Prag 1. August 1889.

Lieber Freund!
Vielen Dank für Ihren raschen und aus[füh]rlichen Brief, der zur Klärung der Angelegenheit wesentlich beigetragen hat, wenn ich Ihren radicalen Vorschlägen auch nicht gefolgt bin. Ich konnte mich zu einer so gänzlichen Umarbeitung und zur Bezahlung der Kosten nicht entschließen. Gerade diese machten mich kopfscheu. Durch die Honorarherabsetzung büße ich beim Uz ohnehin 100 Mark ein und ich stehe auf jeden Pfennig an. Auch kamen die ersten zwei Bogen gerade in der Superrevision an, sahen ganz erträglich aus: also ich suchte einen Mittelweg einzuschlagen, indem ich möglichst viel Spatien einführte wo es angieng, sonst aber alles beim Alten ließ. Nur die Bezeichnung 1 – 10 etc. führte ich durch und natürlich Regelmässi[gk]eit in Beginn neuer Zeile u. dgl. Ich hoffe von Bogen 5 oder 6 ab werden die Schwierigkeiten verschwinden. Ein paar Ungleichheiten bleiben übrig; aber wo ist das nicht?
Wegen des noch in meinen Händen befindlichen Manuscripts haben wir doch freie Hand, weil das größere Ge[dich]te sind, ich werde mich aber natürlich möglichst genau an das erste Heft anschließen und werde einfach überall wo Spatium hingehört dies dazuschreiben. Es ist wirklich ein selten schwieriger Apparat, mit dem wir – trotz alledem – hoffe ich Ehre [a]ufheben werden. Bitte, ärgern Sie sich nicht über meine Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit. Ich bin doch etwas abgearbeitet.
Wenn die nächsten schwierigen Bogen vor Mitte des Monats zur Correctur kommen, so liegt mir auch nicht daran, wenn ich (die leichteren späteren Bogen) in der zweiten Hälfte August corigiren muß. Ich würde dann also den Druck [n]icht unterbrechen lassen. Ich will beiläufig um den 11/12 zu meinem Bruder abreisen. Würden sich die complicirten Bogen 5 – 7 über diese Zeit hinaus erstrecken, dann würde ich aller- dings bitten, daß ich vom 15 – 21. August nicht zu corrigiren brauchte; vom 1. Spt. ab dann wieder. Das muß sich in den nächsten Tagen entscheiden; thun Sie daher vielleicht jetzt noch nichts, als daß Sie mir schreiben, ob ich eine (eventuelle) Unterbrechung selber an Henninger (oder an die Druckerei blos) melden kann oder ob dies durch Sie gehen muß.
Daß ich auf diese Weise nicht nach Süden komme, ist eine schmerzliche Thatsache. Ich hätte wegen der von Ihnen verlangten Einleitung zu den Bürgerbriefen gerne mündlich mit Ihnen geredet. Ich werde sie in nächster Zeit schwerlich liefern können. Aber vielleicht de[nke] ich nach einer Erholungspause auch darüber anders. Den Götz von Berlichingen habe ich endlich los. Man merkt es den 1½ Bogen Lesarten gar nicht an, daß ich 2 Jahre daran vergeudet habe. Ich mache nie mehr Texte. Nochmals vielen vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen an Ihre häusliche Welt
Ihr aufrichtig ergebener AS.

Prag 1. August 1889.

Lieber Freund!
Vielen Dank für Ihren raschen und aus[füh]rlichen Brief, der zur Klärung der Angelegenheit wesentlich beigetragen hat, wenn ich Ihren radicalen Vorschlägen auch nicht gefolgt bin. Ich konnte mich zu einer so gänzlichen Umarbeitung und zur Bezahlung der Kosten nicht entschließen. Gerade diese machten mich kopfscheu. Durch die Honorarherabsetzung büße ich beim Uz ohnehin 100 Mark ein und ich stehe auf jeden Pfennig an. Auch kamen die ersten zwei Bogen gerade in der Superrevision an, sahen ganz erträglich aus: also ich suchte einen Mittelweg einzuschlagen, indem ich möglichst viel Spatien einführte wo es angieng, sonst aber alles beim Alten ließ. Nur die Bezeichnung 1 – 10 etc. führte ich durch und natürlich Regelmässi[gk]eit in Beginn neuer Zeile u. dgl. Ich hoffe von Bogen 5 oder 6 ab werden die Schwierigkeiten verschwinden. Ein paar Ungleichheiten bleiben übrig; aber wo ist das nicht?
Wegen des noch in meinen Händen befindlichen Manuscripts haben wir doch freie Hand, weil das größere Ge[dich]te sind, ich werde mich aber natürlich möglichst genau an das erste Heft anschließen und werde einfach überall wo Spatium hingehört dies dazuschreiben. Es ist wirklich ein selten schwieriger Apparat, mit dem wir – trotz alledem – hoffe ich Ehre [a]ufheben werden. Bitte, ärgern Sie sich nicht über meine Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit. Ich bin doch etwas abgearbeitet.
Wenn die nächsten schwierigen Bogen vor Mitte des Monats zur Correctur kommen, so liegt mir auch nicht daran, wenn ich (die leichteren späteren Bogen) in der zweiten Hälfte August corigiren muß. Ich würde dann also den Druck [n]icht unterbrechen lassen. Ich will beiläufig um den 11/12 zu meinem Bruder abreisen. Würden sich die complicirten Bogen 5 – 7 über diese Zeit hinaus erstrecken, dann würde ich aller- dings bitten, daß ich vom 15 – 21. August nicht zu corrigiren brauchte; vom 1. Spt. ab dann wieder. Das muß sich in den nächsten Tagen entscheiden; thun Sie daher vielleicht jetzt noch nichts, als daß Sie mir schreiben, ob ich eine (eventuelle) Unterbrechung selber an Henninger (oder an die Druckerei blos) melden kann oder ob dies durch Sie gehen muß.
Daß ich auf diese Weise nicht nach Süden komme, ist eine schmerzliche Thatsache. Ich hätte wegen der von Ihnen verlangten Einleitung zu den Bürgerbriefen gerne mündlich mit Ihnen geredet. Ich werde sie in nächster Zeit schwerlich liefern können. Aber vielleicht de[nke] ich nach einer Erholungspause auch darüber anders. Den Götz von Berlichingen habe ich endlich los. Man merkt es den 1½ Bogen Lesarten gar nicht an, daß ich 2 Jahre daran vergeudet habe. Ich mache nie mehr Texte. Nochmals vielen vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen an Ihre häusliche Welt
Ihr aufrichtig ergebener AS.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-162
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8499. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8499/methods/sdef:TEI/get

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