Ich sende Ihnen heute mein Ergänzungsheft in Rohzustand; uncorrigierte Fahnen, nicht [als] ob ich Ihnen zumuthete, Sie sollten es in diesem Zustande lesen (vielmehr bitt ich Sie thun Sie es nicht, es machte manches vielleicht keinen guten Eindruck auf Sie), sondern weil ich Sie leichter dadurch in Stand setze, mir die Fragen zu beantworten, die ich Ihnen vorlege, da mir Ihr Rat immer der beste & schätzenswerteste ist. – Es fehlt noch die Beilage zu Kalischers Aufsatz: eine kurze Abhandlung von mir über Brentanos Beiträge zu Bernards Dramat. Beobachter mit einigen unbekannten Gedichten Brentanos. [Ic]h hoffe, daß ich alles hineinbringe. Der Verleger hat mir allerdings nur 10 Bogen conveniert. Da aber Baechtold kein Honorar verlangt (u. ich ev. auch verzichte), so verliert er nichts. Erwägen Sie aber doch mit mir, was ich – wenn ich 1 Bogen weglassen muß – am Vernünftigsten ausscheide d. h. ins 3. Heft stelle. Mein Aufsatz muß noch hinein. Circa 1 Bogen. – Das um was ich Sie bitte, ist nun folgendes.
1.) Wie soll ich das Heft nennen:
Erstes Ergänzungsheft.
oder Ergänzungsheft zum II. B[an]d
oder II. Band Ergänzungsheft
Der Ergänzungshefte erstes
oder Erster Ergänzungsband
oder: Erster Ergänzungsband, erstes Ergänzungsheft.
Man muß an die Bibl. denken, ob das Heft allein gebunden werden soll etc.
2.) Soll ich ein Register dazu machen lassen oder nicht. Oder das Register einbeziehen in den II Band?
3.) Da die Aufsätze alle aus dem 19. Jahrhundert stammen, so dächte ich wäre ein Doppelti[tel] möglich, der diese Zusammengehörigkeit zum Ausdruck brächte. In diesem Doppeltitel könnte zugleich die Thatsache deutlich werden: daß die Dichter selbst in diesem Heft sprechen; nicht blos Studien über sie zum Abdruck kommen. Mir will aber nichts Rechtes einfallen.
[Beiträge]
Zur Literaturgeschichte des 19 Jahrhunderts.
Von und über
[?form?]. Clemens Brentano, Ferd. Freiligrath, Grabbe, [G]rillparzer, Börne, Keller, Kleist, Mörike, Wolfe
Eines von beiden oder beides. Die Verfasser der Artikel führe ich nicht auf dem Titel an. Billigen Sie das Fatale: „Von und über“.
Ich dächte mir, daß sich das Heft mit dem Doppeltitel auch einzeln besser verkaufte; dann werden auch Rec. Ex. versandt; man stößt die Referenten mit dem Kopf drauf. Ich hab [auch] diesmal die modernen Blätter im Aug: Freie Bühne, Gesellschaft etc. Es steht nichts von Goethe drin, nichts eigentlich classisches. Das Heft macht doch wirklich einen moderneren Eindruck als die Zeitschrift sonst. Ich hoffe also, mir auch die Gnade dieser Herren zu gewinnen oder wenigstens ihre Ungnade zu vermeiden. Ob der Verleger auf den Doppeltitel eingeht, weiß ich nicht. Das erste mal scheint er mich nicht ganz verstanden zu haben u. ich wollte einer Äußerlichkeit seine mir wertvolle Concession nicht wieder aufs Spiel setzen. [Sc]hwieg also. Aber darf ich es thun, ohne die Autoren zu befragen? Können diese in diesem Sondertitel u. der Sonderausgabe nicht eine Schädigung erblicken? Reich wird ja gewiß niemand durch das Heft; ich bekomme kein Redactionshonorar dafür u. der Verleger hat hoffentlich keinen Schaden. Aber weiß das Jeder? – Bitte, erwägen Sie diese Dinge in Ruhe mit mir. Es kommt mir auf das Heft sehr viel an. Vielleicht täusche ich mi[ch]. Aber es könnte doch die Zeitschrift etwas populärer machen, als sie bisher war. Daß dies nicht nur ohne Beeinträchtigung der Wissenschaftlichkeit sondern auch der Ehrenhaftigkeit geschieht, daran liegt mir ebensoviel.
Verzeihen Sie den neuerlichen Überfall. –
Der Hausball geht gleichzeitig an Sie ab.
Treulich Ihr AS.


Beilage:

Probe zu Doppeltitel

[Zur] Literaturgeschichte des 19. Jhts.
Von und über
Ludwig van Beethoven, Celemens Brentano, Ferdinand Freiligrath, -- Grabbe, Franz Grillparzer, Gottfried Keller, Heinrich v. Kleist, Th. Körner, E. Mörike und Charles Wolfe.

1. Ergänzungsheft zur Ztschrft f. Lit.
Euphorion

____________


Euphorion
Zeitschrift für Literaturgeschichte
Herausgegeben
von
August Sauer
1. Ergänzungsheft.

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Ich sende Ihnen heute mein Ergänzungsheft in Rohzustand; uncorrigierte Fahnen, nicht [als] ob ich Ihnen zumuthete, Sie sollten es in diesem Zustande lesen (vielmehr bitt ich Sie thun Sie es nicht, es machte manches vielleicht keinen guten Eindruck auf Sie), sondern weil ich Sie leichter dadurch in Stand setze, mir die Fragen zu beantworten, die ich Ihnen vorlege, da mir Ihr Rat immer der beste & schätzenswerteste ist. – Es fehlt noch die Beilage zu Kalischers Aufsatz: eine kurze Abhandlung von mir über Brentanos Beiträge zu Bernards Dramat. Beobachter mit einigen unbekannten Gedichten Brentanos. [Ic]h hoffe, daß ich alles hineinbringe. Der Verleger hat mir allerdings nur 10 Bogen conveniert. Da aber Baechtold kein Honorar verlangt (u. ich ev. auch verzichte), so verliert er nichts. Erwägen Sie aber doch mit mir, was ich – wenn ich 1 Bogen weglassen muß – am Vernünftigsten ausscheide d. h. ins 3. Heft stelle. Mein Aufsatz muß noch hinein. Circa 1 Bogen. – Das um was ich Sie bitte, ist nun folgendes.
1.) Wie soll ich das Heft nennen:
Erstes Ergänzungsheft.
oder Ergänzungsheft zum II. B[an]d
oder II. Band Ergänzungsheft
Der Ergänzungshefte erstes
oder Erster Ergänzungsband
oder: Erster Ergänzungsband, erstes Ergänzungsheft.
Man muß an die Bibl. denken, ob das Heft allein gebunden werden soll etc.
2.) Soll ich ein Register dazu machen lassen oder nicht. Oder das Register einbeziehen in den II Band?
3.) Da die Aufsätze alle aus dem 19. Jahrhundert stammen, so dächte ich wäre ein Doppelti[tel] möglich, der diese Zusammengehörigkeit zum Ausdruck brächte. In diesem Doppeltitel könnte zugleich die Thatsache deutlich werden: daß die Dichter selbst in diesem Heft sprechen; nicht blos Studien über sie zum Abdruck kommen. Mir will aber nichts Rechtes einfallen.
[Beiträge]
Zur Literaturgeschichte des 19 Jahrhunderts.
Von und über
[?form?]. Clemens Brentano, Ferd. Freiligrath, Grabbe, [G]rillparzer, Börne, Keller, Kleist, Mörike, Wolfe
Eines von beiden oder beides. Die Verfasser der Artikel führe ich nicht auf dem Titel an. Billigen Sie das Fatale: „Von und über“.
Ich dächte mir, daß sich das Heft mit dem Doppeltitel auch einzeln besser verkaufte; dann werden auch Rec. Ex. versandt; man stößt die Referenten mit dem Kopf drauf. Ich hab [auch] diesmal die modernen Blätter im Aug: Freie Bühne, Gesellschaft etc. Es steht nichts von Goethe drin, nichts eigentlich classisches. Das Heft macht doch wirklich einen moderneren Eindruck als die Zeitschrift sonst. Ich hoffe also, mir auch die Gnade dieser Herren zu gewinnen oder wenigstens ihre Ungnade zu vermeiden. Ob der Verleger auf den Doppeltitel eingeht, weiß ich nicht. Das erste mal scheint er mich nicht ganz verstanden zu haben u. ich wollte einer Äußerlichkeit seine mir wertvolle Concession nicht wieder aufs Spiel setzen. [Sc]hwieg also. Aber darf ich es thun, ohne die Autoren zu befragen? Können diese in diesem Sondertitel u. der Sonderausgabe nicht eine Schädigung erblicken? Reich wird ja gewiß niemand durch das Heft; ich bekomme kein Redactionshonorar dafür u. der Verleger hat hoffentlich keinen Schaden. Aber weiß das Jeder? – Bitte, erwägen Sie diese Dinge in Ruhe mit mir. Es kommt mir auf das Heft sehr viel an. Vielleicht täusche ich mi[ch]. Aber es könnte doch die Zeitschrift etwas populärer machen, als sie bisher war. Daß dies nicht nur ohne Beeinträchtigung der Wissenschaftlichkeit sondern auch der Ehrenhaftigkeit geschieht, daran liegt mir ebensoviel.
Verzeihen Sie den neuerlichen Überfall. –
Der Hausball geht gleichzeitig an Sie ab.
Treulich Ihr AS.


Beilage:

Probe zu Doppeltitel

[Zur] Literaturgeschichte des 19. Jhts.
Von und über
Ludwig van Beethoven, Celemens Brentano, Ferdinand Freiligrath, -- Grabbe, Franz Grillparzer, Gottfried Keller, Heinrich v. Kleist, Th. Körner, E. Mörike und Charles Wolfe.

1. Ergänzungsheft zur Ztschrft f. Lit.
Euphorion

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Euphorion
Zeitschrift für Literaturgeschichte
Herausgegeben
von
August Sauer
1. Ergänzungsheft.

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Briefdaten

Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-293
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8753. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8753/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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