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L. F. Ich stellte Ihnen heute einiges aus dem neuen Heft zusammen. Der unglückselige Müller-Fraureuth ist schon um die Hälfte gekürzt! – Mit Pawel: Gleim – Rabener [bin] ich jämmerlich hereingefallen; der Brief ist schon gedruckt wie mir Schüddekopf nachweist u. ist fehlerhaft wiedergegeben (Es war der 1. Beitrag zur Zeitschrift, den ich erhielt; lang genug hatte ich ihn liegen lassen). Drum verzeihen Sie mir, wenn ich Sie mit folg. Frage belästige. Pawel schickte mir 1 langen (nicht uninteressanten) Brief Wielands an Reich 25. Juli 1764 über d. Agathon. Er stammt aus dem brit. Museum. Kennen Sie ihn? Wissen Sie ob er gedruckt ist? Es hat keine Eile damit. Ich lass ihn eine Zeitlang liegen.
Sie hatten die Güte mir vor einiger Zeit eine Rec. über Reicke-Gottsched aus den Göttingern zu senden. Dadurch haben Sie den frevelhaften Wunsch in mir wachgerufen, Wolfs Gottsched dessen 1. Band soeben erschienen ist, von Ihnen angez[ei]gt zu sehen. Ich lasse Ihnen Zeit dafür solang als Sie wollen und räume Ihnen Platz ein soviel als Sie wollen. Hoffentlich haben Sie Bechtel noch nicht zugesagt. – Aber noch eine heißere und schwerere Bitte hab ich am Herzen. Elster bittet mich um eine Rec. seiner Programmschrift. Ich gestehe Ihnen offen: ich wollt sie zunächst n[i]cht besprechen lassen u. war froh, daß kein Rec. Ex. kam. Nun, da ers haben will, so mag ich mich dem nicht entziehen. Minor will ich aber nicht drum angehen. Das gäb eine wüste Polemik, der ich ausweichen möchte. Wem sonst? Sie haben mir einmal [ge]sagt, daß Sie gern über diese Dinge im Euphorion schrieben, daß Sie Colleg darüber gelesen haben. Wie wärs, wenn Sie das für mein 4. Heft thäten als Anfangsaufsatz, von Elster ausgiengen und dann Ihre Gedanken entwickelten. Überlegen Sie sichs. Das 4. Heft sollte Anfang Oktober erscheinen; ich bräuchte den Aufsatz also vor den Ferien. Oder Anfang des 3. Jahrgangs (da bräuchte ich das Manuscript im October 1895). Diese Daten gelten nur für einen Garmond-Artikel. Als Recension bring ich die Besprechung immer unter.
Mir ist in letzter Zeit einiges gelungen. Burdach schreibt über Hildebrand, Haym recensiert das Humboldtische Tagebuch, Köster: Bernays Kleine Schrifte[n]. Elster: Betz Heine. Spitzer: Volkelt. Überhaupt denk ich daß die Sache mit der Zeit sich ganz gut anlassen wird, wenns der Verleger aushält. Aber die Früchte meiner jetzigen Bemühungen zeigen sich erst in einem Jahre oder noch später. – Leider machte der Verleger wieder eine Dummheit, indem er die (über die 5-Zahl bestellten) Sonderabzüge übermäßig hoch berechnete. Darob unverschämte Reclamation von Geiger, liebenswürdig-entschiedene von Schmidt im Namen Herrmanns. Also: Verdruß, Verdruß, Verdruß!
Vorgestern sprachen wir Zwiedineck auf der Bahn. Frisch und anregend wie immer. Ich bin heut marod. Sonst aber ziemlich beisammen. Treulichst Ihr AS.

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L. F. Ich stellte Ihnen heute einiges aus dem neuen Heft zusammen. Der unglückselige Müller-Fraureuth ist schon um die Hälfte gekürzt! – Mit Pawel: Gleim – Rabener [bin] ich jämmerlich hereingefallen; der Brief ist schon gedruckt wie mir Schüddekopf nachweist u. ist fehlerhaft wiedergegeben (Es war der 1. Beitrag zur Zeitschrift, den ich erhielt; lang genug hatte ich ihn liegen lassen). Drum verzeihen Sie mir, wenn ich Sie mit folg. Frage belästige. Pawel schickte mir 1 langen (nicht uninteressanten) Brief Wielands an Reich 25. Juli 1764 über d. Agathon. Er stammt aus dem brit. Museum. Kennen Sie ihn? Wissen Sie ob er gedruckt ist? Es hat keine Eile damit. Ich lass ihn eine Zeitlang liegen.
Sie hatten die Güte mir vor einiger Zeit eine Rec. über Reicke-Gottsched aus den Göttingern zu senden. Dadurch haben Sie den frevelhaften Wunsch in mir wachgerufen, Wolfs Gottsched dessen 1. Band soeben erschienen ist, von Ihnen angez[ei]gt zu sehen. Ich lasse Ihnen Zeit dafür solang als Sie wollen und räume Ihnen Platz ein soviel als Sie wollen. Hoffentlich haben Sie Bechtel noch nicht zugesagt. – Aber noch eine heißere und schwerere Bitte hab ich am Herzen. Elster bittet mich um eine Rec. seiner Programmschrift. Ich gestehe Ihnen offen: ich wollt sie zunächst n[i]cht besprechen lassen u. war froh, daß kein Rec. Ex. kam. Nun, da ers haben will, so mag ich mich dem nicht entziehen. Minor will ich aber nicht drum angehen. Das gäb eine wüste Polemik, der ich ausweichen möchte. Wem sonst? Sie haben mir einmal [ge]sagt, daß Sie gern über diese Dinge im Euphorion schrieben, daß Sie Colleg darüber gelesen haben. Wie wärs, wenn Sie das für mein 4. Heft thäten als Anfangsaufsatz, von Elster ausgiengen und dann Ihre Gedanken entwickelten. Überlegen Sie sichs. Das 4. Heft sollte Anfang Oktober erscheinen; ich bräuchte den Aufsatz also vor den Ferien. Oder Anfang des 3. Jahrgangs (da bräuchte ich das Manuscript im October 1895). Diese Daten gelten nur für einen Garmond-Artikel. Als Recension bring ich die Besprechung immer unter.
Mir ist in letzter Zeit einiges gelungen. Burdach schreibt über Hildebrand, Haym recensiert das Humboldtische Tagebuch, Köster: Bernays Kleine Schrifte[n]. Elster: Betz Heine. Spitzer: Volkelt. Überhaupt denk ich daß die Sache mit der Zeit sich ganz gut anlassen wird, wenns der Verleger aushält. Aber die Früchte meiner jetzigen Bemühungen zeigen sich erst in einem Jahre oder noch später. – Leider machte der Verleger wieder eine Dummheit, indem er die (über die 5-Zahl bestellten) Sonderabzüge übermäßig hoch berechnete. Darob unverschämte Reclamation von Geiger, liebenswürdig-entschiedene von Schmidt im Namen Herrmanns. Also: Verdruß, Verdruß, Verdruß!
Vorgestern sprachen wir Zwiedineck auf der Bahn. Frisch und anregend wie immer. Ich bin heut marod. Sonst aber ziemlich beisammen. Treulichst Ihr AS.

Briefdaten

Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-278
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8731. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8731/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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