Herrn Professor Dr. Bernhard Seuffert
Graz.
Harrachgasse 1
Lieber Freund! Meine Absage an die Texte dürfen Sie so ernst nicht nehmen. Ich war damals müde und verstreut. Seitdem Schönbach es für eine ‚Kunst‘ erklärt hat nhd Texte zu machen, erwacht dieser mein Kunstrieb sogar wieder sehr heftig und nicht blos der Uz gedeiht kräftig, sondern Ansätze zu einer Schreyvogel-Ausg. sind vorhanden. Bei Götz kann es sich um 3erlei handeln. Neu[druc]k des Anakreon (habe ich abgeschrieben u. collationirt) eventuell zusammen mit den Gedichten eines Wormsers, die bisher niemand kennt. Hat sie Schüd. gesehen? Etwa im Britischen Museum? Dies würde sich bequem an den Uz anschließen u. das würde u. könnte ich machen. 2) Sammlung der zerstreuten Gedichte mit den MA. Notwendig u. schön. Das mache ich aber nicht. 3) Aber Kürschner hat den ganzen Götzischen Nachlaß. Und die ganze Frage steht meiner Meinung nach so: Wer diesen erlangt, der macht eine kritische Ausgabe (ganz oder theilweise). Gelingt es Schüd. ihn zu ergattern, so soll er es machen; er ist sehr tüchtig u. genau, wie ich Ihnen aus längerem briefl. Verkehre versichern kann. Ich habe mich bisher um den Nachlaß vergebens bemüht u. ich könnte mich überhaupt für dens[elb]en bei K. erst einsetzen, bis ich meine Verpflichtungen bei der DNL. ganz erfüllt habe. Mein Rat ist: hat Sch. den Nachlaß oder kann er ihn kriegen, so laßen Sie ihn eine Ausgabe machen; wenn nicht, so warten Sie mit Götz überhaupt, bis der Nachlaß zugänglich wird. K. verkauft ihn gewiß einmal.
Über Ihre 70 nach Erscheinen des 1. Heftes. Treulichst
AS.
Herrn Professor Dr. Bernhard Seuffert
Graz.
Harrachgasse 1
Lieber Freund! Meine Absage an die Texte dürfen Sie so ernst nicht nehmen. Ich war damals müde und verstreut. Seitdem Schönbach es für eine ‚Kunst‘ erklärt hat nhd Texte zu machen, erwacht dieser mein Kunstrieb sogar wieder sehr heftig und nicht blos der Uz gedeiht kräftig, sondern Ansätze zu einer Schreyvogel-Ausg. sind vorhanden. Bei Götz kann es sich um 3erlei handeln. Neu[druc]k des Anakreon (habe ich abgeschrieben u. collationirt) eventuell zusammen mit den Gedichten eines Wormsers, die bisher niemand kennt. Hat sie Schüd. gesehen? Etwa im Britischen Museum? Dies würde sich bequem an den Uz anschließen u. das würde u. könnte ich machen. 2) Sammlung der zerstreuten Gedichte mit den MA. Notwendig u. schön. Das mache ich aber nicht. 3) Aber Kürschner hat den ganzen Götzischen Nachlaß. Und die ganze Frage steht meiner Meinung nach so: Wer diesen erlangt, der macht eine kritische Ausgabe (ganz oder theilweise). Gelingt es Schüd. ihn zu ergattern, so soll er es machen; er ist sehr tüchtig u. genau, wie ich Ihnen aus längerem briefl. Verkehre versichern kann. Ich habe mich bisher um den Nachlaß vergebens bemüht u. ich könnte mich überhaupt für dens[elb]en bei K. erst einsetzen, bis ich meine Verpflichtungen bei der DNL. ganz erfüllt habe. Mein Rat ist: hat Sch. den Nachlaß oder kann er ihn kriegen, so laßen Sie ihn eine Ausgabe machen; wenn nicht, so warten Sie mit Götz überhaupt, bis der Nachlaß zugänglich wird. K. verkauft ihn gewiß einmal.
Über Ihre 70 nach Erscheinen des 1. Heftes. Treulichst
AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-118
Umfang: Postkarte
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8421. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8421/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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