Herzlichen dank für Ihren brief, lieber freund. Ich habe nicht zeit zu längerer antwort, Sie sollen aber gleich hören, dass mir nichts ferner liegt, als Ihre übersetzungssammlung zu unterschätzen. Ich bin gegen redactionsgeschäfte so abgemüdet, dass ich jeden, mit dem ichs gut meine, beklage, wenn er sich damit belädt. Ihr urteil über Leitzmann ist das erste günstige, das ich höre. Seinen Quellenschriften wünsche ich alles gedeihen. – Eine neue zs. auf den Berliner lit-verein zu stützen, hat E Schmidt abgelehnt. Ich hatte proponirt, jenen u. den Wiener parallelverein zu combiniren zu dem zwecke, selbstverständlich unter der voraussetzung, dass ich mit der leitung nichts zu tun hätte. Ich persönlich bin der ansicht, dass wir ein archiv brauchen – denn gute abhandlungen, untersuchungen werden zu selten geschrieben, um dafür ein organ zu schaffen; u. bin ferner der ansicht, dass sich ein rein productives organ nicht halten kann, bibliographie u. kritik ist unentbehrlich, um käufer zu gewinnen; der interessent will alles auf einmal kaufen. Mir wäre lieb, es ginge von Östreich aus oder doch nicht von Berlin: Schmidt hat zu wenig zeit u lust u ohne seine aufsicht ist in Berl. zu einseitiges zu erwarten. – Schaidenraissers Odyssee soll Ihnen doch Bernays machen. Borinski halte ich für fataler als Reinhardst. Vielleicht übernimmt es dr. Johannes Niejahr Halle a/S., ein sehr tüchtiger gymnasiallehrer u. freund Burdachs. Für Lessing-Goeze danke ich im voraus, ich freue mich sehr darauf. – Fresenius-Suphan beurteilen Sie richtig. – Schmidt trafen Sie in der laune, die ich seine Wiener laune heisse, er ist jetzt civiler, fällt nur manchmal in jene verwöhnungszeit zurück. Herzlich treu Ihr BSfft.
23.9.93
Herzlichen dank für Ihren brief, lieber freund. Ich habe nicht zeit zu längerer antwort, Sie sollen aber gleich hören, dass mir nichts ferner liegt, als Ihre übersetzungssammlung zu unterschätzen. Ich bin gegen redactionsgeschäfte so abgemüdet, dass ich jeden, mit dem ichs gut meine, beklage, wenn er sich damit belädt. Ihr urteil über Leitzmann ist das erste günstige, das ich höre. Seinen Quellenschriften wünsche ich alles gedeihen. – Eine neue zs. auf den Berliner lit-verein zu stützen, hat E Schmidt abgelehnt. Ich hatte proponirt, jenen u. den Wiener parallelverein zu combiniren zu dem zwecke, selbstverständlich unter der voraussetzung, dass ich mit der leitung nichts zu tun hätte. Ich persönlich bin der ansicht, dass wir ein archiv brauchen – denn gute abhandlungen, untersuchungen werden zu selten geschrieben, um dafür ein organ zu schaffen; u. bin ferner der ansicht, dass sich ein rein productives organ nicht halten kann, bibliographie u. kritik ist unentbehrlich, um käufer zu gewinnen; der interessent will alles auf einmal kaufen. Mir wäre lieb, es ginge von Östreich aus oder doch nicht von Berlin: Schmidt hat zu wenig zeit u lust u ohne seine aufsicht ist in Berl. zu einseitiges zu erwarten. – Schaidenraissers Odyssee soll Ihnen doch Bernays machen. Borinski halte ich für fataler als Reinhardst. Vielleicht übernimmt es dr. Johannes Niejahr Halle a/S., ein sehr tüchtiger gymnasiallehrer u. freund Burdachs. Für Lessing-Goeze danke ich im voraus, ich freue mich sehr darauf. – Fresenius-Suphan beurteilen Sie richtig. – Schmidt trafen Sie in der laune, die ich seine Wiener laune heisse, er ist jetzt civiler, fällt nur manchmal in jene verwöhnungszeit zurück. Herzlich treu Ihr BSfft.
23.9.93
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8624 [Druckausgabe Nr. 123]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8624/methods/sdef:TEI/get
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