Prag 24. Juni 89
Lieber Freund!
Ich lasse zunächst die Erläuterungen zu dem heute an Sie abgsandten Manuscripte nachfolgen. Auf einmal werden Sie es schwerlich drucken lassen können. Ich habe daher die Perioden auch äußerlich hervortreten lassen, damit Sie es bequem abtheilen können. Stärker durfte ich die Briefe nicht zusammenstreichen, weil der Besitzer sie gerne ganz gedruckt sähe; wollen Sie aber hie und da noch Schlußwendungen oder ähnlichen Krimskrams wegstreichen, so habe ich nichts dagegen; nur muß noch die Unterschrift in einer Reihe von Briefen stehen bleiben. Dann ist Bürger nicht immer zimmerrein. Vieles habe ich gestrichen. Nehmen Sie noch an einigem Anstoß, besonders in einem der letzten briefe, so [wer]de ich mich nicht wehren. Umgekehrt weiß ich bei einigen Äußerungen über Goeckingks Amalia noch nicht, ob sie mir der Besitzer der Briefe passiren lassen wird. Es würde sich aber nur um 2–3 Sätze handeln. Kommen Ihnen die Zwischenbemerkungen etwas zu kahl vor, so müßen Sie bedenken, daß die Briefe nicht anders gelesen werden können als mit Strodtmann in der Hand; ich durfte also nicht wiederholen was dort steht; dasselbe Princip habe ich in den Anmerkungen befolgt. Was petit zu drucken ist, hebt sich durch die schwarze Schrift von der blauen, resp. rothen deutlich ab.
Nun bitte ich Sie, mir von dem was ins nächste Heft kommt, baldmöglichst Correctur zu verschaffen; u. theile Ihnen zugleich mit, daß ich ein paar Tage länger zur Correctur brauche, weil ich diese nach Wiesbaden schicken muß, um sie begutachten zu lassen und um einige zweifelhafte Lesungen nachprüfen zu lassen. Dilettanten aber brauchen zu so etwas Zeit.
Ich war in den Wochen der Hitze ganz caput. Jetzt geht’s mir besser. Höchst erregt bin ich aber wegen des Ausbleibens der Uz Correcturen; ich hatte sicher für Juni u. Juli auf Correctur gerechnet, um die Ferien frei zu haben[.] Ich kann mir die Verzögerung ohne Monirung und Auskunft gar nicht erklären.
Vielen Dank für Ihre Mittheil. aus Heft 2 oder 3. Den Conradschen Artikel hätte ich nicht aufgenommen. Eichler ist interessant, Ondega brauchbar. Zusammengenommen wirds übrigens ganz hübsch werden.
In Weimar soll es nach Suphans Mittheil. recht hübsch gewesen sein. Hat er Ihnen üb[er d]as Ausbleiben meins Lesartenmanuscriptes geklagt, so diene zur Nachricht, daß es bereits in Weimar ist.
Wie geht es Frau und Kind? Dem der beides hat: muß es gut gehen.
Herzlichst Ihr
AS.
Prag 24. Juni 89
Lieber Freund!
Ich lasse zunächst die Erläuterungen zu dem heute an Sie abgsandten Manuscripte nachfolgen. Auf einmal werden Sie es schwerlich drucken lassen können. Ich habe daher die Perioden auch äußerlich hervortreten lassen, damit Sie es bequem abtheilen können. Stärker durfte ich die Briefe nicht zusammenstreichen, weil der Besitzer sie gerne ganz gedruckt sähe; wollen Sie aber hie und da noch Schlußwendungen oder ähnlichen Krimskrams wegstreichen, so habe ich nichts dagegen; nur muß noch die Unterschrift in einer Reihe von Briefen stehen bleiben. Dann ist Bürger nicht immer zimmerrein. Vieles habe ich gestrichen. Nehmen Sie noch an einigem Anstoß, besonders in einem der letzten briefe, so [wer]de ich mich nicht wehren. Umgekehrt weiß ich bei einigen Äußerungen über Goeckingks Amalia noch nicht, ob sie mir der Besitzer der Briefe passiren lassen wird. Es würde sich aber nur um 2–3 Sätze handeln. Kommen Ihnen die Zwischenbemerkungen etwas zu kahl vor, so müßen Sie bedenken, daß die Briefe nicht anders gelesen werden können als mit Strodtmann in der Hand; ich durfte also nicht wiederholen was dort steht; dasselbe Princip habe ich in den Anmerkungen befolgt. Was petit zu drucken ist, hebt sich durch die schwarze Schrift von der blauen, resp. rothen deutlich ab.
Nun bitte ich Sie, mir von dem was ins nächste Heft kommt, baldmöglichst Correctur zu verschaffen; u. theile Ihnen zugleich mit, daß ich ein paar Tage länger zur Correctur brauche, weil ich diese nach Wiesbaden schicken muß, um sie begutachten zu lassen und um einige zweifelhafte Lesungen nachprüfen zu lassen. Dilettanten aber brauchen zu so etwas Zeit.
Ich war in den Wochen der Hitze ganz caput. Jetzt geht’s mir besser. Höchst erregt bin ich aber wegen des Ausbleibens der Uz Correcturen; ich hatte sicher für Juni u. Juli auf Correctur gerechnet, um die Ferien frei zu haben[.] Ich kann mir die Verzögerung ohne Monirung und Auskunft gar nicht erklären.
Vielen Dank für Ihre Mittheil. aus Heft 2 oder 3. Den Conradschen Artikel hätte ich nicht aufgenommen. Eichler ist interessant, Ondega brauchbar. Zusammengenommen wirds übrigens ganz hübsch werden.
In Weimar soll es nach Suphans Mittheil. recht hübsch gewesen sein. Hat er Ihnen üb[er d]as Ausbleiben meins Lesartenmanuscriptes geklagt, so diene zur Nachricht, daß es bereits in Weimar ist.
Wie geht es Frau und Kind? Dem der beides hat: muß es gut gehen.
Herzlichst Ihr
AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-157
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8491. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8491/methods/sdef:TEI/get
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