. als hofrat ansprechen dürfe, dass ich noch immer glaube, wir Grazer haben also davon nichts gehört. Aber ich möchte doch die adresse nicht mit einem falschen titel behaften. – Um ein rec. ex. der Wielandschriften für den Euphorion hab ich an E Schm. dringlich geschrieben; ob mit erfolg, weiss ich nicht. Aus einer sich kreuzenden äusserung schliesse ich, dass Weidmann nur so eine art komm.-verl. ist, dass die akademie über alle freiex. in einer sitzung beschliesst; das ist mir aber doch nicht völlig klar; rec. ex. sind keine freiex. – Die gütige zusendung des neuesten Euphor. trifft mich zu guter stunde: ich musste wegen katarrhfiebers das kolleg absagen (auch Schönbach ist unwol), so dass ich zeit hatte, gleich das heft durchzufliegen. Am meisten gefesselt hat mich Ottok. Fischer. Zu diesem schüler beglückwünsch ich Sie. Gelegentlich bitt ich mir zu sagen, wer der Paul Hoffmann in Frkft a O. ist; er schrieb an mich wegen Wielands, ohne seinen stand anzugeben. Muss man wissen, dass er privatgelehrter oder bibliophile ist? Dr. scheint er nicht zu sein. Walzels gelehrsamkeit wird mir immer schwerer. Auch in der Rom. schule ist er mir zu breit, obwol er da bestimmter zu ordnen u. zu sprechen sich bemüht als sonst. – Sie haben schwere, schwere tage hinter sich u. haben den rektor tapfer vertreten. Ich fürchte, es bleibt nicht ruhe bei Ihnen. Oder sollten die reichsdeutschen brandversammlungen die regierung aufrütteln? es handelt sich ja um nichts, als dass sie mut zeigt, den herren entgegenzutreten, sie braucht ihn nicht einmal zu haben. Welches prodigium: die sozialdemokratie die retter der regierung Sr Apostol. majestät! – Von Polheim höre ich, dass Sie ihm korrektur für dezbr/janr in aussicht stellten; für dies entgegenkommen bin ich fest in Ihrer schuld u. danke lebhaft. – Ihnen und Ihrer frau wünscht frohes fest Ihr
aufrichtig ergebner BSfft.
16.12.8

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9266 [Druckausgabe Nr. 255]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9266/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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