Lieber Freund! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre guten Wünsche. Es ist alle Aussicht vorhanden, daß sie in Erfüllung gehen werden. [Hie]r leide ich sehr viel unter meiner (allerdings leicht erklärlichen) Ungeduld über den Verlust der schönen Ferien. Die Hochzeit wird am 8. Spt. sein; bis dahin bleibe ich hier. – Es thut mir leid, daß Sie wieder unwohl sind und so spät aufs Land kommen. Wenn Sie nur am Ort wären, bei unserer Durchreise, die überdies noch von der Cholera u. deren Fortschreiten abhängt. Vielen Dank für die beiden Aufsätze. [V]on wem der gräßliche Schwefel über Grillparzer sein mag. Ich hätte diesen Schwund ! niemals drucken lassen. Es ist ja der reine Unsinn. Überdies haben die Kritiken der 30 und 40er Jahre längst ähnliches behauptet. – Ihren Plan Grillp. Fragmente im Seminar behandeln zu lassen, fände ich ausgezeichnet, wenn das Material leichter zu beschaffen wäre. Mit Cottas läßt sich gar nich[ts] anfangen. Sie sind die reinen Krämer geworden u. haben mir bei gleicher Veranlassung alles rundweg abgeschlagen; übrigens sind diese Ergänzungsbände nicht theuer. Die neue, 5. Ausgabe, erscheint leider! nur als Theil der Bibliothek der Weltlitteratur, wird in Folge dessen schlecht (eng!) gedruckt; aber da ist glaube ich jeder Band einzeln käu[f]lich. Nur wirds wahrscheinlich sehr lange Zeit dauern bis die betreffenden Bände erscheinen werden. Gegenwärtig ist Bd 4 (Ahnfrau, Sappho) im Druck; die Fragmente sind Bd 11.12. Sollten Sie dennoch bei dem Thema beharren, so will ich Ihnen ein paar [W]inke geben, die Ihnen viele Mühe ersparen werden. Alles historische für die Jugenddramen dürfte aus Gay ! und Guthrie, der großen 90. bändigen Weltgeschichte stammen, (Troppauer – Ausgabe.) Vielleicht setzen Sie einen Historiker auf das in der VJS. abgedruckte Fragment, das mir noch immer räthselhaft ist. – Wenn Sie vielleicht über die fertigen Dramen arbeiten ließen, da sind jetzt die Lichtenheldischen Schulausgaben vorhanden mit Verszählung, die recht billig [si]nd u. auch sonst ist jedes Drama einzeln zu haben. – Braitmaiers Pamphlet bring ich nicht hinunter, obgleich ich eigentlich gut drin wegkomme. Schmidt hat ihn viel zu gut behandelt. Er müßte gründlich durchgewalkt werden.
In den Litteraturdenkmalen drucke ich jetzt die Blätter v. D. A. & Kunst mit dem pedantischen Lambel, der mich wegen jedes Quarks bis aufs Blut quält. Jeder abgesprungene Buchstabe des Orig. macht [ih]m Kopfzerbrechen u. die Vignette auf dem Titelblatt bereitet ihm schlaflose Nächte. Diese Leute bringen unsere Wiss. in Verruf. Übrigens stellt sich heraus, daß Suphan ganz inconsequent, ja liederlich arbeitet. Seine Excerpte aus ungedruckten Papieren sind kaum zu brauchen. Skandal! –
Verzeihen Sie das wenig zusammenhängende dieses Briefes; ich bin hier stets sehr müde und habe es auch in meinem Quar[tier] etwas unbequem. –
Mit vielen Grüßen von mir und meiner Braut an Sie und Ihre liebe Frau
Ihr aufrichtig und treulichst Erg.
AS.
Krummau. Böhmen
8.8.92.
Lieber Freund! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre guten Wünsche. Es ist alle Aussicht vorhanden, daß sie in Erfüllung gehen werden. [Hie]r leide ich sehr viel unter meiner (allerdings leicht erklärlichen) Ungeduld über den Verlust der schönen Ferien. Die Hochzeit wird am 8. Spt. sein; bis dahin bleibe ich hier. – Es thut mir leid, daß Sie wieder unwohl sind und so spät aufs Land kommen. Wenn Sie nur am Ort wären, bei unserer Durchreise, die überdies noch von der Cholera u. deren Fortschreiten abhängt. Vielen Dank für die beiden Aufsätze. [V]on wem der gräßliche Schwefel über Grillparzer sein mag. Ich hätte diesen Schwund ! niemals drucken lassen. Es ist ja der reine Unsinn. Überdies haben die Kritiken der 30 und 40er Jahre längst ähnliches behauptet. – Ihren Plan Grillp. Fragmente im Seminar behandeln zu lassen, fände ich ausgezeichnet, wenn das Material leichter zu beschaffen wäre. Mit Cottas läßt sich gar nich[ts] anfangen. Sie sind die reinen Krämer geworden u. haben mir bei gleicher Veranlassung alles rundweg abgeschlagen; übrigens sind diese Ergänzungsbände nicht theuer. Die neue, 5. Ausgabe, erscheint leider! nur als Theil der Bibliothek der Weltlitteratur, wird in Folge dessen schlecht (eng!) gedruckt; aber da ist glaube ich jeder Band einzeln käu[f]lich. Nur wirds wahrscheinlich sehr lange Zeit dauern bis die betreffenden Bände erscheinen werden. Gegenwärtig ist Bd 4 (Ahnfrau, Sappho) im Druck; die Fragmente sind Bd 11.12. Sollten Sie dennoch bei dem Thema beharren, so will ich Ihnen ein paar [W]inke geben, die Ihnen viele Mühe ersparen werden. Alles historische für die Jugenddramen dürfte aus Gay ! und Guthrie, der großen 90. bändigen Weltgeschichte stammen, (Troppauer – Ausgabe.) Vielleicht setzen Sie einen Historiker auf das in der VJS. abgedruckte Fragment, das mir noch immer räthselhaft ist. – Wenn Sie vielleicht über die fertigen Dramen arbeiten ließen, da sind jetzt die Lichtenheldischen Schulausgaben vorhanden mit Verszählung, die recht billig [si]nd u. auch sonst ist jedes Drama einzeln zu haben. – Braitmaiers Pamphlet bring ich nicht hinunter, obgleich ich eigentlich gut drin wegkomme. Schmidt hat ihn viel zu gut behandelt. Er müßte gründlich durchgewalkt werden.
In den Litteraturdenkmalen drucke ich jetzt die Blätter v. D. A. & Kunst mit dem pedantischen Lambel, der mich wegen jedes Quarks bis aufs Blut quält. Jeder abgesprungene Buchstabe des Orig. macht [ih]m Kopfzerbrechen u. die Vignette auf dem Titelblatt bereitet ihm schlaflose Nächte. Diese Leute bringen unsere Wiss. in Verruf. Übrigens stellt sich heraus, daß Suphan ganz inconsequent, ja liederlich arbeitet. Seine Excerpte aus ungedruckten Papieren sind kaum zu brauchen. Skandal! –
Verzeihen Sie das wenig zusammenhängende dieses Briefes; ich bin hier stets sehr müde und habe es auch in meinem Quar[tier] etwas unbequem. –
Mit vielen Grüßen von mir und meiner Braut an Sie und Ihre liebe Frau
Ihr aufrichtig und treulichst Erg.
AS.
Krummau. Böhmen
8.8.92.
Die neue, 5. Ausgabe, erscheint leider! nur als Theil der Bibliothek der Weltlitteratur, wird in Folge dessen schlecht (eng!) gedruckt; aber da ist glaube ich jeder Band einzeln käu[f]lich. Nur wirds wahrscheinlich sehr lange Zeit dauern bis die betreffenden Bände erscheinen werden.
Sauer ging auf die zwanzigbändige Grillparzerausgabe ein, die er ab 1892 bei Cotta herausgab und 1893 abgeschlossen wurde.
Schreibort: Krummau, Böhmen
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-210
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8597 [Druckausgabe Nr. 116]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8597/methods/sdef:TEI/get
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