Graz 15 IV 98

Lieber freund, Ja, W. war hier und hat zu mir auch von der bibliographiesache gesprochen. Ich muss darnach annehmen, dass ein missverständnis vorlag, dass er Sie so verstanden hatte, als ob er noch 8-10 tage zeit vor sich habe, dass er also consterniert war, weil Sie ihm die vollendung vorher abnehmen. Seine unselige manier zu schweigen hat ihn auch hier vom geraden wege abgedrängt, das hab ich ihm gesagt. Ich kann Sie versichern, dass er unter der verstimmung leidet, dass er sehnlich wünscht, mit seinem immer verehrten lehrer die besten beziehungen zu erhalten. Und er hofft, dass Sie sie ihm wieder gewähren werden. Er teilt ihre ansicht, dass er sich die agilität, wie Sie es glücklich nannten, nicht abgewinnen könne, ein allzeit fertiger gehülfe zu sein, zumal er durch den dienst, eine zeitraubende lektion, die korrektur für den verein stark beschäftigt ist. Er wird Sie wol bitten, ihn von der Tätigkeit für den Euphorion zu entbinden.
So sehr ich das um Ihretwillen bedauere, der Sie eine entlastung notwendig bräuchten, sehe ich doch ein, dass er kaum der geeignete helfer ist; wenn Sie meiner früheren briefe zu seiner einführung oder vielmehr wiederaufnahme sich erinnern, so werden Sie sehen, dass ich hierüber stets mit vorsicht sprach: dass er die bibliographie machen kann, glaube ich immer noch, dass er langsam ist, hab ich auch gesagt. Ich hoffte,
dass er die schwerfälligkeit, fertig zu werden, Faksimile fehlt.
überwindet. Wie es scheint, vergebens. Die hoffnung gebe ich aber darum noch nicht auf, dass Sie, frei von geschäftlichen beziehungen, φιλολογειν. Er sprach mit freude davon, dass Sie das mit ihm taten, und wünscht sehnlich, dass darin keine störung eintrete. Wie muss ich Sie nach seiner erzählung um Ihre leistungsfähigkeit beneiden! Er konnte nicht genug rühmen, welche anstrengende und aufopfernde tätigkeit Sie bewältigen.

An Hubers arbeit werden Sie Ihre freude haben, denke ich. Ich hätte die diss. sofort in die Grazer studien aufgenommen, wenn ich nicht Hubers bedenken teilte, dass sie für ein buch noch zu fragmentarisch ist.
Aber reif ist alles, dünkt mich, und was er Ihnen anbot, bildet in sich ein ziemliches ganze !. Auch Wilhelm hat mich besucht, und von Ihrer zusage betr. der Alxinger briefe gesprochen; ich meinte, er hätte Ihnen besser das ganze statt nur den Nicolaiteil anbieten sollen, weiss aber allerdings nicht, ob es Ihnen nicht zu viel wäre; er fürchtete Ihnen zu viel zuzumuten. Und allerdings kann einem Alxinger? (über dessen Doolin er eine umständliche diss. liegen hat) „zu viel“ werden. Der brave Tropsch hat sein teil getan. Möge Sie das mit Grazern beladene heft nicht reuen!
Ihrer und Ihrer l. frau gesundheit wünsche ich rasch die vollste herstellung.
Wir lesen seit vorgestern. Grüssend
Ihr herzlich ergebener
BSfft.

Graz 15 IV 98

Lieber freund, Ja, W. war hier und hat zu mir auch von der bibliographiesache gesprochen. Ich muss darnach annehmen, dass ein missverständnis vorlag, dass er Sie so verstanden hatte, als ob er noch 8-10 tage zeit vor sich habe, dass er also consterniert war, weil Sie ihm die vollendung vorher abnehmen. Seine unselige manier zu schweigen hat ihn auch hier vom geraden wege abgedrängt, das hab ich ihm gesagt. Ich kann Sie versichern, dass er unter der verstimmung leidet, dass er sehnlich wünscht, mit seinem immer verehrten lehrer die besten beziehungen zu erhalten. Und er hofft, dass Sie sie ihm wieder gewähren werden. Er teilt ihre ansicht, dass er sich die agilität, wie Sie es glücklich nannten, nicht abgewinnen könne, ein allzeit fertiger gehülfe zu sein, zumal er durch den dienst, eine zeitraubende lektion, die korrektur für den verein stark beschäftigt ist. Er wird Sie wol bitten, ihn von der Tätigkeit für den Euphorion zu entbinden.
So sehr ich das um Ihretwillen bedauere, der Sie eine entlastung notwendig bräuchten, sehe ich doch ein, dass er kaum der geeignete helfer ist; wenn Sie meiner früheren briefe zu seiner einführung oder vielmehr wiederaufnahme sich erinnern, so werden Sie sehen, dass ich hierüber stets mit vorsicht sprach: dass er die bibliographie machen kann, glaube ich immer noch, dass er langsam ist, hab ich auch gesagt. Ich hoffte,
dass er die schwerfälligkeit, fertig zu werden, Faksimile fehlt.
überwindet. Wie es scheint, vergebens. Die hoffnung gebe ich aber darum noch nicht auf, dass Sie, frei von geschäftlichen beziehungen, φιλολογειν. Er sprach mit freude davon, dass Sie das mit ihm taten, und wünscht sehnlich, dass darin keine störung eintrete. Wie muss ich Sie nach seiner erzählung um Ihre leistungsfähigkeit beneiden! Er konnte nicht genug rühmen, welche anstrengende und aufopfernde tätigkeit Sie bewältigen.

An Hubers arbeit werden Sie Ihre freude haben, denke ich. Ich hätte die diss. sofort in die Grazer studien aufgenommen, wenn ich nicht Hubers bedenken teilte, dass sie für ein buch noch zu fragmentarisch ist.
Aber reif ist alles, dünkt mich, und was er Ihnen anbot, bildet in sich ein ziemliches ganze !. Auch Wilhelm hat mich besucht, und von Ihrer zusage betr. der Alxinger briefe gesprochen; ich meinte, er hätte Ihnen besser das ganze statt nur den Nicolaiteil anbieten sollen, weiss aber allerdings nicht, ob es Ihnen nicht zu viel wäre; er fürchtete Ihnen zu viel zuzumuten. Und allerdings kann einem Alxinger? (über dessen Doolin er eine umständliche diss. liegen hat) „zu viel“ werden. Der brave Tropsch hat sein teil getan. Möge Sie das mit Grazern beladene heft nicht reuen!
Ihrer und Ihrer l. frau gesundheit wünsche ich rasch die vollste herstellung.
Wir lesen seit vorgestern. Grüssend
Ihr herzlich ergebener
BSfft.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 2 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8880. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8880/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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