Würzburg Herzogeng. 5.
31 XII 84.
Lieber freund,
Hätte ich gewusst, dass Sie in der arbeit schon so weit vorgeschritten sind, so wäre mir nicht eingefallen, die unnützen bemerkungen niederzuschreiben, die ich neulich gab. Ich sende Ihnen dankend das ms., das ich heute früh erhielt, zurück, bitte Sie die einleitung zu schreiben, sobald es Ihnen passt und mir dann das ganze zur drucklegung zuzustellen. Das wird nach Ihrer berechnung also ungefähr mitte februar sein. Den plan die gesammtwerke Pyras zu drucken gebe ich in anbetracht Ihrer arbeit auf und bin froh, wenn Sie in Ihrer einleitung die berechtigung des neudruckes der Frdschftl. ll. erweisen und Lange u. Pyra so erschöpfend charakterisieren, dass die Litteraturdenkmale ein für allemal diese richtung der litteratur aufgeben können.
Die textvarianten – ich hatte mir stärkere erwartet – können ganz gut unter dem texte beibehalten werden; rein orthographische verschiedenheiten anzuzeigen scheint mir überflüssig; das druckfehlerverzeichnis von B könnte wol auch in diese fussnoten aufgenommen werden.
Die vorrede zur ersten auflage würde eine neue seite beginnen (oder neues blatt??), die zur 2. dürfte sich wol unmittelbar anreihen. Dann wider neues blatt:
Freundschaftliche Lieder und unmittelbar anschliessend das erste lied. Alle lieder reihen sich an einander an, also keines beginnt neue seite. Oder wünschen Sie das vor dem Tempel?
Könnten Sie wegen der Beschäftigungen auf dem lande nicht doch einmal bei Waniek anfragen? ich erinnere mich, dass ich wegen Ihres Kleists seiner zeit d. h. 1881 selbst beim besuche einiger norddeutscher bibliotheken darnach suchte. Wollen Sie nicht einmal in der DLZtg. eine öffentliche anfrage erlassen?
Den Uz machen Sie dann nach bequemlichkeit.
Auf Ihre Ahnfrau freue ich mich sehr. Noch mehr freilich auf die entwicklung der deutschen lyrik. Werfen Sie den plan doch ja nicht unter den tisch! Je schwerer mir fällt, lyriker fest zu greifen, desto begieriger bin ich nach einer guten arbeit darüber. Stiefel und Schröter sind doch lage nicht genügend.
Sehen Sie mit Litzmann in Liscow Boileau oder mit mir Swift? Es tat mir leid, dass ich die arbeit Litzmanns nicht noch sanfter behandeln konnte. Aber das bringt das kritische handwerk mit sich, das man seine gefühle schweigen heisst.
Verzeihen Sie heute die kürze! ich eile Ihr ms wider in Ihre hände zu bringen; vielleicht wollen Sie die weihnachtsferien noch zu seiner verwertung benützen.
Prosit neujahr!
Ihr
ergebener
BSeuffert
Würzburg Herzogeng. 5.
31 XII 84.
Lieber freund,
Hätte ich gewusst, dass Sie in der arbeit schon so weit vorgeschritten sind, so wäre mir nicht eingefallen, die unnützen bemerkungen niederzuschreiben, die ich neulich gab. Ich sende Ihnen dankend das ms., das ich heute früh erhielt, zurück, bitte Sie die einleitung zu schreiben, sobald es Ihnen passt und mir dann das ganze zur drucklegung zuzustellen. Das wird nach Ihrer berechnung also ungefähr mitte februar sein. Den plan die gesammtwerke Pyras zu drucken gebe ich in anbetracht Ihrer arbeit auf und bin froh, wenn Sie in Ihrer einleitung die berechtigung des neudruckes der Frdschftl. ll. erweisen und Lange u. Pyra so erschöpfend charakterisieren, dass die Litteraturdenkmale ein für allemal diese richtung der litteratur aufgeben können.
Die textvarianten – ich hatte mir stärkere erwartet – können ganz gut unter dem texte beibehalten werden; rein orthographische verschiedenheiten anzuzeigen scheint mir überflüssig; das druckfehlerverzeichnis von B könnte wol auch in diese fussnoten aufgenommen werden.
Die vorrede zur ersten auflage würde eine neue seite beginnen (oder neues blatt??), die zur 2. dürfte sich wol unmittelbar anreihen. Dann wider neues blatt:
Freundschaftliche Lieder und unmittelbar anschliessend das erste lied. Alle lieder reihen sich an einander an, also keines beginnt neue seite. Oder wünschen Sie das vor dem Tempel?
Könnten Sie wegen der Beschäftigungen auf dem lande nicht doch einmal bei Waniek anfragen? ich erinnere mich, dass ich wegen Ihres Kleists seiner zeit d. h. 1881 selbst beim besuche einiger norddeutscher bibliotheken darnach suchte. Wollen Sie nicht einmal in der DLZtg. eine öffentliche anfrage erlassen?
Den Uz machen Sie dann nach bequemlichkeit.
Auf Ihre Ahnfrau freue ich mich sehr. Noch mehr freilich auf die entwicklung der deutschen lyrik. Werfen Sie den plan doch ja nicht unter den tisch! Je schwerer mir fällt, lyriker fest zu greifen, desto begieriger bin ich nach einer guten arbeit darüber. Stiefel und Schröter sind doch lage nicht genügend.
Sehen Sie mit Litzmann in Liscow Boileau oder mit mir Swift? Es tat mir leid, dass ich die arbeit Litzmanns nicht noch sanfter behandeln konnte. Aber das bringt das kritische handwerk mit sich, das man seine gefühle schweigen heisst.
Verzeihen Sie heute die kürze! ich eile Ihr ms wider in Ihre hände zu bringen; vielleicht wollen Sie die weihnachtsferien noch zu seiner verwertung benützen.
Prosit neujahr!
Ihr
ergebener
BSeuffert
Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Graz
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8292. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8292/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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