Prag, Weinberge 450.

Wien Hotel Hammerand. 19/4 90.

Lieber Freund!
Wenn ich heute etwas formlos schreibe, so zürnen Sie mir deswegen nicht.
Daß Sie mit meinem Uz zufrieden sind, gereicht mir zur großen Beruhigung. Ich möchte Ihnen nicht gerne Schande machen.
Ich kann natürlich nicht darauf bestehen, daß Sie die Wielandstücke ergänzen. Ich hätte lieber einen Zs. Artikel geschrieben; aber das hätte die Einleitung zu sehr entwertet und gegen den Vorwurf der ungleichmäßigen Behandlung der einzelnen Partien habe ich mich – wie ich hoffe – durch die ersten Sätze der Einlei[tu]ng gedeckt. Meine Argumentation war die: Da das wichtigste aus diesen ungedruckten Papieren nun einmal mitgetheilt wird, könnte der Rest mitlaufen, ohne Schade des Ganzen. Es ist mir aber unbegreiflich, was Sie sonst mit diesen fehlenden Theilen anfangen können, es gäbe denn eine Gesammtausgabe der Werke zu redigiren. Es müßte Ihnen also selbst am angenehmsten sein, da Sie die Papiere schon einmal geopfert haben, sie ganz loszubringen. Dabei war meine Voraussetzung, daß nicht viel bei Ihnen zurückgeblieben sei. Erweisen Sie mir wenigstens die Freundlichkeit die unterdruckten Partien noch einmal daraufhin durchzulesen, ob sie wirklich außer den von mir behandelten Zusammenhang fallen. Im übrigen ist Ihre Meinung die Ausschlag gebende.
Ein Verzeichnis der Personennamen füge ich gerne bei.
Der genaue Titel der Horazübersetzung muß hinein. Es ist mir selbst aufgefallen und ich habe es mir wie ich finde zur Ergänzung notirt. Da könnte man in den Fahnen zwei Zeilen aussparen. Die ganze Vorrede einzuschalten wird umständlicher sein. Ich müßte mir das Buch von neuem verschaffen, denn ich habe mir nur die wichtigsten Stellen abgeschrieben. Bis zur Correctur könnte die Ergänzung gewiß geschehen sein; ich [wü]rde es aber früher zu liefern trachten, wenn Sie bei Ihrer Meinung bleiben. Ich möchte Sie aber nur aufmerksam machen, daß von ‚Sämtlichen Practischen Werken‘ u. nicht von ‚J. W.‘ im allgemeinen die Rede ist; zu diesen gehörte dann noch die Biographie Cronegks aus dessen sämtlichen Werken, die zweifellos von Uz herrührt. Es müßte dann auch wenigstens noch erwähnt werden, daß er an der Bibl. d. sch. W. [u]nd an der Wochenschrift ‚Der Freund‘ nicht mitgearbeitet zu haben scheint, daß aber andere Ansbacher Ztschrften der Durchforstung noch harren. Ob der Cronegk Aufsatz noch einzufügen wäre? Sehen Sie sich ihn doch an.
Bürger-Correctur habe ich bekommen u. auch schon nach Wiesbaden weiter spedirt.
Übers Jahrbuch wissen Sie wol von Schönbach. Wir haben die Redaction Herrn Reich entwunden und Glossy will wichtige Papiere aus dem Grillparzerarchiv darin abdrucken lassen; es wird also besser als ich meinte und wenn ich kann, will ich einen Artikel hinein geben. Legen Sie Werth auf einen Gr[il]lp. Artikel fürs 4. Heft so will ich einen liefern. Bis wann??
Diese Grün-Lenau Denkmäler, zwei Herman rechts & rechts von der Schillerstatue, sollen nach LA Frankls Absicht im Jahre 91, entweder am Geburtstage Grüns oder an jenem Lenaus, (wenn ich nicht irre, April oder August) enthüllt werden.
Ich bleibe bis 26. April in Wien.
Vielen Dank für alles.
Treu verbunden
Ihr
AS.

Prag, Weinberge 450.

Wien Hotel Hammerand. 19/4 90.

Lieber Freund!
Wenn ich heute etwas formlos schreibe, so zürnen Sie mir deswegen nicht.
Daß Sie mit meinem Uz zufrieden sind, gereicht mir zur großen Beruhigung. Ich möchte Ihnen nicht gerne Schande machen.
Ich kann natürlich nicht darauf bestehen, daß Sie die Wielandstücke ergänzen. Ich hätte lieber einen Zs. Artikel geschrieben; aber das hätte die Einleitung zu sehr entwertet und gegen den Vorwurf der ungleichmäßigen Behandlung der einzelnen Partien habe ich mich – wie ich hoffe – durch die ersten Sätze der Einlei[tu]ng gedeckt. Meine Argumentation war die: Da das wichtigste aus diesen ungedruckten Papieren nun einmal mitgetheilt wird, könnte der Rest mitlaufen, ohne Schade des Ganzen. Es ist mir aber unbegreiflich, was Sie sonst mit diesen fehlenden Theilen anfangen können, es gäbe denn eine Gesammtausgabe der Werke zu redigiren. Es müßte Ihnen also selbst am angenehmsten sein, da Sie die Papiere schon einmal geopfert haben, sie ganz loszubringen. Dabei war meine Voraussetzung, daß nicht viel bei Ihnen zurückgeblieben sei. Erweisen Sie mir wenigstens die Freundlichkeit die unterdruckten Partien noch einmal daraufhin durchzulesen, ob sie wirklich außer den von mir behandelten Zusammenhang fallen. Im übrigen ist Ihre Meinung die Ausschlag gebende.
Ein Verzeichnis der Personennamen füge ich gerne bei.
Der genaue Titel der Horazübersetzung muß hinein. Es ist mir selbst aufgefallen und ich habe es mir wie ich finde zur Ergänzung notirt. Da könnte man in den Fahnen zwei Zeilen aussparen. Die ganze Vorrede einzuschalten wird umständlicher sein. Ich müßte mir das Buch von neuem verschaffen, denn ich habe mir nur die wichtigsten Stellen abgeschrieben. Bis zur Correctur könnte die Ergänzung gewiß geschehen sein; ich [wü]rde es aber früher zu liefern trachten, wenn Sie bei Ihrer Meinung bleiben. Ich möchte Sie aber nur aufmerksam machen, daß von ‚Sämtlichen Practischen Werken‘ u. nicht von ‚J. W.‘ im allgemeinen die Rede ist; zu diesen gehörte dann noch die Biographie Cronegks aus dessen sämtlichen Werken, die zweifellos von Uz herrührt. Es müßte dann auch wenigstens noch erwähnt werden, daß er an der Bibl. d. sch. W. [u]nd an der Wochenschrift ‚Der Freund‘ nicht mitgearbeitet zu haben scheint, daß aber andere Ansbacher Ztschrften der Durchforstung noch harren. Ob der Cronegk Aufsatz noch einzufügen wäre? Sehen Sie sich ihn doch an.
Bürger-Correctur habe ich bekommen u. auch schon nach Wiesbaden weiter spedirt.
Übers Jahrbuch wissen Sie wol von Schönbach. Wir haben die Redaction Herrn Reich entwunden und Glossy will wichtige Papiere aus dem Grillparzerarchiv darin abdrucken lassen; es wird also besser als ich meinte und wenn ich kann, will ich einen Artikel hinein geben. Legen Sie Werth auf einen Gr[il]lp. Artikel fürs 4. Heft so will ich einen liefern. Bis wann??
Diese Grün-Lenau Denkmäler, zwei Herman rechts & rechts von der Schillerstatue, sollen nach LA Frankls Absicht im Jahre 91, entweder am Geburtstage Grüns oder an jenem Lenaus, (wenn ich nicht irre, April oder August) enthüllt werden.
Ich bleibe bis 26. April in Wien.
Vielen Dank für alles.
Treu verbunden
Ihr
AS.

Briefdaten

Schreibort: Wien
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-182
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8538. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8538/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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