Graz 29.7.89.
Lieber freund
Ihr brief soll sofort beantwortet werden.
Auch mir gefällt der apparat nicht. Das verfluchte einrücken und das verdammte spatiiren zwischen zeilen macht ihn so unruhig. Hätt ich aber feste regeln für den setzer gefunden, so hätt ich sie Ihnen schon vorgeschlagen. Immerhin ist leichter auf grund von 4 bogen regeln, als mit 1 od. 2 in der hand. Also versuchen wirs, miteinander gesetze zu geben.
Sie sagen: Wo ganze strophen im app. citirt werden, müssen sie als strophen eingerückt, mit spatium vor- u. nachher gedruckt werden. Ich meine: ...., müssen sie als str. so weit eingerückt werden als die citatziffer fordert; und wenn 2 strophen hinter einander folgen, ist dazwischen spatium zu setzen. Ich male s. 24 her, wie sie ist: (unterbochener strich bedeutet spatium); wie sie sein sollte:
Skizze
Also: ‚Anweisung für den petitsatz. I. Einrücken:
1) Die Zeilen werden eingerückt, wo eine fette Ziffer steht (d. h. also die Anmerkungen zum nächsten gedicht beginnen).
2) Die Zeilen werden eingerückt, wenn ganze Verse bezw. Strophen mitgeteilt sind. Aber nur so weit, als durch die vor der 1. Verszeile stehende Ziffer bedingt ist; die Verse werden nicht aus dem Mittel der Seite gesetzt. Doppelt eingerückt wie der erste Verse der Strophe.
3) Die Zeilen werden nicht eingerückt zu Beginn einer neuen Manuscriptseite.
4) Ebenso nicht zu Beginn einer neuen Druckseite.
5) Ebenso nicht nach Versen.
II. Spatium: 1) Grösseres Spatium, vor mindestens 2 Zeilen, wird gesetzt vor fetter Ziffer d. h. also wo die Anmerkungen zum nächsten gedicht beginnen.
2) Kleines Spatium zwischen 2 Strophen.
3) Sonst nirgends Spatium, also nicht vor und nach Versen, wenn Prosa vorangeht oder nachfolgt.‘
______
Finden Sie das recht und genügend? Man müsste es dem setzer dadurch verdeutlichen, dass man ein paar schwierige seiten darnach (und lediglich darnach, ohne andere fehler zu berücksichtigen) korrigierte und eventuell noch ein sehr pünktlich geschriebenes mscpt.stück als muster anfertigte.
Aber aber
l. frd. das wird Sie sehr teuer kommen. Denn die Henninger tragen nur ein Teil solcher extrakosten, wenn auch Ihr mscpt. nicht eigentlich schuld daran ist. Auch beim setzer kann man jedoch nicht von verschulden reden. Wir haben jetzt 4 bogen umgebrochen und wahrscheinlich noch 2 gesetzt. Die umwälzung nach diesen regeln ist eine sehr starke und kann gelegentlich seitenbrechung veranlassen. Das gesetzte ungeändert lassen u. die regeln erst in zukunft einführen, gäbe zu starken unterschied.
Ich mag Ihnen die kosten nicht aufbürden. Dass ich das einrück- und spatiirsystem nicht kapiere habe ich auf dem 1. bogen angemerkt. Mir fiel leider nicht ein, dass es mit neuen mscptseiten zusammenhängen könne. Auch das ausrücken 1. zeile jeder druckseite habe ich bedacht, aber nicht angeordnet 1) um Ihnen kosten zu sparen 2) weil ich bei hft. 12 schon vergeblich darauf gedrungen habe: die setzer sind es zu sehr gewöhnt (und Bächtold hat kein auge für derlei).
Sollten Sie sich trotzdem zu der allerdings wünschenswerten normierung entschliessen, so bitt ich an die verleger zu telegraphieren: ‚Satz einstellen! Brief folgt.‘ Ich würde das selbst tun, wenn ich Ihrem entschlusse nicht volle freiheit lassen möchte.
Ich fahre in der antwort fort.
Ich bin nicht für das einrücken der verszahlen, um sie an die (aus dem columnenmittel gesetzten) verse (strophen, strophenteile) anzuschliessen; sondern dafür die verszahlen ausgerückt zu lassen und an sie die verse anzuschliessen. So habe ich schon oben gezeichnet.
Ich wäre auch für 1–4 statt 1 | 2 | 3 | 4 und würde selbst den fall 11 | 12 | 13 | 14 | 14a schreiben 1–14 . Es ist hier das umgekehrte wie bei gedicht nr. 23 wo 1–8 tatsächlich durch 1–4 ersetzt wird, aber doch 1–8 steht und nicht 1–4.... | 5–8 fehlt. Bei 1–14 ist eine vermehrung, bei 1–8 eine verminderung der zeilen gegenüber dem text.
Ich bin für 1 a | b | c | d gegen 1 a | 1 b | 1 c | 1 d
Ich halte ausgeworfene gedichtbezifferung auch im apparat für deutlicher; aus der revision von bogen 1, wo das einsetzen noch nicht überall durchgeführt war, wurde ich über Ihre absicht nicht klar. Aber ich bin jetzt, wo so viele ziffern eingesetzt sind (und zumal wenn wir grosses spatium davor bekommen) völlig einverstanden, dass die fetten ziffern mit doppelpunkt darnach so stehen wie auf korr. der bogen 3 u. 4.
Über diesen letzten punkt wären also dem setzer keine neuen vorschriften zu geben.
Auch über den rot angestrichenen nicht, da in Ihrem mscpt. ja zumeist das richtige zu stehen scheint.
Aber über den blau angestrichenen wol, weil Ihr mscpt. das zu bieten scheint, was wir nicht wünschen. Und doch scheint es mir hier unmöglich zu sein, dem setzer eine deutliche anweisung zu geben. Es ist an sich nicht leicht und in fällen wie s. 36 undenkbar: hier würde er 29–36 setzen, während doch 29–32 | 33.34 | 36 zu drucken ist.
NB diese seite sieht nach meinem plan so aus:
Skizze
Das gibt auch sehr viele Staffeln, ich weiss es aber nicht besser zu machen. Dabei bleibt doch der ausserordentliche vorteil, dass die stichziffer immer ausgerichtet steht, also gleich sichtbar ist. Auch ist die vorschrift für den setzer so einfacher.
Sollten Sie also diese änderung Ihres mscptes. wünschen, so müssten Sie wohl Ihr mscpt. zurückziehen u. revidieren, sonst kommen Sie zu tief in die kreide. Das möchte ich Ihnen auch nicht zumuten, so vorteilhaft mir die änderung schiene.
Ich lasse Ihnen also auch hierin freie hand, bitte nur, rasch Ihre entschlüsse zu fassen und wenn Sie die opfer der verbesserungen bringen wollen, schleunigst die verleger oder die druckerei und darnach auch mich zu unterrichten.
Zwei dinge aber bitt ich dem setzer principiell und jedesfalls vorzuschreiben:
1) Anführungszeichen bei antiqua sind immer ‚ ‘
2) zwischen 2 ziffern steht nie bis, sondern immer –
Vorgestern ging bogen 3, gestern bogen 4 an Sie ab, beide an dem tage, da ich sie erhalten.
Die 2. hälfte Ihres mscpts, die Sie noch in händen haben, bitte ich Sie, jedesfalls nach den gewonnenen erfahrungen und Ihren entschlüssen zu revidieren.
Wann gehen Sie von Prag weg?
Herzlich und sehr dankbar
für Ihre bemühung um die beste gestaltung des heftes
Ihr
BSeuffert.
Graz 29.7.89.
Lieber freund
Ihr brief soll sofort beantwortet werden.
Auch mir gefällt der apparat nicht. Das verfluchte einrücken und das verdammte spatiiren zwischen zeilen macht ihn so unruhig. Hätt ich aber feste regeln für den setzer gefunden, so hätt ich sie Ihnen schon vorgeschlagen. Immerhin ist leichter auf grund von 4 bogen regeln, als mit 1 od. 2 in der hand. Also versuchen wirs, miteinander gesetze zu geben.
Sie sagen: Wo ganze strophen im app. citirt werden, müssen sie als strophen eingerückt, mit spatium vor- u. nachher gedruckt werden. Ich meine: ...., müssen sie als str. so weit eingerückt werden als die citatziffer fordert; und wenn 2 strophen hinter einander folgen, ist dazwischen spatium zu setzen. Ich male s. 24 her, wie sie ist: (unterbochener strich bedeutet spatium); wie sie sein sollte:
Skizze
Also: ‚Anweisung für den petitsatz. I. Einrücken:
1) Die Zeilen werden eingerückt, wo eine fette Ziffer steht (d. h. also die Anmerkungen zum nächsten gedicht beginnen).
2) Die Zeilen werden eingerückt, wenn ganze Verse bezw. Strophen mitgeteilt sind. Aber nur so weit, als durch die vor der 1. Verszeile stehende Ziffer bedingt ist; die Verse werden nicht aus dem Mittel der Seite gesetzt. Doppelt eingerückt wie der erste Verse der Strophe.
3) Die Zeilen werden nicht eingerückt zu Beginn einer neuen Manuscriptseite.
4) Ebenso nicht zu Beginn einer neuen Druckseite.
5) Ebenso nicht nach Versen.
II. Spatium: 1) Grösseres Spatium, vor mindestens 2 Zeilen, wird gesetzt vor fetter Ziffer d. h. also wo die Anmerkungen zum nächsten gedicht beginnen.
2) Kleines Spatium zwischen 2 Strophen.
3) Sonst nirgends Spatium, also nicht vor und nach Versen, wenn Prosa vorangeht oder nachfolgt.‘
______
Finden Sie das recht und genügend? Man müsste es dem setzer dadurch verdeutlichen, dass man ein paar schwierige seiten darnach (und lediglich darnach, ohne andere fehler zu berücksichtigen) korrigierte und eventuell noch ein sehr pünktlich geschriebenes mscpt.stück als muster anfertigte.
Aber aber
l. frd. das wird Sie sehr teuer kommen. Denn die Henninger tragen nur ein Teil solcher extrakosten, wenn auch Ihr mscpt. nicht eigentlich schuld daran ist. Auch beim setzer kann man jedoch nicht von verschulden reden. Wir haben jetzt 4 bogen umgebrochen und wahrscheinlich noch 2 gesetzt. Die umwälzung nach diesen regeln ist eine sehr starke und kann gelegentlich seitenbrechung veranlassen. Das gesetzte ungeändert lassen u. die regeln erst in zukunft einführen, gäbe zu starken unterschied.
Ich mag Ihnen die kosten nicht aufbürden. Dass ich das einrück- und spatiirsystem nicht kapiere habe ich auf dem 1. bogen angemerkt. Mir fiel leider nicht ein, dass es mit neuen mscptseiten zusammenhängen könne. Auch das ausrücken 1. zeile jeder druckseite habe ich bedacht, aber nicht angeordnet 1) um Ihnen kosten zu sparen 2) weil ich bei hft. 12 schon vergeblich darauf gedrungen habe: die setzer sind es zu sehr gewöhnt (und Bächtold hat kein auge für derlei).
Sollten Sie sich trotzdem zu der allerdings wünschenswerten normierung entschliessen, so bitt ich an die verleger zu telegraphieren: ‚Satz einstellen! Brief folgt.‘ Ich würde das selbst tun, wenn ich Ihrem entschlusse nicht volle freiheit lassen möchte.
Ich fahre in der antwort fort.
Ich bin nicht für das einrücken der verszahlen, um sie an die (aus dem columnenmittel gesetzten) verse (strophen, strophenteile) anzuschliessen; sondern dafür die verszahlen ausgerückt zu lassen und an sie die verse anzuschliessen. So habe ich schon oben gezeichnet.
Ich wäre auch für 1–4 statt 1 | 2 | 3 | 4 und würde selbst den fall 11 | 12 | 13 | 14 | 14a schreiben 1–14 . Es ist hier das umgekehrte wie bei gedicht nr. 23 wo 1–8 tatsächlich durch 1–4 ersetzt wird, aber doch 1–8 steht und nicht 1–4.... | 5–8 fehlt. Bei 1–14 ist eine vermehrung, bei 1–8 eine verminderung der zeilen gegenüber dem text.
Ich bin für 1 a | b | c | d gegen 1 a | 1 b | 1 c | 1 d
Ich halte ausgeworfene gedichtbezifferung auch im apparat für deutlicher; aus der revision von bogen 1, wo das einsetzen noch nicht überall durchgeführt war, wurde ich über Ihre absicht nicht klar. Aber ich bin jetzt, wo so viele ziffern eingesetzt sind (und zumal wenn wir grosses spatium davor bekommen) völlig einverstanden, dass die fetten ziffern mit doppelpunkt darnach so stehen wie auf korr. der bogen 3 u. 4.
Über diesen letzten punkt wären also dem setzer keine neuen vorschriften zu geben.
Auch über den rot angestrichenen nicht, da in Ihrem mscpt. ja zumeist das richtige zu stehen scheint.
Aber über den blau angestrichenen wol, weil Ihr mscpt. das zu bieten scheint, was wir nicht wünschen. Und doch scheint es mir hier unmöglich zu sein, dem setzer eine deutliche anweisung zu geben. Es ist an sich nicht leicht und in fällen wie s. 36 undenkbar: hier würde er 29–36 setzen, während doch 29–32 | 33.34 | 36 zu drucken ist.
NB diese seite sieht nach meinem plan so aus:
Skizze
Das gibt auch sehr viele Staffeln, ich weiss es aber nicht besser zu machen. Dabei bleibt doch der ausserordentliche vorteil, dass die stichziffer immer ausgerichtet steht, also gleich sichtbar ist. Auch ist die vorschrift für den setzer so einfacher.
Sollten Sie also diese änderung Ihres mscptes. wünschen, so müssten Sie wohl Ihr mscpt. zurückziehen u. revidieren, sonst kommen Sie zu tief in die kreide. Das möchte ich Ihnen auch nicht zumuten, so vorteilhaft mir die änderung schiene.
Ich lasse Ihnen also auch hierin freie hand, bitte nur, rasch Ihre entschlüsse zu fassen und wenn Sie die opfer der verbesserungen bringen wollen, schleunigst die verleger oder die druckerei und darnach auch mich zu unterrichten.
Zwei dinge aber bitt ich dem setzer principiell und jedesfalls vorzuschreiben:
1) Anführungszeichen bei antiqua sind immer ‚ ‘
2) zwischen 2 ziffern steht nie bis, sondern immer –
Vorgestern ging bogen 3, gestern bogen 4 an Sie ab, beide an dem tage, da ich sie erhalten.
Die 2. hälfte Ihres mscpts, die Sie noch in händen haben, bitte ich Sie, jedesfalls nach den gewonnenen erfahrungen und Ihren entschlüssen zu revidieren.
Wann gehen Sie von Prag weg?
Herzlich und sehr dankbar
für Ihre bemühung um die beste gestaltung des heftes
Ihr
BSeuffert.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 6 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8498. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8498/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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