L. F. Vielen Dank für Ihre Sendung. Es soll alles bestens besorgt werden. Der gedruckte Auszug ist interessant genug. Mich hat es geradezu frappiert, wie vieles davon auch noch auf heutige Verhäl[tni]sse anwendbar ist. Wer immer das Gutachten geschr[ieb]en haben mag, ein sehr gescheuter, wol unterrichteter, scharfsinniger Mann war es jedenfalls. Die Überlieferungsfrage ist allerdings merkwürdig complicirt. – Lassen Sie sich mit Wolff immerhin Zeit; selbst wenn Sie bis zum Erscheinen des 2. Bandes warten wollen, ists mir recht. Nur weiß man bei solchen Büchern nie recht, wann & ob die Fortsetz. überhaupt erscheint.
Kelle wird bis jetzt nicht suppliert. Lambel hat voriges Jahr 600 fl. jährlich bekommen mit der Verpflichtung in jedem Semester ein Colleg über mhd. zu lesen. Das hängt also mit Kelles Erkrankung nicht zusammen. Kelle will übrigens nach Weihnachten Seminar halten. – Für Schröer waren Lambel (1), Weilen (2), Hauffen (3) vorgeschlagen. Auß[er]dem hatte sich Werner in einem Ministerialgesuch direct um die Stelle beworben. Der Finanzminister wies aber das hohe Gehalt für Werner ab & es heißt nun, daß die Stelle überhaupt nicht mehr besetzt werden solle. Ich wäre zu Tod froh gewesen, wenn Lambel hingekommen wäre; denn es wird [weit]erhin bei Kelles Abgang Schwierigkeiten bereiten, ihn ganz zu umgehen, wie es meiner Meinung nach geschehen muß. Nun habe ich Pogatscher als Ordinarius zur Seite u. der wird mich in meinem Kampf gegen Lambel unterstützen. Ich denke, wir schlagen Schönbach, Seemüller & Kraus vor, letzteren wol nur als Extraordinarius. Zingerle möchte ich bei aller Freundschaft gleichfalls umgehen; denn er ist zu ledern. – Das natürlich unter uns. –
Ich bin vom 7.–24. Dec. wahrscheinlich in Wien wegen Goedeke § 298, der zum Ende Winter fällig wird. Ich habe [mic]h mit Herrn v. Weilen in die Österreicher des alten 3. Bandes getheilt.
Alles Gute & Schöne von Ihrem
AS.

L. F. Vielen Dank für Ihre Sendung. Es soll alles bestens besorgt werden. Der gedruckte Auszug ist interessant genug. Mich hat es geradezu frappiert, wie vieles davon auch noch auf heutige Verhäl[tni]sse anwendbar ist. Wer immer das Gutachten geschr[ieb]en haben mag, ein sehr gescheuter, wol unterrichteter, scharfsinniger Mann war es jedenfalls. Die Überlieferungsfrage ist allerdings merkwürdig complicirt. – Lassen Sie sich mit Wolff immerhin Zeit; selbst wenn Sie bis zum Erscheinen des 2. Bandes warten wollen, ists mir recht. Nur weiß man bei solchen Büchern nie recht, wann & ob die Fortsetz. überhaupt erscheint.
Kelle wird bis jetzt nicht suppliert. Lambel hat voriges Jahr 600 fl. jährlich bekommen mit der Verpflichtung in jedem Semester ein Colleg über mhd. zu lesen. Das hängt also mit Kelles Erkrankung nicht zusammen. Kelle will übrigens nach Weihnachten Seminar halten. – Für Schröer waren Lambel (1), Weilen (2), Hauffen (3) vorgeschlagen. Auß[er]dem hatte sich Werner in einem Ministerialgesuch direct um die Stelle beworben. Der Finanzminister wies aber das hohe Gehalt für Werner ab & es heißt nun, daß die Stelle überhaupt nicht mehr besetzt werden solle. Ich wäre zu Tod froh gewesen, wenn Lambel hingekommen wäre; denn es wird [weit]erhin bei Kelles Abgang Schwierigkeiten bereiten, ihn ganz zu umgehen, wie es meiner Meinung nach geschehen muß. Nun habe ich Pogatscher als Ordinarius zur Seite u. der wird mich in meinem Kampf gegen Lambel unterstützen. Ich denke, wir schlagen Schönbach, Seemüller & Kraus vor, letzteren wol nur als Extraordinarius. Zingerle möchte ich bei aller Freundschaft gleichfalls umgehen; denn er ist zu ledern. – Das natürlich unter uns. –
Ich bin vom 7.–24. Dec. wahrscheinlich in Wien wegen Goedeke § 298, der zum Ende Winter fällig wird. Ich habe [mic]h mit Herrn v. Weilen in die Österreicher des alten 3. Bandes getheilt.
Alles Gute & Schöne von Ihrem
AS.

Briefdaten

Schreibort:
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-306
Umfang: 2 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8785. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8785/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

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