Würzburg, Herzogeng. 5
24 III 85
Lieber freund,
Heute früh ward mir Ihr ms. auf der zollstation ausgehändigt. Ich danke Ihnen vielmal für die übersendung. Jetzt ist es schon unterwegs nach Heilbronn. An Ihrem kritischen apparat habe ich natürlich nichts geändert. Nur von Ihrer erlaubnis betr. des eintritts neuer blätter habe ich gebrauch machen zu müssen geglaubt; ich darf hoffen, dass die wenigen änderungen Ihre zustimmung haben. Ihre titelblattdurchzeichnung lege ich bei: sie könnte den setzer zur nachahmung verführen und die ist ja wie Sie wissen für mich stier ein roter lappen. Ferner erlaubte ich mir, statt der beschreibung der titelvignette (es ist die, die Hemmerde auch auf die Messiasdrucke setzte) nur [Vignette] auf den titel zu setzen; nach analogie der früheren hefte wäre die beschreibung in der vorrede unterzubringen, wenn es Ihnen passt. Dann notierte ich dreimal: [Kopfleiste] bei, weil ich das jetzt auch in der sammlung angefangen habe. Endlich möchte ich die vorrede zu Wort des höchsten nicht gerne in Schwabacher gesetzt haben; sonst müssten für die 2 ersten vorreden auch grössere typen verwendet werden als für die lieder, dem original entsprechend und das hielten Sie ja auch nicht für nötig. Ich setzte in den kritischen apparat: Die vorrede ist in Schwabacher schrift gedruckt.* Passt Ihnen das?
Dass Sie der einleitung inhalts- u. wortverzeichnis beifügen wollen, freut mich, obwol ich bekenne, dass mir zunächst der inhalt des glossares noch nicht klar ist.
Auf Ihre ankündigungen betr. neuer schriften aus Ihrer feder bin ich aufrichtig gespannt.
Ueber Schelmuffsky – Zarncke denke ich, dass ein alter herr geschwätzig ist, sich gerne widerholt, was man ihm stillschweigend zu gute hält und dass man manches andere hätte sagen dürfen, vielleicht auch sollen, aber nicht müssen. Sie sehen, ich denke wie Sie.
Und nun von Wieland. Ja, will denn Muncker wirklich dran? ich dächte Lessing und Klopstock füllen ein paar gute jahre leben allesfalls aus! Natürlich hab ich lange schon darüber gesonnen, auch seit dem jahre 1881 mündlich und brieflich bis in die neueste zeit mit grossen verlegern und grossen und kleinen fachgenossen darüber beraten. Es liegt mir ja nahe und ist fatal genug dass es mir mit der biographie geht wie Haym Suphan gegenüber: die ausgaben sollten zuvor da sein! Aber – – Kein aber, einmal muss die möglichkeit werden. Zunächst bilde ich mir ein, mehr einzeldrucke und ausgaben gesehen zu haben als die meisten von uns, habe auch manuskripte, gedruckte und ungedruckte ausgekundschaftet und mir zugänglich gemacht, kenne teilnahmen an zss. u. dgl., die wenigstens öffentlich bisher nicht angezeigt sind. So könnte ich zu einer Wielandausgabe allerdings wol ziemlich viel beisteuern und wills auch wenn die zeit kommt durchführen. Ich freue mich sehr, dass Sie auch pläne in der gleichen richtung haben und dass sich also unsere wünsche auch hier freundschaftlich begegnen. Auch mit Fresenius, der neujahr bei mir war, streifte ich das thema. Zunächst verband er sich mit mir wie Sie zu den DLD.
Entschuldigen Sie die dürre, härte, kälte dieses briefes mit der eile: Sie sollen auf die empfangsbestätigung nicht warten.
Treu ergeben
Ihr
Seuffert
* Konsequent müsste man dann auch die grössere schrift der 1. einleitgen anmerken!
Würzburg, Herzogeng. 5
24 III 85
Lieber freund,
Heute früh ward mir Ihr ms. auf der zollstation ausgehändigt. Ich danke Ihnen vielmal für die übersendung. Jetzt ist es schon unterwegs nach Heilbronn. An Ihrem kritischen apparat habe ich natürlich nichts geändert. Nur von Ihrer erlaubnis betr. des eintritts neuer blätter habe ich gebrauch machen zu müssen geglaubt; ich darf hoffen, dass die wenigen änderungen Ihre zustimmung haben. Ihre titelblattdurchzeichnung lege ich bei: sie könnte den setzer zur nachahmung verführen und die ist ja wie Sie wissen für mich stier ein roter lappen. Ferner erlaubte ich mir, statt der beschreibung der titelvignette (es ist die, die Hemmerde auch auf die Messiasdrucke setzte) nur [Vignette] auf den titel zu setzen; nach analogie der früheren hefte wäre die beschreibung in der vorrede unterzubringen, wenn es Ihnen passt. Dann notierte ich dreimal: [Kopfleiste] bei, weil ich das jetzt auch in der sammlung angefangen habe. Endlich möchte ich die vorrede zu Wort des höchsten nicht gerne in Schwabacher gesetzt haben; sonst müssten für die 2 ersten vorreden auch grössere typen verwendet werden als für die lieder, dem original entsprechend und das hielten Sie ja auch nicht für nötig. Ich setzte in den kritischen apparat: Die vorrede ist in Schwabacher schrift gedruckt.* Passt Ihnen das?
Dass Sie der einleitung inhalts- u. wortverzeichnis beifügen wollen, freut mich, obwol ich bekenne, dass mir zunächst der inhalt des glossares noch nicht klar ist.
Auf Ihre ankündigungen betr. neuer schriften aus Ihrer feder bin ich aufrichtig gespannt.
Ueber Schelmuffsky – Zarncke denke ich, dass ein alter herr geschwätzig ist, sich gerne widerholt, was man ihm stillschweigend zu gute hält und dass man manches andere hätte sagen dürfen, vielleicht auch sollen, aber nicht müssen. Sie sehen, ich denke wie Sie.
Und nun von Wieland. Ja, will denn Muncker wirklich dran? ich dächte Lessing und Klopstock füllen ein paar gute jahre leben allesfalls aus! Natürlich hab ich lange schon darüber gesonnen, auch seit dem jahre 1881 mündlich und brieflich bis in die neueste zeit mit grossen verlegern und grossen und kleinen fachgenossen darüber beraten. Es liegt mir ja nahe und ist fatal genug dass es mir mit der biographie geht wie Haym Suphan gegenüber: die ausgaben sollten zuvor da sein! Aber – – Kein aber, einmal muss die möglichkeit werden. Zunächst bilde ich mir ein, mehr einzeldrucke und ausgaben gesehen zu haben als die meisten von uns, habe auch manuskripte, gedruckte und ungedruckte ausgekundschaftet und mir zugänglich gemacht, kenne teilnahmen an zss. u. dgl., die wenigstens öffentlich bisher nicht angezeigt sind. So könnte ich zu einer Wielandausgabe allerdings wol ziemlich viel beisteuern und wills auch wenn die zeit kommt durchführen. Ich freue mich sehr, dass Sie auch pläne in der gleichen richtung haben und dass sich also unsere wünsche auch hier freundschaftlich begegnen. Auch mit Fresenius, der neujahr bei mir war, streifte ich das thema. Zunächst verband er sich mit mir wie Sie zu den DLD.
Entschuldigen Sie die dürre, härte, kälte dieses briefes mit der eile: Sie sollen auf die empfangsbestätigung nicht warten.
Treu ergeben
Ihr
Seuffert
* Konsequent müsste man dann auch die grössere schrift der 1. einleitgen anmerken!
Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Graz
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8298 [Druckausgabe Nr. 46]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8298/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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