Graz 28 II 94

Lieber freund Vielen Dank für Ihre allzu nachsichtige aufnahme meiner recensionen. Haben Sie die über Dürkheim noch in der hand, so bitte ich den satz mit den mänteln Goethes u. Egmonts zu streichen: es ist doch zu äusserlich, wenn ich auch den zusammenhang für wichtig halte. –
Warum müssen denn die Corpusartikel einen gemeinsamen titel haben? Das hangt doch nur von Ihrem vorsatze, an dieser stelle womöglich einen einzigen artikel zu geben, ab; streichen Sie in Ihrem prospekt das einzige wort ‚Grössere‘ in der 5.letzten zeile des eigentlichen texts, so ist alles in ordnung und Sie haben auch für die zukunft die wünschenswerte freiheit. Wollen Sie aber trotzdem das gewiss nicht homogene kleeblatt zusammenbinden an einen stil, so bitte ich Sie wenigstens einen titel mit ‚Zu‘ zu vermeiden. Sie werden wie ich erleben, dass die meisten mitarbeiter solche titel mit Zu geben. Der redacteur hat not, sie einzu- schränken, hoffentlich gelingt es Ihnen öfter als mir. Für einen eröffnungsartikel aber gar will mir diese Zu gar nicht behagen. Lieber noch: Beiträge zu etc. Aber warum nicht: Aufgabe (od. Pflichten), Inhalt (oder Umfang) und (Hilfs)Mittel der Litteraturgeschichte? (Ich würde an Ihrer Stelle bei diesem 1. artikel auch das wort ‚forschung‘ vermeiden: ein seichter recensent verbindet damit die vorstellung Ihres Borgisteiles.) Der vorgeschlagene Artikel klingt gross, grösser als wol die texte ihn decken; aber das macht nichts, da diese ja untertitel haben. Wenn Schönbach einen andern titel als den Offener brief an den herausgeber (was doch jedenfalls als untertitel auch dastehen müsste) bekommen muss, so würde ich unter dem von Ihnen vorgeschlagenen den letzten: Die klassiker und die modernen bevorzugen. Sie könnten das ihm aber doch bei der korrektur überlassen. Vielleicht könnte es auch heissen: Das (an-)recht der nachklassischen zeit.
Darf ich für den abdruck Ihres prospekts die einführung von absätzen anraten? so s. 1 z. 3 von unten. s. 2 z. 8 v. o. Den Blick. z 14 v unten Alle Wandlungen.
Die ordnung im recensionenteil verstehe ich nicht; vielleicht, weil ich unnötig in der erwartung historischer reihenfolge befangen bin. Dass Sie von Schönbach laut Ihrer letzten karte dazu etwas erwarten, habe ich ihm gesagt; er meinte Sie hätten fürs 1. heft genug an dem brief. Auch vermisse ich Ihre recensionen über Goedeke, Elias, Scherer. Kommen die nicht? Ich wäre dankbar, wenn Sie für dies heft von mir nichts mehr erwarten, u. darf Ihr stillschweigen so deuten.
Artikel aus bald erscheinenden büchern habe ich immer abgelehnt; eine vierteljährliche zs. kommt nicht nach; ich forderte stets, dass innerhalb zwei jahren nach erscheinen (nicht: nach einsendung) der artikel nirgends wieder gedruckt werden darf. Ausser Texte, für die es kein autorrecht gibt. Ich würde Meyer abgewiesen haben, so schön vermutlich sein artikel ist. Aber man kann darüber auch anders denken. Mit Geigers geschmiere hat man immer seine not: die sache wäre gar nicht übel, aber er schreibt gar so lässig, immer aufs zeilenhonorar bedacht.
Wenn Sie es für wünschenswert halten, werde ich einen probesatz der Bibliographie (dieser einfachste gemeinsame titel ist gewiss der beste) gern ansehen.
Den beiliegenden brief bitte ich Sie zu beantworten; ich antworte nicht darauf. Die Wiener herren sind um ein paar jahre zurück in der bücherkunde!
Treulich
Ihr
immer bereiter
BSeuffert.

Graz 28 II 94

Lieber freund Vielen Dank für Ihre allzu nachsichtige aufnahme meiner recensionen. Haben Sie die über Dürkheim noch in der hand, so bitte ich den satz mit den mänteln Goethes u. Egmonts zu streichen: es ist doch zu äusserlich, wenn ich auch den zusammenhang für wichtig halte. –
Warum müssen denn die Corpusartikel einen gemeinsamen titel haben? Das hangt doch nur von Ihrem vorsatze, an dieser stelle womöglich einen einzigen artikel zu geben, ab; streichen Sie in Ihrem prospekt das einzige wort ‚Grössere‘ in der 5.letzten zeile des eigentlichen texts, so ist alles in ordnung und Sie haben auch für die zukunft die wünschenswerte freiheit. Wollen Sie aber trotzdem das gewiss nicht homogene kleeblatt zusammenbinden an einen stil, so bitte ich Sie wenigstens einen titel mit ‚Zu‘ zu vermeiden. Sie werden wie ich erleben, dass die meisten mitarbeiter solche titel mit Zu geben. Der redacteur hat not, sie einzu- schränken, hoffentlich gelingt es Ihnen öfter als mir. Für einen eröffnungsartikel aber gar will mir diese Zu gar nicht behagen. Lieber noch: Beiträge zu etc. Aber warum nicht: Aufgabe (od. Pflichten), Inhalt (oder Umfang) und (Hilfs)Mittel der Litteraturgeschichte? (Ich würde an Ihrer Stelle bei diesem 1. artikel auch das wort ‚forschung‘ vermeiden: ein seichter recensent verbindet damit die vorstellung Ihres Borgisteiles.) Der vorgeschlagene Artikel klingt gross, grösser als wol die texte ihn decken; aber das macht nichts, da diese ja untertitel haben. Wenn Schönbach einen andern titel als den Offener brief an den herausgeber (was doch jedenfalls als untertitel auch dastehen müsste) bekommen muss, so würde ich unter dem von Ihnen vorgeschlagenen den letzten: Die klassiker und die modernen bevorzugen. Sie könnten das ihm aber doch bei der korrektur überlassen. Vielleicht könnte es auch heissen: Das (an-)recht der nachklassischen zeit.
Darf ich für den abdruck Ihres prospekts die einführung von absätzen anraten? so s. 1 z. 3 von unten. s. 2 z. 8 v. o. Den Blick. z 14 v unten Alle Wandlungen.
Die ordnung im recensionenteil verstehe ich nicht; vielleicht, weil ich unnötig in der erwartung historischer reihenfolge befangen bin. Dass Sie von Schönbach laut Ihrer letzten karte dazu etwas erwarten, habe ich ihm gesagt; er meinte Sie hätten fürs 1. heft genug an dem brief. Auch vermisse ich Ihre recensionen über Goedeke, Elias, Scherer. Kommen die nicht? Ich wäre dankbar, wenn Sie für dies heft von mir nichts mehr erwarten, u. darf Ihr stillschweigen so deuten.
Artikel aus bald erscheinenden büchern habe ich immer abgelehnt; eine vierteljährliche zs. kommt nicht nach; ich forderte stets, dass innerhalb zwei jahren nach erscheinen (nicht: nach einsendung) der artikel nirgends wieder gedruckt werden darf. Ausser Texte, für die es kein autorrecht gibt. Ich würde Meyer abgewiesen haben, so schön vermutlich sein artikel ist. Aber man kann darüber auch anders denken. Mit Geigers geschmiere hat man immer seine not: die sache wäre gar nicht übel, aber er schreibt gar so lässig, immer aufs zeilenhonorar bedacht.
Wenn Sie es für wünschenswert halten, werde ich einen probesatz der Bibliographie (dieser einfachste gemeinsame titel ist gewiss der beste) gern ansehen.
Den beiliegenden brief bitte ich Sie zu beantworten; ich antworte nicht darauf. Die Wiener herren sind um ein paar jahre zurück in der bücherkunde!
Treulich
Ihr
immer bereiter
BSeuffert.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8673. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8673/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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