Graz 4. IV 97

Lieber freund, Indem ich Ihnen die korrektur der ersten fahnen, so weit ich sie erhalten habe, zuschicke, beschleicht mich das gefühlt der scham: das ganze ist zu sehr als materialeinschiebsel einer recension gehalten, zu wenig zum selbstständigen aufsatz ausgearbeitet. Ändern lässt sich das leider nicht, aber etwas aufputzen kann man die sache doch. Die schlange ohne ende muss doch wenigstens äusserlich ein paar mal in glieder abgesetzt werden: ich habe es so eingerichtet, dass der setzer nicht umbrechen muss. Ein paar erläuterungen in anmerkungen können auch nicht schaden. Und endlich wollte ich zu den knochen und knochensplittern doch etwas fleisch hinzufügen, zumal ich mich durchaus nicht mehr erinnere, ob ich das am schlusse getan habe. Es steht nun selbstverständlich ganz in Ihrem belieben, ob Sie die zusätze im und unter dem texte billigen oder nicht. Sie können Sie wegstreichen, ohne mir irgend wehe zu tun; Sie haben lediglich den zweck, das opusculum mit ein paar ruhepunkten zu versehen, an denen ein leser doch etwas zu lesen und nicht nur zu buchstabieren hat.
Zum Frischlin hoffe ich in dieser woche auch zu kommen. Ich steckte bis jetzt tag für tag im decanat.
Auf Ihr nächstes heft freue ich mich auch in der sicheren hoffnung, dass Sie an seine spitze ein paar worte über Sophie sagen; die grossherzogin hat wirklich für unsere litteraturgeschichte viel getan. Sie haben sich gewiss wie ich das Ihnen ja auch bekannte wesen dieser vornehmen und doch einfachen frau bei der Todesnachricht vergegen- wärtigt: ich muss sagen, dass ich mir erst jetzt klar werde, wie sehr ich sie verehrte, obwol ich mich mit ihr nicht so gut sprach als mit ihrem gatten oder ihrer jüngeren tochter.
- - -
Ihrem setzer muss ich noch eigens lob spenden, er ist viel besser als der Baireuther und hat sich nur einmal gröber versehen.
Die besten ferienwünsche von
Ihrem
ergebenen
BSeuffert.

Graz 4. IV 97

Lieber freund, Indem ich Ihnen die korrektur der ersten fahnen, so weit ich sie erhalten habe, zuschicke, beschleicht mich das gefühlt der scham: das ganze ist zu sehr als materialeinschiebsel einer recension gehalten, zu wenig zum selbstständigen aufsatz ausgearbeitet. Ändern lässt sich das leider nicht, aber etwas aufputzen kann man die sache doch. Die schlange ohne ende muss doch wenigstens äusserlich ein paar mal in glieder abgesetzt werden: ich habe es so eingerichtet, dass der setzer nicht umbrechen muss. Ein paar erläuterungen in anmerkungen können auch nicht schaden. Und endlich wollte ich zu den knochen und knochensplittern doch etwas fleisch hinzufügen, zumal ich mich durchaus nicht mehr erinnere, ob ich das am schlusse getan habe. Es steht nun selbstverständlich ganz in Ihrem belieben, ob Sie die zusätze im und unter dem texte billigen oder nicht. Sie können Sie wegstreichen, ohne mir irgend wehe zu tun; Sie haben lediglich den zweck, das opusculum mit ein paar ruhepunkten zu versehen, an denen ein leser doch etwas zu lesen und nicht nur zu buchstabieren hat.
Zum Frischlin hoffe ich in dieser woche auch zu kommen. Ich steckte bis jetzt tag für tag im decanat.
Auf Ihr nächstes heft freue ich mich auch in der sicheren hoffnung, dass Sie an seine spitze ein paar worte über Sophie sagen; die grossherzogin hat wirklich für unsere litteraturgeschichte viel getan. Sie haben sich gewiss wie ich das Ihnen ja auch bekannte wesen dieser vornehmen und doch einfachen frau bei der Todesnachricht vergegen- wärtigt: ich muss sagen, dass ich mir erst jetzt klar werde, wie sehr ich sie verehrte, obwol ich mich mit ihr nicht so gut sprach als mit ihrem gatten oder ihrer jüngeren tochter.
- - -
Ihrem setzer muss ich noch eigens lob spenden, er ist viel besser als der Baireuther und hat sich nur einmal gröber versehen.
Die besten ferienwünsche von
Ihrem
ergebenen
BSeuffert.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8838. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8838/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.