Würzburg Herzogeng. 5
13 II 86

Lieber freund

Ich danke Ihnen lebhaft für Ihre freundlichen worte der tröstung. Ich habe zusprache recht sehr nötig. Denn so lange und gut ich vorbereitet zu sein glaubte, da meine mutter starb, verliess mich alle fassung und hätte mich wol auch verlassen, wenn es weniger rasch gegangen wäre. Noch weiss ich mich nicht zu finden, und lebe mit meiner schwester in den räumen, wo ich geboren bin und immer bei der mutter war, dumpf dahin.
Was Sie mir zuvor geschrieben, war eine freundliche hoffnung zu erwecken geeignet. Aber inzwischen ist das wol wieder anders geworden und wenn Sie, wie ich denn nun leider wünschen muss, da Sie in Graz nicht besser gestellt zu werden glauben, nach Prag ziehen, wird wie ich höre ein Österreicher Ihr nachfolger werden. Es ist was schönes an autochthonie.
Inzwischen hat die bairische kammer abermals die professur für mich dem minster abgeschlagen, wie zu erwarten stand. Und die prophezeiung, die reichsratskammer, welche nun auch noch ihr votum abzugeben hat, werde den abstrich billigen, ist keine astrologische. Also bleibe ich dozent. Das zur übrigen lage, ist viel. Aber der verlust der mutter ist härter und erleichtert mir jetzt das andere. Später freilich wirds umgekehrt sein, wenn ich wieder zur selbstbesinnung gekommen bin.
Mich drängt es, von Ihnen wieder zu hören. Wie Ihre aussichten sind, wie Ihre gesundheit, wie Ihre arbeiten. Stimmen Sie meiner anzeige von Schmidts Lessing bei? Ich höre, sie sei ein starkes lob. Ich anerkannte aus überzeugung, aber ich glaubte auch, deutlich meine bedenken und ablehnungen geäussert zu haben.
Grüssend
Ihr
BSeuffert

Würzburg Herzogeng. 5
13 II 86

Lieber freund

Ich danke Ihnen lebhaft für Ihre freundlichen worte der tröstung. Ich habe zusprache recht sehr nötig. Denn so lange und gut ich vorbereitet zu sein glaubte, da meine mutter starb, verliess mich alle fassung und hätte mich wol auch verlassen, wenn es weniger rasch gegangen wäre. Noch weiss ich mich nicht zu finden, und lebe mit meiner schwester in den räumen, wo ich geboren bin und immer bei der mutter war, dumpf dahin.
Was Sie mir zuvor geschrieben, war eine freundliche hoffnung zu erwecken geeignet. Aber inzwischen ist das wol wieder anders geworden und wenn Sie, wie ich denn nun leider wünschen muss, da Sie in Graz nicht besser gestellt zu werden glauben, nach Prag ziehen, wird wie ich höre ein Österreicher Ihr nachfolger werden. Es ist was schönes an autochthonie.
Inzwischen hat die bairische kammer abermals die professur für mich dem minster abgeschlagen, wie zu erwarten stand. Und die prophezeiung, die reichsratskammer, welche nun auch noch ihr votum abzugeben hat, werde den abstrich billigen, ist keine astrologische. Also bleibe ich dozent. Das zur übrigen lage, ist viel. Aber der verlust der mutter ist härter und erleichtert mir jetzt das andere. Später freilich wirds umgekehrt sein, wenn ich wieder zur selbstbesinnung gekommen bin.
Mich drängt es, von Ihnen wieder zu hören. Wie Ihre aussichten sind, wie Ihre gesundheit, wie Ihre arbeiten. Stimmen Sie meiner anzeige von Schmidts Lessing bei? Ich höre, sie sei ein starkes lob. Ich anerkannte aus überzeugung, aber ich glaubte auch, deutlich meine bedenken und ablehnungen geäussert zu haben.
Grüssend
Ihr
BSeuffert

Was Sie mir zuvor geschrieben, war eine freundliche hoffnung zu erwecken geeignet. Aber inzwischen ist das wol wieder anders geworden und wenn Sie, wie ich denn nun leider wünschen muss, da Sie in Graz nicht besser gestellt zu werden glauben, nach Prag ziehen, wird wie ich höre ein Österreicher Ihr nachfolger werden. Es ist was schönes an autochthonie.

Seuffert rechnete nicht damit, als Nachfolger von Sauer die frei werdende Stelle in Graz zu bekommen. Sauer stellte ihm jedoch Chancen in Aussicht.

Briefdaten

Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Graz
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 1 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8347. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8347/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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