L. F. Daß Ihnen d. Form meines Brentano-Aufsatzes nicht behagt, thut mir leid. Ich neige sehr zu ihr u. finde, daß etwas Leben und Abwechslung in unsre etwas trocknen Schemata dadurch kommt. – Die Gesellschaft hat [ges]tern 300 fl. für d. Euphorion bewilligt; es ist noch ein Vollversammlungsbeschluß nötig; aber da die ausschlaggebende Abtheilung das Geld ohne Widerspruch widmete, so ist das nur eine Formalität. Am Freitag oder Samstag wird die Sache fix und Koch wird nächste Woche das Geld haben. Das bedeutet nun 31 Ex. und mit den 10 Berlinern 41 Ex. zum Ladenpreis; also 61 Ex. zum Buchhändlernettopreis. So viel also, als er zur Fortführung nötig zu haben erklärte. Hebt sich nun der Absatz heuer noch ein klein wenig, wie es doch der Fall ist, so ist der Verlust heuer sehr gering. Jedesfalls verlängert Koch daraufhin den Contract um 1–2 Jahre. Inzwischen gewinne ich Zeit; wühle vom neuen in den Wiener u. Berliner Ministerien etc. Außerdem kann ich, wenns noth thut, von der hiesigen Gesellschaft im nächsten und vielleicht auch im übernächsten Jahr dieselbe Summe haben. Vielleicht stellt sich die Ztschrft inz[wis]chen doch auf ihre eigenen Füße.
Erich Schmidt, der mir sehr liebenswürdig u. entgegenkommend schrieb, hat sich bereit erklärt, einen Aufruf an die Fachgenossen u. Bibliotheken zu unterschreiben. Er will ihn mit mir zu Pfingsten in Jena oder Weimar redigieren, den in Weimar versammelten Collegen vorlegen, die Liste der Unterzeichner u. der damit zu betheilen[d]en feststellen. Ich verspreche mir mit Koch nicht allzuvielen Nutzen davon; aber kann auch nicht glauben, daß es Schaden werde. Hand in Hand mit der Verschenkung von I 1, wozu ich ihn vielleicht noch bewege, kanns doch helfen. – ESchmidt wirft ferner den Gedanken hin, ob ich nicht RMMeyer als Mitredacteur annehmen möchte. Er würde den Vermittler machen. Nun an u. für sich [h]ätte ich dagegen nichts einzuwenden. Zu eigentlicher Redactionsthätigkeit wird er seiner Sauschrift wegen schlecht taugen. Aber ein kritischer Kopf wie er ist, würde er in der Annahme strenger sein als ich; und das wäre gut. Im Moment kann ich aber kaum darauf eingehen, weil die Bewilligung von Seiten der hiesigen Förderungsgesellschaft ihre einzige Berechtigung eben nur darin hat, daß der Herausgeber der Ztschrft hier am Orte wirkt und sonst statutenwidrig wäre.
Brauche ich also die Gesellschaft auch im nächsten und übernächsten Jahre noch, so könnte mir dieser Mitredacteur sogar abträglich werden. Dabei fiel mir folgender Ausweg ein. Es dürfte nicht heißen: „Hrsgg. von R M. Meyer und A. Sauer“, sondern es müßten sich neben Meyer noch eine Reihe andrer Fachgenossen auf den Titel schreiben lassen, so daß es hieße „unter Mitwirk[un]g von ABCDEF hrsgg. von A Sauer“ wie dies jetzt Mode ist bei vielen wiss. Ztschrften. RMMeyer könnte dann gewissermassen als Vertreter der übrigen der Redaction näher verbunden und seiner Opferwilligkeit keine Schranke gesetzt werden. Die „Mitwirker“ auf dem Titel könnten aber auch dann nicht schaden, wenn die millionäre Vertretung fehlte. – Können Sie [m]ir darüber Ihre Meinung sagen, so thun Sies gütigst. Kämen Sie doch nach Weimar. Ich hätte so vieles mit Ihnen zu besprechen.
Treulichst und dankbarst
Ihr
AS.
L. F. Daß Ihnen d. Form meines Brentano-Aufsatzes nicht behagt, thut mir leid. Ich neige sehr zu ihr u. finde, daß etwas Leben und Abwechslung in unsre etwas trocknen Schemata dadurch kommt. – Die Gesellschaft hat [ges]tern 300 fl. für d. Euphorion bewilligt; es ist noch ein Vollversammlungsbeschluß nötig; aber da die ausschlaggebende Abtheilung das Geld ohne Widerspruch widmete, so ist das nur eine Formalität. Am Freitag oder Samstag wird die Sache fix und Koch wird nächste Woche das Geld haben. Das bedeutet nun 31 Ex. und mit den 10 Berlinern 41 Ex. zum Ladenpreis; also 61 Ex. zum Buchhändlernettopreis. So viel also, als er zur Fortführung nötig zu haben erklärte. Hebt sich nun der Absatz heuer noch ein klein wenig, wie es doch der Fall ist, so ist der Verlust heuer sehr gering. Jedesfalls verlängert Koch daraufhin den Contract um 1–2 Jahre. Inzwischen gewinne ich Zeit; wühle vom neuen in den Wiener u. Berliner Ministerien etc. Außerdem kann ich, wenns noth thut, von der hiesigen Gesellschaft im nächsten und vielleicht auch im übernächsten Jahr dieselbe Summe haben. Vielleicht stellt sich die Ztschrft inz[wis]chen doch auf ihre eigenen Füße.
Erich Schmidt, der mir sehr liebenswürdig u. entgegenkommend schrieb, hat sich bereit erklärt, einen Aufruf an die Fachgenossen u. Bibliotheken zu unterschreiben. Er will ihn mit mir zu Pfingsten in Jena oder Weimar redigieren, den in Weimar versammelten Collegen vorlegen, die Liste der Unterzeichner u. der damit zu betheilen[d]en feststellen. Ich verspreche mir mit Koch nicht allzuvielen Nutzen davon; aber kann auch nicht glauben, daß es Schaden werde. Hand in Hand mit der Verschenkung von I 1, wozu ich ihn vielleicht noch bewege, kanns doch helfen. – ESchmidt wirft ferner den Gedanken hin, ob ich nicht RMMeyer als Mitredacteur annehmen möchte. Er würde den Vermittler machen. Nun an u. für sich [h]ätte ich dagegen nichts einzuwenden. Zu eigentlicher Redactionsthätigkeit wird er seiner Sauschrift wegen schlecht taugen. Aber ein kritischer Kopf wie er ist, würde er in der Annahme strenger sein als ich; und das wäre gut. Im Moment kann ich aber kaum darauf eingehen, weil die Bewilligung von Seiten der hiesigen Förderungsgesellschaft ihre einzige Berechtigung eben nur darin hat, daß der Herausgeber der Ztschrft hier am Orte wirkt und sonst statutenwidrig wäre.
Brauche ich also die Gesellschaft auch im nächsten und übernächsten Jahre noch, so könnte mir dieser Mitredacteur sogar abträglich werden. Dabei fiel mir folgender Ausweg ein. Es dürfte nicht heißen: „Hrsgg. von R M. Meyer und A. Sauer“, sondern es müßten sich neben Meyer noch eine Reihe andrer Fachgenossen auf den Titel schreiben lassen, so daß es hieße „unter Mitwirk[un]g von ABCDEF hrsgg. von A Sauer“ wie dies jetzt Mode ist bei vielen wiss. Ztschrften. RMMeyer könnte dann gewissermassen als Vertreter der übrigen der Redaction näher verbunden und seiner Opferwilligkeit keine Schranke gesetzt werden. Die „Mitwirker“ auf dem Titel könnten aber auch dann nicht schaden, wenn die millionäre Vertretung fehlte. – Können Sie [m]ir darüber Ihre Meinung sagen, so thun Sies gütigst. Kämen Sie doch nach Weimar. Ich hätte so vieles mit Ihnen zu besprechen.
Treulichst und dankbarst
Ihr
AS.
Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-297
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8763 [Druckausgabe Nr. 152]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8763/methods/sdef:TEI/get
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