Lieber freund Ich danke Ihnen herzlich für Ihren brief, das extraheft und die wichtige Lückerecension. Ihre Brentanoentdeckungen sind sehr ergibig und ich habe sie mit so viel freude gelesen als ich etwas in der mir unsympathischen form des offenen briefes lesen kann. – Sie haben recht, das programm des Euphor. nicht einseitig zu sein, erschwert das aufprägen eines bestimmten charakters; ich bin etwas einseitig.
Die neuen aussichten sind sehr erfreulich; wenn sie nur auch den geldherren imponieren. Von dem aufruf verspreche ich mir das gegenteil wie Koch; es gibt gar keinen menschen, der eine zs. aus liebe zur wissenschaft abonniert; braucht er sie, so abonniert er ohne aufruf; braucht er sie nicht, so abonniert er auch dann nicht; wer aber etwa schwankend war, ob er nicht doch abonnieren solle, erfährt aus dem aufruf, dass das unternehmen sich nicht halten kann (auch wenn vom absatz nicht darin die rede ist) u. sagt sich: dann lohnt es sich nicht, dass ich abonniere, es geht ja doch bald zu ende. Koch soll was der aufruf u. seine versendung kostet auf die weitere verschenkung der ex. des 1. heftes wenden, das kann nützen. Das ist meine persönliche ansicht. Eine vermehrung des umfanges hielte ich für unglücklich. Dass ich Sudermann recensieren soll, ist eine bittere zurechtweisung meiner aufdringlichkeit. – Zum Goethetag komme ich nicht. Herzlich grüsst Ihr
BSfft.

Lieber freund Ich danke Ihnen herzlich für Ihren brief, das extraheft und die wichtige Lückerecension. Ihre Brentanoentdeckungen sind sehr ergibig und ich habe sie mit so viel freude gelesen als ich etwas in der mir unsympathischen form des offenen briefes lesen kann. – Sie haben recht, das programm des Euphor. nicht einseitig zu sein, erschwert das aufprägen eines bestimmten charakters; ich bin etwas einseitig.
Die neuen aussichten sind sehr erfreulich; wenn sie nur auch den geldherren imponieren. Von dem aufruf verspreche ich mir das gegenteil wie Koch; es gibt gar keinen menschen, der eine zs. aus liebe zur wissenschaft abonniert; braucht er sie, so abonniert er ohne aufruf; braucht er sie nicht, so abonniert er auch dann nicht; wer aber etwa schwankend war, ob er nicht doch abonnieren solle, erfährt aus dem aufruf, dass das unternehmen sich nicht halten kann (auch wenn vom absatz nicht darin die rede ist) u. sagt sich: dann lohnt es sich nicht, dass ich abonniere, es geht ja doch bald zu ende. Koch soll was der aufruf u. seine versendung kostet auf die weitere verschenkung der ex. des 1. heftes wenden, das kann nützen. Das ist meine persönliche ansicht. Eine vermehrung des umfanges hielte ich für unglücklich. Dass ich Sudermann recensieren soll, ist eine bittere zurechtweisung meiner aufdringlichkeit. – Zum Goethetag komme ich nicht. Herzlich grüsst Ihr
BSfft.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8762. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8762/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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