Lemberg 30.VI.82.
Ulica Kotlarska 2

Lieber Herr College!

Ihr langer ausführlicher Brief hat mir viel Freude gemacht. Ich freue mich auf das Programm, das das nächste Heft bringen wird. Auf Uz verzichte ich gerne, wenn Sie sich das schon vorgenommen haben, nur glaube ich, daß ich, wenn mir die Halberstädter gewogen bleiben, wie es den Anschein hat, aus diesen Papieren noch manches für Ihre Samml. speciell für Uz [fl]üßig machen könnte. Ich bekomme im Sept. eine neue Sendung von dort, worunter wahrscheinlich Götz, Rudnik u Pyra-Sachen. Das hätte ich am liebsten langsam bei Ihnen verwertet. Die Volks-Kriegslyrik ist ein ganz prächtiger Gedanke, den ich mit Freude und Eifer aufnehme. Nur wäre es doch nöthig, daß ich [vo]rher in Berlin gewesen wäre, wo vieles einschlägige in Handschriften liegt. Im Laufe des nächsten Jahres – wenn nicht zu Weihnachten dieses – wird nun mein Wunsch dahin zu reisen, endlich erfüllt werden. Wenn es Ihnen also recht ist, dieses Heft im Laufe der nächsten 2 Jahre – allgemein gesagt – zu bringen, so kann ich darauf eingehen u. bitte mir es zu reserviren. Hagedorn Versuch nehme ich selbstverständlich an und verspreche Man. erste Hälfte Januar zuverläßig. Ob kritische Ausgabe oder nicht, kann ich jetzt auch nicht entscheiden, will Ihnen aber in einiger Zeit – etwa [im] Sept. – wenn ich die Sachen durchgearbeitet habe, ausführlich Nachricht geben.
Was nun unsere österreich. Neudrucke anlangt, so bin ich mit dem Verleger übereingekommen, es zunächst mit 3 Heftchen zu wagen. Die Sachen, die ich bringe, liegen ganz außer Ihrem Gesichtskreis, nemlich
1. eine Schrift von Abraham a Sancta Clara.
2. eine anonyme Erzählung ‚Der Hausball‘, deren Umarbeitung Goethe für das Tiefurterjournal begonnen vgl Hempel V, 271.
3. Wahrscheinlich Kurz-Bernardon: Prinzessin Pumphia; doch bin ich mit dem letzten noch nicht einig.
Dann würden sich wieder ältere Sachen anschließen. Ob nun die Unternehmung Bestand hat, ob der Verleger verstehen wird, die Heftchen zu vertreiben, wird sich ze[ig]en. Ihre Verleger wird das ganze nicht touchiren.
Mit vielem & herzlichem Danke sende ich Ihnen die Collation der Müllerschen Handschrift anbei zurück. Sie hat mir wesentliche Dienste geleistet. Daß ich bei dem Abdrucke Ihren und Hettners Namen nenne, ist selbstverständlich.
Creizenach wird wol nach Krakau kommen und wir bleiben wieder sitzen. Aber es sind nicht die [schl]echtesten Mädchen, die sitzen bleiben oder erst spät heiraten! Hier sind die Verhältnisse zum aus d Haut fahren!
Glückliche Ferien!
Herzlich grüßend
Ihr
Sauer

Lemberg 30.VI.82.
Ulica Kotlarska 2

Lieber Herr College!

Ihr langer ausführlicher Brief hat mir viel Freude gemacht. Ich freue mich auf das Programm, das das nächste Heft bringen wird. Auf Uz verzichte ich gerne, wenn Sie sich das schon vorgenommen haben, nur glaube ich, daß ich, wenn mir die Halberstädter gewogen bleiben, wie es den Anschein hat, aus diesen Papieren noch manches für Ihre Samml. speciell für Uz [fl]üßig machen könnte. Ich bekomme im Sept. eine neue Sendung von dort, worunter wahrscheinlich Götz, Rudnik u Pyra-Sachen. Das hätte ich am liebsten langsam bei Ihnen verwertet. Die Volks-Kriegslyrik ist ein ganz prächtiger Gedanke, den ich mit Freude und Eifer aufnehme. Nur wäre es doch nöthig, daß ich [vo]rher in Berlin gewesen wäre, wo vieles einschlägige in Handschriften liegt. Im Laufe des nächsten Jahres – wenn nicht zu Weihnachten dieses – wird nun mein Wunsch dahin zu reisen, endlich erfüllt werden. Wenn es Ihnen also recht ist, dieses Heft im Laufe der nächsten 2 Jahre – allgemein gesagt – zu bringen, so kann ich darauf eingehen u. bitte mir es zu reserviren. Hagedorn Versuch nehme ich selbstverständlich an und verspreche Man. erste Hälfte Januar zuverläßig. Ob kritische Ausgabe oder nicht, kann ich jetzt auch nicht entscheiden, will Ihnen aber in einiger Zeit – etwa [im] Sept. – wenn ich die Sachen durchgearbeitet habe, ausführlich Nachricht geben.
Was nun unsere österreich. Neudrucke anlangt, so bin ich mit dem Verleger übereingekommen, es zunächst mit 3 Heftchen zu wagen. Die Sachen, die ich bringe, liegen ganz außer Ihrem Gesichtskreis, nemlich
1. eine Schrift von Abraham a Sancta Clara.
2. eine anonyme Erzählung ‚Der Hausball‘, deren Umarbeitung Goethe für das Tiefurterjournal begonnen vgl Hempel V, 271.
3. Wahrscheinlich Kurz-Bernardon: Prinzessin Pumphia; doch bin ich mit dem letzten noch nicht einig.
Dann würden sich wieder ältere Sachen anschließen. Ob nun die Unternehmung Bestand hat, ob der Verleger verstehen wird, die Heftchen zu vertreiben, wird sich ze[ig]en. Ihre Verleger wird das ganze nicht touchiren.
Mit vielem & herzlichem Danke sende ich Ihnen die Collation der Müllerschen Handschrift anbei zurück. Sie hat mir wesentliche Dienste geleistet. Daß ich bei dem Abdrucke Ihren und Hettners Namen nenne, ist selbstverständlich.
Creizenach wird wol nach Krakau kommen und wir bleiben wieder sitzen. Aber es sind nicht die [schl]echtesten Mädchen, die sitzen bleiben oder erst spät heiraten! Hier sind die Verhältnisse zum aus d Haut fahren!
Glückliche Ferien!
Herzlich grüßend
Ihr
Sauer

Was nun unsere österreich. Neudrucke anlangt, so bin ich mit dem Verleger übereingekommen, es zunächst mit 3 Heftchen zu wagen. [...] Ob nun die Unternehmung Bestand hat, ob der Verleger verstehen wird, die Heftchen zu vertreiben, wird sich ze[ig]en. Ihre Verleger wird das ganze nicht touchiren.

Der erste Band der WND erschien 1883 im Wiener Verlag Carl Konegen. Von 1883 bis 1886 kamen insgesamt 11 Hefte heraus.

Briefdaten

Schreibort: Lemberg
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-21
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8234 [Druckausgabe Nr. 23]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8234/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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