Lieber Freund! Ich hoffte, es würde mir möglich sein, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben; aber ich bringe es noch nicht über mich. Ich bin sei[t] geraumer Zeit in einer Stimmung, in der ich nur fluchen oder schweigen kann. Mitte Januar hieß es, die einleitenden Schritte zu meiner Ernennung seien gemacht. Jetzt geht das Semester zu Ende, ich weiß nicht: bleibe ich hier oder komme ich nach Prag etc. etc. etc. etc. Dabei war meine Mutter lebensgefährlich krank, mein Vater in der größten Verzweiflung; ich hier gefesselt und immer mehr in meine vorjährigen Übel zurückfallend, mit den Einleitungen zu meiner militärischen Superarbitrirung gequält, mit Arbeit fürs Colleg überbürdet. Daß ich dabei noch andre Sachen arbeite ist ein reines Wunder; aber freilich; es ist [die]s auch darnach ausgefallen.
Bitte zürnen Sie mir nicht, daß ich so lange stumm war und daß Ihre Bücher noch immer daliegen. Ich expedire sie sicher in der nächsten Woche und Anfang April hoffe ich dann auch ruhiger zu sein, so daß ich schreiben kann. Bis dahin grüßt Sie herzlichst Ihr theilnehmender Freund AS.

Lieber Freund! Ich hoffte, es würde mir möglich sein, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben; aber ich bringe es noch nicht über mich. Ich bin sei[t] geraumer Zeit in einer Stimmung, in der ich nur fluchen oder schweigen kann. Mitte Januar hieß es, die einleitenden Schritte zu meiner Ernennung seien gemacht. Jetzt geht das Semester zu Ende, ich weiß nicht: bleibe ich hier oder komme ich nach Prag etc. etc. etc. etc. Dabei war meine Mutter lebensgefährlich krank, mein Vater in der größten Verzweiflung; ich hier gefesselt und immer mehr in meine vorjährigen Übel zurückfallend, mit den Einleitungen zu meiner militärischen Superarbitrirung gequält, mit Arbeit fürs Colleg überbürdet. Daß ich dabei noch andre Sachen arbeite ist ein reines Wunder; aber freilich; es ist [die]s auch darnach ausgefallen.
Bitte zürnen Sie mir nicht, daß ich so lange stumm war und daß Ihre Bücher noch immer daliegen. Ich expedire sie sicher in der nächsten Woche und Anfang April hoffe ich dann auch ruhiger zu sein, so daß ich schreiben kann. Bis dahin grüßt Sie herzlichst Ihr theilnehmender Freund AS.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-81
Umfang: 1 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8348. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8348/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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