Es ist zwar sünde und schande, l. fr., für ein solches buch auf einer postkarte und in wenigen zeilen zu danken, aber ich habe eben die geburtswehen eines neuen kollegienheftes, was manche unart entschuldigt. Hineingeguckt habe ich doch in frevelhaft gestohlenen minuten: Sie werden nicht erwarten, dass ich am bilde der Luise einen narren gefressen habe! Sonst bleibt meine vorliebe für die Kalb, ein götterweib. Von den texten las ich nur rasch den der Anna Amalia; sie steht ja meinem Wieland am nächsten. Sie fassen sie gross, wie sie war. Aber, darfs ich gestehen? ich liebe sie noch mehr als weib und ihr und Ihr männliches Bild geben sie mir nicht ganz, wie ich sie mir vorstelle. Aber jedenfalls haben Sie das sichere gewählt. Auch ist über weiber noch schwerer gleiches urteil zu gewinnen, als über männer. Die veränderlichkeit und vielseitige empfänglichkeit ist grösser und entzieht sich knapper darstellung. Verzeihen Sie dem undankbaren und doch so dankbaren, der gleich auch noch etwas meint, da er blos geniessen sollte! Ich muss heute meinen, da ich kollegienheft mache! Ein andermal geniesse ich mit reiner seele. Herzlichen glückwunsch zur vollendung des buches, der erfüllung der pia ????? und freundlichen gruss von Ihrem
BSeuffert

Wzbg. 3 XI 85.

Es ist zwar sünde und schande, l. fr., für ein solches buch auf einer postkarte und in wenigen zeilen zu danken, aber ich habe eben die geburtswehen eines neuen kollegienheftes, was manche unart entschuldigt. Hineingeguckt habe ich doch in frevelhaft gestohlenen minuten: Sie werden nicht erwarten, dass ich am bilde der Luise einen narren gefressen habe! Sonst bleibt meine vorliebe für die Kalb, ein götterweib. Von den texten las ich nur rasch den der Anna Amalia; sie steht ja meinem Wieland am nächsten. Sie fassen sie gross, wie sie war. Aber, darfs ich gestehen? ich liebe sie noch mehr als weib und ihr und Ihr männliches Bild geben sie mir nicht ganz, wie ich sie mir vorstelle. Aber jedenfalls haben Sie das sichere gewählt. Auch ist über weiber noch schwerer gleiches urteil zu gewinnen, als über männer. Die veränderlichkeit und vielseitige empfänglichkeit ist grösser und entzieht sich knapper darstellung. Verzeihen Sie dem undankbaren und doch so dankbaren, der gleich auch noch etwas meint, da er blos geniessen sollte! Ich muss heute meinen, da ich kollegienheft mache! Ein andermal geniesse ich mit reiner seele. Herzlichen glückwunsch zur vollendung des buches, der erfüllung der pia ????? und freundlichen gruss von Ihrem
BSeuffert

Wzbg. 3 XI 85.

Briefdaten

Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Graz
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8337. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8337/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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