Graz 26. 4. 01
Lieber freund, Mit Schrecken werden Sie das umfängliche mscpt. empfangen. Streichen Sie, wo Sie wollen. Ich bin froh, die entsetzliche beschäftigung hinter mich gebracht zu haben. Ein buch wie das Wanieksche bringt mich gar zur verzweiflung. Ich habe mich wol noch nie im leben mit solcher unlust zum recensieren gezwungen. Die ganzen ferien hab ich mit vertan. Ich muss das handwerk aufstecken und höchstens wie Sie kleine anzeigen schreiben. Jetzt muss ich für andere blätter etwas tun, dann werd ich mich für den Euphorion an die La Rochesachen machen. Aber das semester beginnt, da kann ich nicht auf schreibtischarbeit rechnen.
Den 2. band Wolff hab ich besprochen, obwol seine einlieferung als rec. ex. Ihnen verweigert worden ist, so viel ich mich erinnere. Ich hoffe aber, dass Ihnen das nicht unangenehm ist; Sie können ja eine fussnote zum verklagen des verlegers machen. Doch das grosse Gottscheddenkmal mir zur ergänzung anzuschaffen, war mir doch zu teuer.
Ich bin sehr neugierig, ob Sie meiner Gottsched- und Dichtkunstcharakteristik, die in einzelnem glaub ich neues enthalten, zustimmen.
Suphan schrieb mir vor wochen: wie ich mit Ihnen stehe? U. auf meine antwort übertrug er mir die redaktion Ihres Götzschlusses. Seine wege sind mir dunkel; ich weiss nicht, warum ich für Ihren gewohnten redactor Erich eintreten soll, weiss nich, ob ich Ihnen passe usf. Ich habe ihm auch nicht geantwortet u. lasse alles an mich herankommen. Wenn ich sein Deutsch recht verstehe, w/sollten Sie nach Weimar kommen. Waren Sie da u. welche eindrücke haben Sie von der lage?
Neulich hiess es, wir würden Ihren Cornu statt Schuchardts erhalten. Was ist das für ein mann? u. wie ist seine frau? gewinnt man für den umgang etwas an ihnen? Wäre ich so unglücklich gewesen kommissionsmitglied in dieser sache zu sein, so hätte ich Sie seiner zeit befragt; so aber wollte ich durchaus passiv sein.
Herzlich grüsst Ihr
ergebener
BSfft.
Graz 26. 4. 01
Lieber freund, Mit Schrecken werden Sie das umfängliche mscpt. empfangen. Streichen Sie, wo Sie wollen. Ich bin froh, die entsetzliche beschäftigung hinter mich gebracht zu haben. Ein buch wie das Wanieksche bringt mich gar zur verzweiflung. Ich habe mich wol noch nie im leben mit solcher unlust zum recensieren gezwungen. Die ganzen ferien hab ich mit vertan. Ich muss das handwerk aufstecken und höchstens wie Sie kleine anzeigen schreiben. Jetzt muss ich für andere blätter etwas tun, dann werd ich mich für den Euphorion an die La Rochesachen machen. Aber das semester beginnt, da kann ich nicht auf schreibtischarbeit rechnen.
Den 2. band Wolff hab ich besprochen, obwol seine einlieferung als rec. ex. Ihnen verweigert worden ist, so viel ich mich erinnere. Ich hoffe aber, dass Ihnen das nicht unangenehm ist; Sie können ja eine fussnote zum verklagen des verlegers machen. Doch das grosse Gottscheddenkmal mir zur ergänzung anzuschaffen, war mir doch zu teuer.
Ich bin sehr neugierig, ob Sie meiner Gottsched- und Dichtkunstcharakteristik, die in einzelnem glaub ich neues enthalten, zustimmen.
Suphan schrieb mir vor wochen: wie ich mit Ihnen stehe? U. auf meine antwort übertrug er mir die redaktion Ihres Götzschlusses. Seine wege sind mir dunkel; ich weiss nicht, warum ich für Ihren gewohnten redactor Erich eintreten soll, weiss nich, ob ich Ihnen passe usf. Ich habe ihm auch nicht geantwortet u. lasse alles an mich herankommen. Wenn ich sein Deutsch recht verstehe, w/sollten Sie nach Weimar kommen. Waren Sie da u. welche eindrücke haben Sie von der lage?
Neulich hiess es, wir würden Ihren Cornu statt Schuchardts erhalten. Was ist das für ein mann? u. wie ist seine frau? gewinnt man für den umgang etwas an ihnen? Wäre ich so unglücklich gewesen kommissionsmitglied in dieser sache zu sein, so hätte ich Sie seiner zeit befragt; so aber wollte ich durchaus passiv sein.
Herzlich grüsst Ihr
ergebener
BSfft.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8993. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8993/methods/sdef:TEI/get
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