Graz 30 XII 94

Prosit neujahr! lieber freund.
Mit müh und not hab ich das Ebertianum zusammengeflickt. Es fehlt mir an büchern. Auch drängt die zeit, da Sie nicht warten können. Und endlich ist das unbedeutende zeug auch kaum wert bis ins letzte ausgearbeitet zu werden, obgleich ich eigentlich diesen anspruch auch dabei an mich mache. Passt Ihnen das aufsätzchen nicht, dem inhalt oder dem umfange nach, so senden Sie es direct an dr. Schüddekopf.
Sie haben recht, das 1. heft Ihres 2. bd. ist wissenschaftlicher als die früheren. Mögen es Ihnen alle leser so danken wie ich. Brunner rührt an vieles wichtige, auch er einer der vielen gymnasiallehrer, die in der litteraturkenntnis ihre eigene ansicht ersticken. Von Schmidts Schwäbischem bin ich enttäuscht.
Dank für Ihre aufklärung über Farinelli: auch Schönbach behauptete steif u. fest, Sie hätten über ihn öffentlich geurteilt. Es handelte sich um die nostrification seines Zürcher doctors; er hat kein gymnasialabsolutorium. Ich wollte von Ihnen hören, ob man den celebritätsparagraphen auf ihn anwenden müsse. Es kam aber gar nicht zu der frage: da das ministerium uns 2 leute, die wir gerne habilitieren wollten, abwies wegen ungenügenden doctors, so wollte die fakultät nicht aufs neue sich einer ablehnung aussetzen.
Ob ich einen allgemeinen aufsatz für bd. 2 od. 3 schreibe, kann ich unmöglich versprechen. Rechnen Sie nicht darauf. Drängt es mich, mich zu befreien von ansichten, so schicke ich Ihnen die herzenserleichterung und Sie drucken Sie dann secundum ordinem wenn Sie überhaupt wollen. Ich darf mich zu nichts verpflichten.
Ich schliesse in eile und wünsche herzlich alles gute in Ihre familie.
Treu
Ihr BSeuffert.

Graz 30 XII 94

Prosit neujahr! lieber freund.
Mit müh und not hab ich das Ebertianum zusammengeflickt. Es fehlt mir an büchern. Auch drängt die zeit, da Sie nicht warten können. Und endlich ist das unbedeutende zeug auch kaum wert bis ins letzte ausgearbeitet zu werden, obgleich ich eigentlich diesen anspruch auch dabei an mich mache. Passt Ihnen das aufsätzchen nicht, dem inhalt oder dem umfange nach, so senden Sie es direct an dr. Schüddekopf.
Sie haben recht, das 1. heft Ihres 2. bd. ist wissenschaftlicher als die früheren. Mögen es Ihnen alle leser so danken wie ich. Brunner rührt an vieles wichtige, auch er einer der vielen gymnasiallehrer, die in der litteraturkenntnis ihre eigene ansicht ersticken. Von Schmidts Schwäbischem bin ich enttäuscht.
Dank für Ihre aufklärung über Farinelli: auch Schönbach behauptete steif u. fest, Sie hätten über ihn öffentlich geurteilt. Es handelte sich um die nostrification seines Zürcher doctors; er hat kein gymnasialabsolutorium. Ich wollte von Ihnen hören, ob man den celebritätsparagraphen auf ihn anwenden müsse. Es kam aber gar nicht zu der frage: da das ministerium uns 2 leute, die wir gerne habilitieren wollten, abwies wegen ungenügenden doctors, so wollte die fakultät nicht aufs neue sich einer ablehnung aussetzen.
Ob ich einen allgemeinen aufsatz für bd. 2 od. 3 schreibe, kann ich unmöglich versprechen. Rechnen Sie nicht darauf. Drängt es mich, mich zu befreien von ansichten, so schicke ich Ihnen die herzenserleichterung und Sie drucken Sie dann secundum ordinem wenn Sie überhaupt wollen. Ich darf mich zu nichts verpflichten.
Ich schliesse in eile und wünsche herzlich alles gute in Ihre familie.
Treu
Ihr BSeuffert.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 2 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8736. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8736/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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