Graz, 27.3.85.

Lieber Freund! Es will mir scheinen, als ob Sie einen Passus meines letzt[en] Briefes misverstanden haben. [Ich] finde es bedauerlich, daß Lachmanns Lessing nicht von einem Schüler Lachmanns oder wenigstens von einem s. Anhänger neu gemacht wird. M. hat dies offenbar durch Bernays & Goedekes Empfehlung erreicht. Ich meinte also, Sie sollten sich nicht etwa auch den Wieland entgehen lassen. Ob M. daran denkt, weiß ich nicht. Aber glauben Sie ja auch nicht, daß ich daran denke. Ich werde an einer Wielandausgabe nur wie an der Herders als eifriger Leser u. dankbarer Schüler theilnehmen; ich bin auf Jahre hinaus in den Kreis meiner gegenwärtigen Arbeiten gebannt u. will dann mein Leben ganz den Oesterreichern weihen. Aber erwogen habe ich den Plan oft, wie man den die notwendigsten u dringendsten Aufgaben s. Wissenschaft gerne bei sich hegt. Und weil ich wieder die grenzenlose Armut meiner Bibliothek in Wieland in diesen Wochen inne wurde, so ließ ich den Wunsch laut werden. Und er scheint zu laut geworden zu sein. Wenn wir nur einmal ein paar Tage reden könnten! Treulichst Ihr Ergebener
AS.

Graz, 27.3.85.

Lieber Freund! Es will mir scheinen, als ob Sie einen Passus meines letzt[en] Briefes misverstanden haben. [Ich] finde es bedauerlich, daß Lachmanns Lessing nicht von einem Schüler Lachmanns oder wenigstens von einem s. Anhänger neu gemacht wird. M. hat dies offenbar durch Bernays & Goedekes Empfehlung erreicht. Ich meinte also, Sie sollten sich nicht etwa auch den Wieland entgehen lassen. Ob M. daran denkt, weiß ich nicht. Aber glauben Sie ja auch nicht, daß ich daran denke. Ich werde an einer Wielandausgabe nur wie an der Herders als eifriger Leser u. dankbarer Schüler theilnehmen; ich bin auf Jahre hinaus in den Kreis meiner gegenwärtigen Arbeiten gebannt u. will dann mein Leben ganz den Oesterreichern weihen. Aber erwogen habe ich den Plan oft, wie man den die notwendigsten u dringendsten Aufgaben s. Wissenschaft gerne bei sich hegt. Und weil ich wieder die grenzenlose Armut meiner Bibliothek in Wieland in diesen Wochen inne wurde, so ließ ich den Wunsch laut werden. Und er scheint zu laut geworden zu sein. Wenn wir nur einmal ein paar Tage reden könnten! Treulichst Ihr Ergebener
AS.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-52
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8299. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8299/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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