Faksimile fehlt.

Graz 18 4 90

Lieber freund Ich habe nun Ihre einleitung durchgenommen, damit sie, sowie der erwartete brief des käufers der DLD einläuft, an diesen abgesandt werden könne. Ich kann Sie ehrlich versichern, dass ich auch aus dem Wielandteile viel gelernt habe und gar erst aus den andern. Es ist eine ausserordentlich umsichtige und reichhaltige sammlung über Uz, die man Ihnen gewiss danken wird.
Ich gehe nun die einzelnen bemerkungen Ihres geleitbriefes in seiner reihenfolge antwortend durch.
An den überschriften der abschnitte wüsste ich keinen anstoss zu finden: Ich lasse sie in der schrift des textes, nur gesperrt, drucken, da Sie fette schrift verbeten haben.
Ihren wunsch, die Wielandische erklärung und seinen unterdrückten vorbericht zu ergänzen, erfülle ich gerne, wenn Sie darauf bestehen. Aber ich möchte Ihnen recht dringend anempfehlen nicht darauf zu bestehen. Sie haben recht, dass der Schweizer-Uzkrieg ohnedies sich in der einleitung sehr breit macht – seinem interesse gemäss. Es fragt sich nun, ob Sie auch durch die Uz nicht betreffenden teile jener stücke die ausdehnung noch vergrössern sollen. Ich möchte das entschieden widerraten: Uz kommt zu sehr aus dem gesichtskreis. Von der erklärung wäre noch ein ganz erhebliches stück zuzufügen, von der vorbemerkung allerdings weniger. Es wäre anders, wenn Sie einen zs.-artikel schrieben, da halte ich solche überschüsse für allenfalls erlaubt. Hier in der einleitung müssten Sie denselben eindruck machen, wie auf meine recensenten und längst auch auf mich die mitteilung eines ganzen briefes in der studie über Wielands Abderiten. Überhaupt haben Sie ja in Ihrer einleitung so viel fremde stimmen reden lassen, dass mir jede verstärkung in dieser richtung dem gesammteindrucke schädlich zu sein scheint. Und: wer sucht hier die Wielandischen stücke? sie gehen in Uz verloren. Doch, wie gesagt, beharren Sie bei Ihrem wunsche, so geschieht ihm genüge, obwol ich seine erfüllung mehr als schädigung denn als gewinn betrachte.
Die betr. stellen der einleitung sollen mit meinen abschriften bei der korrektur verglichen werden. Ich bin völlig einverstanden, ‚Sie‘ allzeit ‚gross‘ zu schreiben.
Für die freundlichen schlussworte danke ich Ihnen herzlich und weiche Ihrem gebot – wenn auch widerstrebend –, nichts daran zu ändern.
Auf Jolcos und Enipeus weiss ich jetzt keine antwort zu geben, den ersten wusste ich einmal, vielleicht finde ich wider.
Die zuschrift an Sack ist in einem Zürcher einzeldrucke von 1769 widerholt, wahrscheinlich ohne Wielands wissen und willen: ich habe das angemerkt.
Die ‚sardanapalischen Dichter’ habe ich richtig in den Sympathien gefunden und die stelle beigeschrieben.
Die 1. korrektur in fahnen zu liefern habe ich angeordnet. Ich bitte aber bei der absendung anzuordnen, ob die zweite auch noch in fahnen oder umgebrochen geliefert werden soll, damit nicht wider wie beim letzten textbogen ein umbrechen nach der 2. korrektur nötig wird.
Die Uzgenetive sind freilich beschwerlich. Raten kann ich nicht. Mir sind alle flexionen von nom. propr. nur zu lästig und berühren mich wie archaismen. Ich neige zum artikel, den mir aber Erich Schmidt konsequent als gallicismus wegstreicht.
Ein paar mal hatten sie Uz auch im man. gesperrt, wo ich glaubte den namen statt des pronom. einsetzen zu müssen. Sonst variierte ich einigemal bedingen und schließen, sie und welche wegen der erwünschten abwechlsung bei naher wiederholung.
Was ein karton kostet, um den fehler S. 81 auszutilgen, werde ich den künftigen verleger fragen.
Hielten Sie es nicht für wertvoll, wenn ausser dem noch ausstehenden register der versanfänge auch ein verzeichnis alle vorkommenden personennamen (in text und einleitung) angehängt würde? Es ist mir mit recht zum vorwurf gemacht worden, dass ich das bei El. Schlegel versäumte. Ich bin sehr dafür eingenommen, Weilen hat es auch zu den Gerstenbergschen Litbrfen gemacht (nach dem muster von heft 8).
Die druckversehen unseres textes noch eigens anzumerken ausser in den fussnoten halte ich für überflüssig, da die betr. stelle ja im verzeichnis der versanfänge citiert wird.
So weit die antwort. Und nun noch eine bitte zur überlegung. Sie haben den genauen titel der Anakreonübersetzung und des Gesangsbuches in der einleitung gegeben, nicht den zur Horazübertragung: das scheint mir eine ungleichheit, die auszubessern wäre. und ferner hielte ich für gut, wenn die ganze vorrede des 2. Horazbdes. die Sie Uz, überzeugend, zuschreiben, abgedruckt würde: den Horaz drucken wir doch wie neu wie den Anakreon und dann wäre der titel Sämtl. ww. wider um 1 stück berechtigter. Ich plädiere sehr lebhaft für diese ergänzung.
Ich bitte Sie mir über diejenigen punkte, welche eine veränderung Ihres msptes betreffen, rasch Ihren willen kund zu tun, damit ich weiss, ob ich es aus der hand geben darf oder nicht. Denn auch diese zusätze erst auf den fahnen vorzunehmen, scheint mir doch zu kostspielig für Sie zu werden. Der künftige verleger hat mir sehr bestimmt erklärt, dass er völlig druckfertige manuskripte erwarten müsse und die extrakorrekturen nicht zahlen könne.
In Ihrer note über den brief Wielands, den ich Sack zuschrieb, erlaubte ich mir beizufügen, dass ich selbst auch von dieser irrigen adresse abgekommen bin.
Und nun zu Ihrem letzten briefe! Ich habe selbstverständlich gleich im oktober mich bei meinem bruder civilprocessualisten über den juristischen stand unserer forderungen an die gebr. H. erkundigt und bin darüber völlig im klaren. Ich hoffe, dass es jetzt nicht nötig wird, zu einem rechtsanwalt unsere zuflucht zu nehmen. Ob freilich, auch wenn er kauf in dieser woche perfekt wird, ein teil Ihres honorares am 1. mai flüssig sein wird, ist die frage: der verleger muss doch neue umschläge etc. drucken und erst heften lassen und vor der versandbereitschaft ist er zu keiner zahlung verpflichtet. Ihn sofort beim ersten anlauf um vorschuss anzugehen, ist kaum möglich.
Ihren Bürger hatte ich ausser der reihe in satz nehmen lassen in Weimar, damit der edle Goeckingide die korrektur lesen kann. Sie müssen korr. in händen haben.
Versprechungen über neudrucke komischer epen kann ich jetzt Ihrem schüler noch nicht leisten. Ich behalte die sache im auge.
Grüssend Ihr BSfft.

Auf Seite 1 am Rand: Nachdem Sie doch in das Grillparzerjahrb. einen artikel versprochen haben, werde ich fürs 1. heft des 4. bd. auf keinen rechnen dürfen?

Auf Seite 4 am Rand: Vielleicht hören Sie doch etwas über die zeit der errichtung des Grün-Lenau denkmals.

Faksimile fehlt.

Graz 18 4 90

Lieber freund Ich habe nun Ihre einleitung durchgenommen, damit sie, sowie der erwartete brief des käufers der DLD einläuft, an diesen abgesandt werden könne. Ich kann Sie ehrlich versichern, dass ich auch aus dem Wielandteile viel gelernt habe und gar erst aus den andern. Es ist eine ausserordentlich umsichtige und reichhaltige sammlung über Uz, die man Ihnen gewiss danken wird.
Ich gehe nun die einzelnen bemerkungen Ihres geleitbriefes in seiner reihenfolge antwortend durch.
An den überschriften der abschnitte wüsste ich keinen anstoss zu finden: Ich lasse sie in der schrift des textes, nur gesperrt, drucken, da Sie fette schrift verbeten haben.
Ihren wunsch, die Wielandische erklärung und seinen unterdrückten vorbericht zu ergänzen, erfülle ich gerne, wenn Sie darauf bestehen. Aber ich möchte Ihnen recht dringend anempfehlen nicht darauf zu bestehen. Sie haben recht, dass der Schweizer-Uzkrieg ohnedies sich in der einleitung sehr breit macht – seinem interesse gemäss. Es fragt sich nun, ob Sie auch durch die Uz nicht betreffenden teile jener stücke die ausdehnung noch vergrössern sollen. Ich möchte das entschieden widerraten: Uz kommt zu sehr aus dem gesichtskreis. Von der erklärung wäre noch ein ganz erhebliches stück zuzufügen, von der vorbemerkung allerdings weniger. Es wäre anders, wenn Sie einen zs.-artikel schrieben, da halte ich solche überschüsse für allenfalls erlaubt. Hier in der einleitung müssten Sie denselben eindruck machen, wie auf meine recensenten und längst auch auf mich die mitteilung eines ganzen briefes in der studie über Wielands Abderiten. Überhaupt haben Sie ja in Ihrer einleitung so viel fremde stimmen reden lassen, dass mir jede verstärkung in dieser richtung dem gesammteindrucke schädlich zu sein scheint. Und: wer sucht hier die Wielandischen stücke? sie gehen in Uz verloren. Doch, wie gesagt, beharren Sie bei Ihrem wunsche, so geschieht ihm genüge, obwol ich seine erfüllung mehr als schädigung denn als gewinn betrachte.
Die betr. stellen der einleitung sollen mit meinen abschriften bei der korrektur verglichen werden. Ich bin völlig einverstanden, ‚Sie‘ allzeit ‚gross‘ zu schreiben.
Für die freundlichen schlussworte danke ich Ihnen herzlich und weiche Ihrem gebot – wenn auch widerstrebend –, nichts daran zu ändern.
Auf Jolcos und Enipeus weiss ich jetzt keine antwort zu geben, den ersten wusste ich einmal, vielleicht finde ich wider.
Die zuschrift an Sack ist in einem Zürcher einzeldrucke von 1769 widerholt, wahrscheinlich ohne Wielands wissen und willen: ich habe das angemerkt.
Die ‚sardanapalischen Dichter’ habe ich richtig in den Sympathien gefunden und die stelle beigeschrieben.
Die 1. korrektur in fahnen zu liefern habe ich angeordnet. Ich bitte aber bei der absendung anzuordnen, ob die zweite auch noch in fahnen oder umgebrochen geliefert werden soll, damit nicht wider wie beim letzten textbogen ein umbrechen nach der 2. korrektur nötig wird.
Die Uzgenetive sind freilich beschwerlich. Raten kann ich nicht. Mir sind alle flexionen von nom. propr. nur zu lästig und berühren mich wie archaismen. Ich neige zum artikel, den mir aber Erich Schmidt konsequent als gallicismus wegstreicht.
Ein paar mal hatten sie Uz auch im man. gesperrt, wo ich glaubte den namen statt des pronom. einsetzen zu müssen. Sonst variierte ich einigemal bedingen und schließen, sie und welche wegen der erwünschten abwechlsung bei naher wiederholung.
Was ein karton kostet, um den fehler S. 81 auszutilgen, werde ich den künftigen verleger fragen.
Hielten Sie es nicht für wertvoll, wenn ausser dem noch ausstehenden register der versanfänge auch ein verzeichnis alle vorkommenden personennamen (in text und einleitung) angehängt würde? Es ist mir mit recht zum vorwurf gemacht worden, dass ich das bei El. Schlegel versäumte. Ich bin sehr dafür eingenommen, Weilen hat es auch zu den Gerstenbergschen Litbrfen gemacht (nach dem muster von heft 8).
Die druckversehen unseres textes noch eigens anzumerken ausser in den fussnoten halte ich für überflüssig, da die betr. stelle ja im verzeichnis der versanfänge citiert wird.
So weit die antwort. Und nun noch eine bitte zur überlegung. Sie haben den genauen titel der Anakreonübersetzung und des Gesangsbuches in der einleitung gegeben, nicht den zur Horazübertragung: das scheint mir eine ungleichheit, die auszubessern wäre. und ferner hielte ich für gut, wenn die ganze vorrede des 2. Horazbdes. die Sie Uz, überzeugend, zuschreiben, abgedruckt würde: den Horaz drucken wir doch wie neu wie den Anakreon und dann wäre der titel Sämtl. ww. wider um 1 stück berechtigter. Ich plädiere sehr lebhaft für diese ergänzung.
Ich bitte Sie mir über diejenigen punkte, welche eine veränderung Ihres msptes betreffen, rasch Ihren willen kund zu tun, damit ich weiss, ob ich es aus der hand geben darf oder nicht. Denn auch diese zusätze erst auf den fahnen vorzunehmen, scheint mir doch zu kostspielig für Sie zu werden. Der künftige verleger hat mir sehr bestimmt erklärt, dass er völlig druckfertige manuskripte erwarten müsse und die extrakorrekturen nicht zahlen könne.
In Ihrer note über den brief Wielands, den ich Sack zuschrieb, erlaubte ich mir beizufügen, dass ich selbst auch von dieser irrigen adresse abgekommen bin.
Und nun zu Ihrem letzten briefe! Ich habe selbstverständlich gleich im oktober mich bei meinem bruder civilprocessualisten über den juristischen stand unserer forderungen an die gebr. H. erkundigt und bin darüber völlig im klaren. Ich hoffe, dass es jetzt nicht nötig wird, zu einem rechtsanwalt unsere zuflucht zu nehmen. Ob freilich, auch wenn er kauf in dieser woche perfekt wird, ein teil Ihres honorares am 1. mai flüssig sein wird, ist die frage: der verleger muss doch neue umschläge etc. drucken und erst heften lassen und vor der versandbereitschaft ist er zu keiner zahlung verpflichtet. Ihn sofort beim ersten anlauf um vorschuss anzugehen, ist kaum möglich.
Ihren Bürger hatte ich ausser der reihe in satz nehmen lassen in Weimar, damit der edle Goeckingide die korrektur lesen kann. Sie müssen korr. in händen haben.
Versprechungen über neudrucke komischer epen kann ich jetzt Ihrem schüler noch nicht leisten. Ich behalte die sache im auge.
Grüssend Ihr BSfft.

Auf Seite 1 am Rand: Nachdem Sie doch in das Grillparzerjahrb. einen artikel versprochen haben, werde ich fürs 1. heft des 4. bd. auf keinen rechnen dürfen?

Auf Seite 4 am Rand: Vielleicht hören Sie doch etwas über die zeit der errichtung des Grün-Lenau denkmals.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Wien
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8537. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8537/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.