L. F. Ich nehme, da ich in großer Eile schreiben muß, das Wichtigste vorweg. Ich las Farinellis Buch bisher blos im Manuscript u. zwar unter eigentümlichen Umständen, im Sommer, an der Ostsee, ohne Bücher u. Excerpte. Ich kann daher nur über den damaligen Eindruck berichten, der der beste war. Ich empfahl das Buch dem Verleger sehr warm, brachte selbst einige stilistische Änderungen drin an, gab dem Vf. einige Winke, die er nach der Vorrede auch benützt zu haben scheint und sprach mich ihm gegenüber lobend über die Arbeit aus. Im Einzelnen habe ichs damals nicht nachprüfen können u. seitdem im Druck noch nicht gelesen (ich recensiere es für den Euphorion). Ob alles mei[n]en eigenen Untersuchungen gegenüber, die fertig da liegen, stand hält, weiß ich natürlich nicht. Ich halte den Grundton etwas für zu hoch gegriffen, die Parallele in dieser Form für verfehlt; aber alles zeugt von großer Tüchtigkeit und Einsicht. Ob die Arbeit das [Prä]dikat ausgezeichnet verdient, wag ich nicht zu sagen. Auch müßte ich wissen, wofür er sich habilitirt, u. was sonst noch von ihm vorliegt. Zu den Aufsätzen in der Zs. f. vgl. Lit. habe ich viele Nachträge; aber für vgl. Lit. Gesch. könnte man ihn meiner [Me]inung nach wol habilitieren; für deutsche allein schwerlich. Da machte ich andre Anforderungen. Hoffentlich genügt Ihnen das.
Im Übrigen heut nur Folgendes: Sie laßen außer Erwägung, ob Sie mir für das letzte Heft 94 oder das erste Heft 95 einen allgemeinen method. Aufsatz (ohne Anlehnung an Elsters Schrift) schreiben wollen. Nach allem, was Sie vorbringen, glaube ich zwar nicht, daß Sie es jetzt thun wollen; aber da Sie im Sommer Poetik lesen, wärs ja doch möglich, daß Sie drauf eingiengen.
Mit den Rec. ists ein Kreuz. Das was Sie sagen, sagt jeder. Jeder will den alten Zeitschriften treu bleiben. Köster, Elster, Herrmann; Wan[ie]k (den ich noch nicht gefragt habe) gewiß auch. Ich selbst muß meine alten Verpflicht. für die DLZ, die Göttinger u. den Anzeiger aufarbeiten; später will ich mich (mit Ausnahme vielleicht des Anzeigers, dessen Redacteur ich großen Dank schulde) auf meine Zeitschrift allein zurückziehen. Ich will Sie also weiter mit Rec. a[uf] längere Zeit hinaus nicht quälen; bitte Sie aber nochmals, daß Sie Wolffs Gottsched, der schon in Bamberg vorliegt, übernehmen.
Ich fahre Montag nach Wien zu einem Vortrag in die Grillparzergesellschaft.
Treulichst Ihr AS.
L. F. Ich nehme, da ich in großer Eile schreiben muß, das Wichtigste vorweg. Ich las Farinellis Buch bisher blos im Manuscript u. zwar unter eigentümlichen Umständen, im Sommer, an der Ostsee, ohne Bücher u. Excerpte. Ich kann daher nur über den damaligen Eindruck berichten, der der beste war. Ich empfahl das Buch dem Verleger sehr warm, brachte selbst einige stilistische Änderungen drin an, gab dem Vf. einige Winke, die er nach der Vorrede auch benützt zu haben scheint und sprach mich ihm gegenüber lobend über die Arbeit aus. Im Einzelnen habe ichs damals nicht nachprüfen können u. seitdem im Druck noch nicht gelesen (ich recensiere es für den Euphorion). Ob alles mei[n]en eigenen Untersuchungen gegenüber, die fertig da liegen, stand hält, weiß ich natürlich nicht. Ich halte den Grundton etwas für zu hoch gegriffen, die Parallele in dieser Form für verfehlt; aber alles zeugt von großer Tüchtigkeit und Einsicht. Ob die Arbeit das [Prä]dikat ausgezeichnet verdient, wag ich nicht zu sagen. Auch müßte ich wissen, wofür er sich habilitirt, u. was sonst noch von ihm vorliegt. Zu den Aufsätzen in der Zs. f. vgl. Lit. habe ich viele Nachträge; aber für vgl. Lit. Gesch. könnte man ihn meiner [Me]inung nach wol habilitieren; für deutsche allein schwerlich. Da machte ich andre Anforderungen. Hoffentlich genügt Ihnen das.
Im Übrigen heut nur Folgendes: Sie laßen außer Erwägung, ob Sie mir für das letzte Heft 94 oder das erste Heft 95 einen allgemeinen method. Aufsatz (ohne Anlehnung an Elsters Schrift) schreiben wollen. Nach allem, was Sie vorbringen, glaube ich zwar nicht, daß Sie es jetzt thun wollen; aber da Sie im Sommer Poetik lesen, wärs ja doch möglich, daß Sie drauf eingiengen.
Mit den Rec. ists ein Kreuz. Das was Sie sagen, sagt jeder. Jeder will den alten Zeitschriften treu bleiben. Köster, Elster, Herrmann; Wan[ie]k (den ich noch nicht gefragt habe) gewiß auch. Ich selbst muß meine alten Verpflicht. für die DLZ, die Göttinger u. den Anzeiger aufarbeiten; später will ich mich (mit Ausnahme vielleicht des Anzeigers, dessen Redacteur ich großen Dank schulde) auf meine Zeitschrift allein zurückziehen. Ich will Sie also weiter mit Rec. a[uf] längere Zeit hinaus nicht quälen; bitte Sie aber nochmals, daß Sie Wolffs Gottsched, der schon in Bamberg vorliegt, übernehmen.
Ich fahre Montag nach Wien zu einem Vortrag in die Grillparzergesellschaft.
Treulichst Ihr AS.
Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-279
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8735. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8735/methods/sdef:TEI/get
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