Lieber Freund! Ich habe Ihnen heute Mittags gleich nach Empfang von Schönbachs Brief einige eilige Zeilen geschrieben, jetzt Abends erhalte ich Ihren Brief. Da Sie wahrscheinlich gleich reisen werden, so will ich Ihnen Ihre Fragen wegen der Hotels beantworten. in Prag unbedingt: Stadt Triest; gut und nicht übermäßig theuer, sehr günstig gelegen. In Wien ists schwer. Schmidt pflegte im Hotel Tegethoff zu wohnen; I. Bez. Johannesgasse, wo es aber etwas theuer zu sein scheint. Ein gut bürgerliches Gasthaus wäre die goldene Birn‘ Landstraße (III) Hauptstraße; nicht weit von Schmidts (Minors) Wohnung; meine Familie steigt der Namensverwandtschaft wegen dort ab. Aber wenn auch sonst nicht schlecht gelegen, ist es doch von der Stadtbahn sehr weit, mit der Sie ankommen. Da hätten Sie näher zum Hotel Klomser, Mariahilferhauptstrasse; freilich etwas weit in die Stadt.
Aus meinem ersten Briefe werden Sie ersehen haben, daß ich die Übernahme der General-Correctur jetzt für günstig halte d[er] Einnahme wegen. Überdies: muß denn Wieland deswegen liegen bleiben? Kann nicht auch nebenbei gefördert werden? Was bearbeiten Sie? Ich: Götz und Hausball.
Lassen Sie mich gleich auf die andern Punkte Ihres Briefes antworten.
Die Scheffelrede ist etwas zu warm ausgefallen, wie es in solchen Momenten eben geht; der Horde der blinden Bewunderer war sie dennoch zu kühl. In die Cottasche Ztschrft kam sie durch Zwiedineck, den Redacteur.
Der Uz scheint also gar nicht zu drängen; wenn ich die Ferienmonate ohne Correctur leben könnte, wärs mir lieb; aber wenn wir im October zu drucken beginnen, werden wir bis Dec. – Jänner kaum fertig und ich brauche zu Neujahr viel Geld. –
Daß Koch Schmäh-Artikel gegen die Goethe-Gesellschaft schreibt – habe ich nicht gewußt. Für die Ztschrft werde ich ihm irgend etwas wol geben müßen; einen Mitarbeiter im eigentl. Sinne wird er an mir nicht haben.
Gegen Franzos habe ich ein altes Vorurteil; er ist und bleibt doch ein polnischer Jude und diese Sorte kenne ich. Ich habe ihm abgeschrieben; war aber dabei auch etwas von dem Gedanken beeinflußt, Cottas nicht vor den Kopf zu stoßen, die mit Bonz in Feindschaft leben. Also laßen Sie sich durch mein Beispiel nicht beeinflußen. Cotta ist freilich nicht mehr was es vor 100 Jahren war; aber die Zeit der Decadence scheint mir für die Firma vorüber.
Über Elpinor habe ich viel spintisirt, aber nie etwas herausgekriegt; bin also sehr begierig auf Ihren Aufsatz. – Dank für Bodemann-Haller. Zu milde, zu milde!
Ist B. Sphn. im Centralblatt: Suphan?!
Sie fragen wegen Minor! Ich habe mich zu Ostern sehr schlecht mit ihm gesprochen; aber die Schuld war da mehr auf meiner Seite; ich war unwol verstimmt und voller Sorgen. Er wäre seiner Stellung nicht würdig, wenn er Sie nicht höchst aufmerksam und freundlich empfienge.
Verzeihen Sie das diffuse dieses Briefes und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem
Treu ergebenen
Aug. Sauer.
Prag 22/6 86.
Lieber Freund! Ich habe Ihnen heute Mittags gleich nach Empfang von Schönbachs Brief einige eilige Zeilen geschrieben, jetzt Abends erhalte ich Ihren Brief. Da Sie wahrscheinlich gleich reisen werden, so will ich Ihnen Ihre Fragen wegen der Hotels beantworten. in Prag unbedingt: Stadt Triest; gut und nicht übermäßig theuer, sehr günstig gelegen. In Wien ists schwer. Schmidt pflegte im Hotel Tegethoff zu wohnen; I. Bez. Johannesgasse, wo es aber etwas theuer zu sein scheint. Ein gut bürgerliches Gasthaus wäre die goldene Birn‘ Landstraße (III) Hauptstraße; nicht weit von Schmidts (Minors) Wohnung; meine Familie steigt der Namensverwandtschaft wegen dort ab. Aber wenn auch sonst nicht schlecht gelegen, ist es doch von der Stadtbahn sehr weit, mit der Sie ankommen. Da hätten Sie näher zum Hotel Klomser, Mariahilferhauptstrasse; freilich etwas weit in die Stadt.
Aus meinem ersten Briefe werden Sie ersehen haben, daß ich die Übernahme der General-Correctur jetzt für günstig halte d[er] Einnahme wegen. Überdies: muß denn Wieland deswegen liegen bleiben? Kann nicht auch nebenbei gefördert werden? Was bearbeiten Sie? Ich: Götz und Hausball.
Lassen Sie mich gleich auf die andern Punkte Ihres Briefes antworten.
Die Scheffelrede ist etwas zu warm ausgefallen, wie es in solchen Momenten eben geht; der Horde der blinden Bewunderer war sie dennoch zu kühl. In die Cottasche Ztschrft kam sie durch Zwiedineck, den Redacteur.
Der Uz scheint also gar nicht zu drängen; wenn ich die Ferienmonate ohne Correctur leben könnte, wärs mir lieb; aber wenn wir im October zu drucken beginnen, werden wir bis Dec. – Jänner kaum fertig und ich brauche zu Neujahr viel Geld. –
Daß Koch Schmäh-Artikel gegen die Goethe-Gesellschaft schreibt – habe ich nicht gewußt. Für die Ztschrft werde ich ihm irgend etwas wol geben müßen; einen Mitarbeiter im eigentl. Sinne wird er an mir nicht haben.
Gegen Franzos habe ich ein altes Vorurteil; er ist und bleibt doch ein polnischer Jude und diese Sorte kenne ich. Ich habe ihm abgeschrieben; war aber dabei auch etwas von dem Gedanken beeinflußt, Cottas nicht vor den Kopf zu stoßen, die mit Bonz in Feindschaft leben. Also laßen Sie sich durch mein Beispiel nicht beeinflußen. Cotta ist freilich nicht mehr was es vor 100 Jahren war; aber die Zeit der Decadence scheint mir für die Firma vorüber.
Über Elpinor habe ich viel spintisirt, aber nie etwas herausgekriegt; bin also sehr begierig auf Ihren Aufsatz. – Dank für Bodemann-Haller. Zu milde, zu milde!
Ist B. Sphn. im Centralblatt: Suphan?!
Sie fragen wegen Minor! Ich habe mich zu Ostern sehr schlecht mit ihm gesprochen; aber die Schuld war da mehr auf meiner Seite; ich war unwol verstimmt und voller Sorgen. Er wäre seiner Stellung nicht würdig, wenn er Sie nicht höchst aufmerksam und freundlich empfienge.
Verzeihen Sie das diffuse dieses Briefes und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem
Treu ergebenen
Aug. Sauer.
Prag 22/6 86.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-87
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8358. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8358/methods/sdef:TEI/get
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